Von Peter Salzmann
Seine Markenzeichen: Akribische Probenarbeit, musikalisches Geschick, spannende Programmdramaturgie, Sachlichkeit gepaart mit viel Energie, die sich zweifelsfrei in seinen Dirigaten niederschlägt. Große Gesten sind ihm fremd; er vertraut eher kleineren Handbewegungen, mitunter nur Fingerzeigen, wenn er seine Bergfinken dirigiert. Denen steht er seit über 40 Jahren als Künstlerischer Leiter vor. Heute feiert Studiendirektor Wolfgang Wehmann seinen 70. Geburtstag. Mit seiner Frau Monika leitet er seit Jahren auch die Chorgemeinschaft Radebeul-Lindenau.
Dass nicht wenige Chorpartituren vom Staub der Archive unberührt bleiben, ist auch sein Verdienst. Viele Berglieder aus längst vergangenen Zeiten hat er sorgsam bewahrt, ohne etwa dem Neuen verschlossen zu sein. In unseren Tagen bereichern über 100 Kompositionen und Arrangements aus Wehmanns Feder des Repertoire der Bergfinken.
Sehr erfolgreich sind „Lachende Sonne“, „Elbsandsteingebirge“, „Regen“, „Es singen die Berge ihr Lied“ und „Kampenwandspruch“ – Titel, die sich auch in den Programmen anderer Chöre finden. „Stehn auf dem Gipfel im Sonnenschein, von gleichen Gedanken durchglüht, klingt von Schönheit und Glück dieser Welt jubelndes Bergfinkenlied“ – Text und Musik Wolfgang Wehmann, freilich ausschließlich von seinem Chor gesungen.
Von schlanker Statur, meist bescheiden und lächelnd im Hintergrund, den rechten Scheitel im schütteren Haar stets akkurat gezogen, hat er sich den Bewährungsproben und der Verantwortung nie verweigert. Der studierte Musikpädagoge ist seit 50 Jahren Chorleiter, stand vor gemischten und Kinderchören, war Fachschuldozent für Chorerziehung und Unterrichtsmethodik, Fachberater für Musik in der Stadt Dresden.
Viele Studenten hat Wolfgang Wehmann die Liebe zur Musik ins Herz gepflanzt, noch heute wirkt dieses Potenzial in unserer Region nachhaltig. Sein gesellschaftliches Engagement – nicht nur im Chorwesen – brachte ihm in der sächsischen Musikszene Achtung und Anerkennung ein. Seit 1992 ist Wolfgang Wehmann Präsident des Sächsischen Sängerbundes. „Als der erst kurze Zeit zuvor gegründete Bund in eine personelle Führungskrise geriet, stellte sich Wolfgang sofort uneigennützig für dieses Ehrenamt zur Verfügung“, berichtet Peter Schmidt, Vizepräsident des Sängerbundes in Sachsen. Gewiss kein leichtes Unterfangen, 70 Chören mit 3 500 Sängern ein engagierter Präsident zu sein. Wolfgang Wehmann schafft das im Bündnis mit 15 Mitgliedern des erweiterten Vorstandes mit Bravour – die Goldene Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes ist verdienter Lohn.
Bergfinken-Vorsitzender Heinz Grabitzki bewundert die abwechslungsreichen Proben unter Wehmann sehr: „Nichts entgeht seinem geschulten Ohr. Mit Tricks und Kniffen bringt er uns 80 Sängern bei, wie man effektiv zum Erfolg kommen kann.“ Ulrich Schlögel, Künstlerischer Leiter des Männerchores „Sächsische Schweiz“ und seit 1999 bei den Bergfinken an Wehmanns Seite, betont: „Mein Antrittsgespräch in seiner Wohnung verlief herzlich und problemlos. Wolfgangs Ausgeglichenheit und Erfahrung verdanke ich sehr viel.“ Chordirektor Werner Matschke vom Sächsischen Bergsteigerchor „Kurt Schlosser“ schätzt Wehmann als „einen stets zuverlässigen, kameradschaftlich-aufgeschlossenen und kompetenten Kollegen“.
Mit seinen Bergfinken – 1920 als Gesangsabteilung des Sächsischen Bergsteigerbundes ins Leben gerufen – konnte Dirigent Wolfgang Wehmann schöne Erfolge feiern: Auftritte im Kulturpalast, im Hygienemuseum, in den Bergen und seit 27 Jahren mit Weihnachtskonzerten. In Hamburg, Köln, München, im Schwarzwald und im österreichischen Bischofshofen waren die „Finken“ unter seinem Dirigat zu hören.
Das spezifische Bergfinken-Repertoire – vor allem Berg-, Wander- und Jagdlieder sowie Chormusik großer Tonschöpfer – sind ein starker Pfeiler, auf den Wolfgang Wehmann bauen kann. „Die Kameradschaft dieser Gemeinschaft hatte über alle Schwierigkeiten hinweg Bestand und ist auch die Grundlage für das musikalische Wirken“, wertet Wehmann.