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Trockenheit: Dresdens Bäumen fehlt das Wasser

Die Trockenheit setzt vielen Bäumen schon jetzt zu. Sie brauchen dringend Wasser aus dem Schlauch. Doch das kostet - zu viel in der Corona-Krise?

Von Sandro Rahrisch
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Droht Dresden der dritte Dürre-Sommer in Folge, könnten weitere Hunderte Bäume sterben, warnt die Umweltbürgermeisterin. Eines würde helfen - doch das kostet Geld.
Droht Dresden der dritte Dürre-Sommer in Folge, könnten weitere Hunderte Bäume sterben, warnt die Umweltbürgermeisterin. Eines würde helfen - doch das kostet Geld. © Christian Juppe

Dresden. Ein reichlicher Liter Regen ist in diesem Monat erst auf einen Quadratmeter Erde gekommen - in Strehlen. In Gohlis musste sich die Natur mit halb so viel begnügen. Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (Grüne) ist besorgt, aber nicht nur, weil das dritte Dürre-Jahr in Folge droht.

"Der April war bisher fast regenfrei, das ist ein echtes Warnsignal", so Jähnigen. Denn schon letztes und vorletztes Jahr sind viele Bäume an den Folgen der Trockenheit gestorben. Waren es 2017 noch 78 sogenannte Baumausfälle, wurden im Jahr darauf bereits 140 gezählt. Bis zum Herbst 2019 starben noch einmal 385 Straßenbäume - Bäume in Parks also nicht mitgezählt. Vor allem ältere Exemplare schafften es nicht.

Diese Blutbuche am Albertplatz verkraftete die letzten beiden Sommer nicht. Sie musste im Oktober 2019 gefällt werden.
Diese Blutbuche am Albertplatz verkraftete die letzten beiden Sommer nicht. Sie musste im Oktober 2019 gefällt werden. © Sven Ellger

"Wir haben dieses Jahr schon damit begonnen, zu gießen - Wässerungsfahrzeuge sind unterwegs", sagte Jörg Lange vom Umweltamt am Freitag. Er stellte aber auch klar, dass dies nicht bei allen 54.196 Straßenbäumen, die es derzeit in Dresden gibt, möglich sei. Sollte das restliche Jahr genauso trocken verlaufen wie der April, bekomme Dresden ein großes Problem.

Eine weitere Sorge: Wegen der Corona-Krise hat Finanzbürgermeister Peter Lames (SPD) am Dienstag eine sofortige Haushaltssperre angekündigt. So darf zum Beispiel nur noch Geld für dringende Maßnahmen ausgegeben werden, und das auch erst, nachdem er es genehmigt hat. Jähnigen sieht das Wässern der Stadtbäume als dringend an, sagte sie am Freitag und machte klar, dass sie darum kämpfen werde, Gieß-Geld zu bekommen. Sie sei guten Mutes, mit ihrem Kollegen eine Lösung zu finden, damit im Sommer kein Baum-Massensterben einsetzt.

Viel Geld will Jähnigen in den kommenden Jahren auch ausgeben, um Dresdens Baum-Bestand widerstandsfähiger gegenüber Trockenheit zu machen. Um das zu erreichen, sollen vorhandene Bäume intensiv geschützt und darüber hinaus neue Arten gepflanzt werden, die mit diesen klimatischen Verhältnissen besser zurecht kommen - Hopfenbuchen statt Blutbuchen, italienischer Ahorn statt Spitzahorn. Um rund 80 Arten ist das neue Straßenbaumkonzept ergänzt worden. Denn mit einer Trendwende hin zu gemäßigteren Sommern rechne die Umweltbürgermeisterin nicht.

Entlang von Dresdens Hauptstraßen sollen in den nächsten Jahren 4.800 zusätzliche Bäume dazukommen. An den Nebenstraßen sehe man dagegen Potenzial für nur etwa 2.000 neue Bäume. Dafür müssten allerdings Straßen umgestaltet werden, was wiederum abgestimmt werden müsse. Pro neuem Baum rechnet Jähnigen mit Kosten in Höhe von 4.200 Euro. 

"Bäume sind ein Muss"

Geld koste es aber auch, besonders alte Bäume so zu erhalten, dass sie weitere Jahre wachsen können. Dafür sind rund 1.500 Euro pro Baum veranschlagt. In der Summe wären für die Umsetzung des neuen Straßenbaumkonzeptes 44,7 Millionen Euro nötig.

"Bäume sind keine hübsche Zutat, wenn gerade mal Platz am Straßenrand ist, sondern ein Muss", unterstrich Jähnigen die Wichtigkeit neuer Bäume am Freitag. Auch im Hinblick auf den Klimawandel. So sorgen Bäume nicht nur für Schatten, sondern auch für frische Luft in warmen Sommernächten. Das sei allerdings nicht zum Nulltarif zu bekommen. Der Stadtrat muss das Konzept noch bestätigen, ebenso das Geld dafür.

Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen setzt sich für mehr Bäume in Dresden ein. Jetzt braucht sie das Geld dafür.
Dresdens Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen setzt sich für mehr Bäume in Dresden ein. Jetzt braucht sie das Geld dafür. © Rene Meinig (Archiv)

Um Dresdens Bäume vor der Trockenheit zu schützen, könnte aber auch jeder Dresdner selbst etwas tun und gießen, so Umweltamtsleiter Detlef Thiel. Vor allem bei jungen Bäumen zähle jeder Tropfen, da ihre Wurzeln noch nicht so weit in die Tiefe reichten, wo der Boden noch feucht ist.

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