Von Gabriele Naß
Nichts im Leben ist beständig? Christine Schaar vom Tschernobylverein Bischofswerda macht da seit Jahren ganz andere Erfahrungen. Sie kann darauf warten, dass Anfang des Jahres ein Brief ohne Absender in ihrem Briefkasten steckt, der liebe Grüße, beste Wünsche für die Arbeit des Tschernobylvereins und Geld enthält. Vor wenigen Tagen bekam sie wieder so eine freundliche Sendung, die ein Glück ist für den Verein.
200 Euro steckten in dem Brief, sagte Christine Schaar in einem SZ-Gespräch, überwältigt von dem schönen Gefühl zu wissen, dass es immer noch Menschen gibt, die es schaffen, anderen ganz uneigennützig zu helfen. Obwohl auch hierzulande immer mehr Leute den Euro mehrmals umdrehen müssen, ehe sie ihn ausgeben.
Ob es dem Absender des Briefes auch so geht? „Wir haben es leider nie erfahren, wer uns die anonyme Spende zukommen lässt, dabei hätten wir uns schon längst gern einmal bedankt“, sagt die Vereinsvorsitzende, die schon genau weiß, wofür das Geld Verwendung finden wird. Es kommt den Kindern aus einem Land zu Gute, die die wirtschaftlichen Defizite und die Folgen des Atomunfalls von Tschernobyl verkraften müssen. Das sind Kinder, die mit ganz wenig auskommen müssen und die froh sein können, wenn sie einigermaßen gesund sind. Solche Kinder aus Weißrussland lädt der Tschernobylverein Bischofswerda jedes Jahr für vier Wochen ein; nicht, um sich am Wohlstand der Deutschen die Nase platt zu drücken, sondern um frische Luft zu tanken, frisches Obst und Gemüse zu essen und ein bisschen Spaß haben zu können.
Der Urlaub der 20 Kinder, die in diesem Jahr vom 11. Juni bis 10. Juli eingeladen sind, kostet dem Verein nur so viel Geld, wie er zulässt. Es wird sehr aufs Geld geschaut, um nicht einen Euro in den Sand zu setzen. Umsonst sind die Ferien dennoch nicht zu haben. Sie zu finanzieren, ist für die Schiebocker Tschernobylhelfer jedes Jahr ein Kraftakt. 200 Euro, wie sie in dem Brief gesteckt haben, sind da ein ganz warmer Regen. Das Geld wird dabei helfen, den Bus zu finanzieren, mit dem die Kinder nach Deutschland reisen, und es wird helfen, die Unterkunft und Verpflegung zu bezahlen. Geplant ist, sagte Christine Schaar, die Kinder wie im Sommer 2002 im Naturfreundehaus in Neukirch unterzubringen.
Wer helfen möchte, den Urlaub der Kinder zu organisieren oder zu finanzieren, stößt bei den Vereinsmitgliedern um Christine Schaar immer auf offene Ohren. Obst und Gemüse oder frisches Brot, das gesponsert wird, hilft genauso wie jeder Euro. Für die Betreuung der kleinen Gäste braucht es interessante Ideen, auch die sind gefragt. Ausgesucht für den Aufenthalt in Bischofswerda werden Waisen, Halbwaisen und Kinder aus sozial besonders schwachen Familien. Dabei hilft das Partnerkomitee, der Kinderfonds in Minsk. 16 Mädchen und Jungen und zwei Erwachsene sollen die Reise antreten können.
Wer die Betreuung der weißrussischen Kinder im Sommer 2003 in Bischofswerda bzw. Neukirch unterstützen möchte, wendet sich an: Dr. Christine Schaar, 03594 / 71 63 28.