Turmverein ist am Ziel angekommen

Striegistal. Gefühlt gehört der Turmverein von Böhrigen schon immer zur Vereinslandschaft der Großgemeinde dazu. Doch tatsächlich gibt es den „Verein zur Nutzbarmachung des Leonhardtschen Aussichtsturmes im Striegistal“ erst seit zehn Jahren.
Das und noch einiges mehr wird am 1. Mai gefeiert. Irgendwie habe der Verein das Gründungsdatum – den 16. April 2009 – ein wenig aus den Augen verloren, gesteht Carola Bunde, die nach Matthias Zimmer an der Spitze steht. Damals seien es 25 Männer und Frauen gewesen, die den 1890/1891 errichteten Aussichtsturm wieder begeh- und die Landschaft aus 26 Metern Höhe erlebbar machen wollten. „Inzwischen gehören 58 Mitglieder zum Verein“, erzählt sie.
Zur Gründung wie heute wird jede helfende Hand benötigt. Als sich der Verein des Denkmals annahm, war es so marode, dass es nicht mehr für Besucher zugänglich war. Und zwar schon seit 1981. Danach sollte es noch mehr als 25 Jahre dauern, bis der Plan gefasst wurde, den Turm sozusagen wiederzubeleben.
„Wie wichtig er den Einwohnern war, wurde zur 825-Jahrfeier von Böhrigen 2008 deutlich“, sagt Carola Bunde. Für sie hat der Turm noch eine besondere Bedeutung. Er ist für sie Herzens- und Familiensache.
Denn Stifter Carl Gustav Leonhardt, ein Fabrikant aus Böhrigen, war der Bruder ihres Urgroßvaters. Gebaut hat den Turm Baugewerkemeister Clemens Koch aus Roßwein. Er und der Geldgeber wären gewiss stolz, wenn sie den Aussichtsturm heute sehen könnten. „Er ist genau wieder so schön wie zur Einweihung“, findet die stellvertretende Vereinschefin.
Fotos belegen das. Nachdem der Turm saniert und wieder begehbar war, haben sich die Vereinsmitglieder um das Außengelände gekümmert, rund um den Fuß einen Zaun aufgestellt, Bäume gepflanzt – so, wie auf den alten Aufnahmen zu sehen war.
Einen kleinen Unterschied gibt es allerdings: Am Ende der Fahnenstange weht heute eine Fahne. Früher glänzte darauf ein sogenannter Knopf. Inzwischen haben es sich die Vereinsmitglieder auch zur Tradition gemacht, im Advent einen Weihnachtsstern auf dem Turm zu installieren. Der leuchtet dann weit ins Land hinein.
Seit 2011 ist der Turm wieder begehbar. 142 Stufen führen die Holztreppe hinauf auf die Aussichtsplattform in 26 Metern Höhe. Mehr als 110 000 Euro an Spenden- und Fördergeld floss in die Sanierung. Zuvor hatte der Denkmalschutz eine Notsicherung finanziert.
Seit der Wiedereinweihung haben Verein und Kommune noch weiteres Geld in die Hand genommen, und zum Beispiel eine Schutzhütte für Wanderer errichtet. Eine Art Pavillon soll folgen. Denn: „Das Gelände wird über die Öffnungszeiten hinaus sehr gut angenommen“, erzählt Carola Bunde.
Sie berichtet von Klassen- und Gruppenausflügen, von gebuchten Führungen und den beiden Festen, die die Förderer jedes Jahr ausrichten. Das nächste steht am 1. Mai an. Dann gibt es auch noch eine Überraschung vonseiten der Kommune. Sie hat vor Jahren schon dafür gesorgt, dass der Aussichtsturm über einen für die Landwirtschaft ausgebauten Weg gut zu erreichen ist. Nun kommt noch ein Turmrundwanderweg hinzu. „Die Gemeinde hat die dafür nötigen Grundstücke gekauft“, sagt Hauptamtsleiterin Sabine Brendecke.
Das war aber noch nicht alles. Sie spricht davon, dass der Rundweg inzwischen öffentlich gewidmet und ausgeschildert ist. „Hoffentlich mit etwas größeren Schildern“, wünscht sich Carola Bunde. Weil die Hinweise bislang zu klein ausfielen, hätten manche Besucher nicht gleich den Weg zum Turm gefunden.
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich am 1. Mai der Begehung zur Einweihung des Weges anschließen. Treff ist um 10 Uhr an der ehemaligen Schule in Böhrigen. Dort sollen Wanderer auch in Zukunft ihr Fahrzeug abstellen dürfen, wenn sie sich zum Aussichtsturm aufmachen wollen.
Der Rundwanderweg führt über die Feldstraße zum Turm, zurück geht es über die Straße zum Steinbruch. Zum Verweilen haben die Mitarbeiter des Bauhofes der Gemeinde Striegistal an verschiedenen Stellen Bänke aufgestellt. Das Geld für den Ausbau und die Möblierung des Wanderweges kommt aus dem eigenen Haushalt, so Sabine Brendecke.
Frühlingsfest am 1. Mai
10 Uhr wird Bürgermeister Bernd Wagner den Turmrundwanderweg an der ehemaligen Schule in Böhrigen einweihen.
ab 11 Uhr sind Besucher am Aussichtsturm willkommen, beginnt das Frühlingsfest. Zum Programm gehören die Auftritte einer Irish-Folk-Gruppe, des Chores der Grünlichtenberger Grundschule sowie der Frankenberger Holzoper, die die Marionetten tanzen lassen. Kinder können Bogenschießen.
Bewirtet werden die Gäste mit Kaffee und Kuchen sowie Gegrilltem.