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Typisches fürs Umgebinde

Eigentlich hat eine Niedercunnersdorferin sie auf die Idee gebracht. Sie wollte eine neue Haustür für ihr Umgebindehaus, aber diese sollte nach dem Original gefertigt werden. „Daraufhin sind wir einmal...

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Von Angelika Dornich

Eigentlich hat eine Niedercunnersdorferin sie auf die Idee gebracht. Sie wollte eine neue Haustür für ihr Umgebindehaus, aber diese sollte nach dem Original gefertigt werden. „Daraufhin sind wir einmal mit offenen Augen durch die Gegend gefahren und haben gesehen, dass tatsächlich die typischen Oberlausitzer Haustüren immer mehr verschwinden“, erzählt Tischlermeister Ullrich Schneider aus Obercunnersdorf. So nahm sich der kleine Tischlerbetrieb der Sache an.

„Wir haben solche alten Türen fotografiert, uns dann hingesetzt und sie nachgestaltet“, berichtet Schneider weiter. Schließlich sind die ursprünglichen Umgebindehaustüren sehr kompakt, haben oft viele Verzierungen und sind dem Haus entsprechend meist mehrfarbig. Diese historische Grundlage musste nun mit den heutigen Anforderungen hinsichtlich Wärmeschutz und Sicherheitstechnik komplettiert werden.

Schon Anfang der 90er Marktlücke entdeckt

Im Festumzug des 5. Heimat- und Folkloretages vor zwei Jahren in Obercunnersdorf haben sie dann die erste Mustertür vorgestellt. Und zum Obercunnersdorfer Straßen- und Handwerkermarkt im vergangenen Jahr waren es schon drei Modelle. Die schlummerten bislang auf Lager bzw. wurden Kunden bei konkreter Nachfrage vorgezeigt. Vor etwa vier Wochen hat dann ein Mitarbeiter, nämlich Tischlermeister Jochen Schnitter, die Initiative ergriffen und die Modelle als Firmenpräsentation vor der Tischlerei aufgestellt. Und ein Lehrling hat solch eine Oberlausitzer Haustür erfolgreich als Gesellenstück gefertigt.

Die Tischlerei Schneider widmet sich aber nicht erst jetzt den Elementen der Umgebindebauweise. Schon Anfang der 90er Jahre, als noch der Vater von Ullrich Schneider das Geschäft leitete, wurde die Marktlücke entdeckt. Da stiegen Schneiders zur Freude des Denkmalschutzes mit individuell angefertigten Fenstern ein. Seitdem werden hier Rahmen mit Aufsatzsprossen gefertigt, die man beim Putzen der Scheiben aufklappen kann. Um das typische Gesicht der Umgebindehäuser zu bewahren, werden die Fensterrahmen wie die Außenverkleidung traditionell aus Holz gefertigt und entsprechend verziert.

Die fünfte Generation arbeitet bereits mit

Mittlerweile in den Händen der vierten Generation ist die Tischlerei Schneider jetzt. Gegründet hat sie Ullrich Schneiders Urgroßvater Oskar. „Der gebürtige Schlesier war damals auf Wanderschaft gegangen und in Obercunnersdorf hängen geblieben“, erzählt der Erbe. Er begann mit zwei Hobelbänken, einem Satz Stechbeitel, einem Satz Handsägen und anderem diversen Handwerkszeug auf einer Produktionsfläche von zirka 25 Quadratmetern. Doch schon ein Jahr später wurde für die ersten Maschinen angebaut. 1950 übernahm Großvater Fritz den Betrieb und 1985 Vater Wolfgang. Auch Sohn Ullrich erlernte den Beruf des Tischlers und absolvierte 1988 erfolgreich die Meisterschule. Zehn Jahre später wurde er dann Inhaber.

Nach einer Erweiterung des traditionellen Standortes im Jahre 1991 wurde 1995 eine leer stehende Scheune in Ruppersdorf als Produktionsstätte ausgebaut. „Dort ist die Oberflächengestaltung untergebracht, das heißt, die in Obercunnersdorf hergestellten Rohprodukte werden hier veredelt“, erklärt Ullrich Schneider. „Und unser Spezialist Frank Rößler nimmt sich mit Leib und Seele vor allem der Gestaltung der Oberlausitzer Haustüren an.“

Insgesamt acht „Mann“ arbeiten derzeit in der Tischlerei, dazu zählen auch Schneiders Frau Ulrike und Sohn Marcel. Die fünfte Generation ist also gesichert.