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Über den Geschmack von Bärentatzen

Karl May war kein Kostverächter und speiste und trank gern im großen Stil. Die neueste Edition aus dem Karl-May-Verlag ist unter dem Titel „Durchs wilde Lukullistan“ im Gewand der Grünen Bände diesem Thema gewidmet.

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Von Manfred Gärtner

Karl May war kein Kostverächter und speiste und trank gern im großen Stil. Die neueste Edition aus dem Karl-May-Verlag ist unter dem Titel „Durchs wilde Lukullistan“ im Gewand der Grünen Bände diesem Thema gewidmet.

Das leibliche Wohl spielt in Karl Mays abenteuerlichen Reisen oft eine große Rolle. Freundschaften werden im wilden Westen oder fernen Orient gern mit einem Festmahl besiegelt. So lobt der „Mayster“ den delikaten Geschmack von Bärentatzen, berichtet aber auch, wo recht „Gewöhnungsbedürftiges“ zu sich genommen werden muss, um den Gastgeber nicht zu beleidigen, oder aus der Not heraus, um zu überleben.

Neben den ernsthaften erinnert sich der Leser aber besonders gern an die humorvollen, die skurrilen Schmankerln in Mays Reiseerzählungen: Menüs, deren Zubereitung, Verabreichung und Gerüchte die Lachmuskeln außerordentlich strapazieren. Gern denkt man an die Geschichte beim böhmischen Wirt Franzl. Mays Schulfreund Carpio hatte den Virginias, dem Wein, und den Würsten so unmäßig zugesprochen, dass er sich am nächsten Tag „wie ein großer, dicker Sack voll Jammer und Elend“ fühlte. Aber auch die Szene auf dem Bahnhof zu Tharandt bleibt unvergessen. Die tollpatschigen Maler Haller und Schneffke kommen sich beim Aussteigen so ins Gehege, „dass sie dem Bahnsteigkellner Bier, Kognak, belegte Semmeln vom Tablett fegen“. Da ist auch noch die „Meisterköchin“ namens „Petersilie“, die nicht nur nach Petersilie duftete. „Ihr entströmte eine Atmosphäre aus Knoblauch, faulen Fischen, toten Ratten, Seifenwasser und verbranntem Hering“. Bei den Beduinen ist es eine große Ehre, allerdings mit nicht gerade sauberen Händen aus undefinierbarer Masse geformte Kugeln in den Mund geschoben oder Igel samt Inhalt als Wildbret serviert zu bekommen.

Über 70 Stories aus der Feder Mays haben Uwe Neßler aus Pirna und Heinz Mees aus Wiesbaden auf reichlich 500 Seiten zusammengetragen. Der bekannte Maler für Karl May, Carl-Heinz Dömken, hat das Titelbild gestaltet und den Band mit Illustrationen versehen. Das Buch ist auch im Karl-May-Museum Radebeul erhältlich und kostet 14.90 Euro.