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Über Weihnachten wird gearbeitet

Eine historische Kampagne hat in der Löbauer Zuckerfabrik begonnen. Mit fast 210 000 Tonnen Rüben wird die größte Jahresmenge an Zuckerrüben verarbeitet, die hier jemals erreicht wurde. Deshalb wurde die Produktion auch schon eine Woche eher als sonst aufgenommen und wird über Weihnachten gehen.

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Von Angelika Dornich

Eine historische Kampagne hat in der Löbauer Zuckerfabrik begonnen. Mit fast 210 000 Tonnen Rüben wird die größte Jahresmenge an Zuckerrüben verarbeitet, die hier jemals erreicht wurde. Deshalb wurde die Produktion auch schon eine Woche eher als sonst aufgenommen und wird über Weihnachten gehen. Danach schließt die Südzucker GmbH das Werk Löbau.

„Es riecht wieder so süßlich in Löbau, die Zuckerkampagne hat bestimmt begonnen“, sagt ein Bekannter. Und tatsächlich rollen wieder die voll beladenen Lastwagen über die Görlitzer Straße in die Zuckerfabrik. Nach dem Wiegen kippen sie dort die süße Fracht ab. Die Rüben werden einer intensiven Reinigungskur unterzogen und schließlich geschnitten. Aus den Schnitzeln wird dann das „weiße Gold“ herausgewaschen, erklärt Volker Herold, der leitende Ingenieur im Löbauer Südzucker-Werk.

Die ganze Prozedur, bis aus der Feldfrucht die Zuckerkristalle entstehen, dauert etwa einen Tag. Wem sie genauer interessiert, der kann an einer Betriebsführung teilnehmen. Für Schulklassen und Gruppen wird diese wochentags eingerichtet, für interessierte Bürger sonnabends, 14 Uhr. Die nächste ist am 5. Oktober vorgesehen. „Man sollte sich dafür aber anmelden, und zweieinhalb bis drei Stunden einplanen“, weist Herold hin. In diesem Jahr besteht diese Möglichkeit letztmalig, denn mit der Kampagne 2002 geht die Geschichte der Löbauer Zuckerfabrik zu Ende.

Begonnen hat sie 1884. Nach der politischen Wende wurde das Werk von der Südzucker AG übernommen, und diese wollte es bereits 2000 schließen. Immense Proteste aus der Region und der Kampf der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten konnten das Aus bis Ende 2002 herausschieben. Jetzt rückt es immer näher. Heute sitzen Vertreter der Südzucker AG und der Stadt wieder zusammen. „Leider haben wir noch keinen potenziellen Interessenten für die Fabrik bzw. das Gelände“, sagt Werkleiter Jörg Löber. Dass die Stadt einige hätte, wie OB Dietmar Buchholz vorige Woche der SZ sagte, sei ihm neu. Und er glaube auch nicht, dass Südzucker das fast 100 000 Quadratmeter große Fabrikareal für einen symbolischen Euro der Stadt überlasse. In dem heutigen Gespräch „teilen wir der Stadt mit, welche Sicherungsmaßnahmen wir vornehmen“.

23 Mitarbeiter bleiben befristet bis Ende 2003 beschäftigt. Ihnen obliegen die Abwicklungsarbeiten, wie zum Beispiel die Demontage wieder verwendbarer Anlagen und die Sicherung des Geländes. Etwa die Hälfte der Stammbelegschaft hat schon die Kündigung zum 28. Februar in der Hand. Neun Mitarbeiter arbeiten in anderen Südzucker-Werken weiter.