Übernahmepläne für Dresdner Dampfer

Dresden. Jetzt schlägt der Dampfer-Verein Alarm. Zweieinhalb Monate nach der Insolvenzmeldung der Sächsischen Dampfschiffahrt (SDS) gibt es aus seiner Sicht noch keine Anzeichen dafür, dass die Rettung des Unternehmens gelingt und die Flotte Dresden erhalten bleibt. Die Befürchtung: Ein Privatinvestor könnte nur einzelne Schiffe oder einen Teil der Flotte übernehmen, um damit das Geschäft auf der Elbe fortzuführen, der Rest wäre verloren. Das sagte der Vereinsvorsitzende Dirk Ebersbach in einem Gespräch mit der SZ. Der Verein, der im September 2019 gegründet wurde, hat deshalb am Montagmorgen Tatsachen geschaffen.
"Weiße Flotte Dresden – Freunde der Sächsischen Dampfschiffahrt e.V." ist die offizielle Bezeichnung der Gruppe, die vor allem aus Dresdnern besteht und die sich formiert hat, als die SDS 2019 schon einmal in Schwierigkeiten war. Damals konnte das Unternehmen gerettet werden. Unter anderem weil sich die Eigentümer dafür ausgesprochen hatten, vorerst auf Geld zu verzichten. Der Verein hat das Ziel, die Flotte bei ihren Bemühungen um wirtschaftlichen Erfolg mit eigenen Aktivitäten zu unterstützen. Dazu sollte unter anderem mit Schulen zusammengearbeitet werden, um junge Menschen für die Schiffe zu begeistern. An zusätzliche Werbung war gedacht, an Veranstaltungen auf Schiffen, die am Terrassenufer liegen und an Spendenaktionen.
Spenden für die Flotte
Jetzt will der Verein selbst als Interessent für die Übernahme der Flotte ins Rennen gehen. Am Montagmorgen hat die Dresdner Rechtsanwältin Nicole Scholze, die zum Vereinsvorstand gehört, diese Nachricht an die Verantwortlichen abgeschickt. Sie ist leitet eine Kanzlei, die sich mit Insolvenzen und Firmensanierungen beschäftigt und kennt deshalb auch den Berliner Burkhard Jung, der dasselbe Geschäft betreibt und als Sanierungsgeschäftsführer für die Flotte arbeitet. Der Verein rechnet damit, dass ein Betrag "in mittlerer einstelliger Millionenhöhe erforderlich sein wird, um die Flotte im Ganzen zu erwerben und zu erhalten". Er hat sich ein großes Ziel gesetzt. Das Geld soll über Spenden gesammelt werden. Zur Einordnung: Die Anteilseigner der Flotte haben Anfang der 90er Jahre 35,2 Millionen Mark aufgebracht, um die Schiffe zu übernehmen.
Gleichzeitig bietet sich der Verein als Kooperationspartner für finanzkräftige Investoren an. Er werde "jeden unterstützen, der dieselben Ziele verfolgt, wie wir", heißt es dazu in einer Pressemitteilung. "Private Investoren mögen sich gerne melden, wenn sie bereit sein sollten, den Erhalt der Flotte analog der Vorstellungen unseres Vereins zu sichern."
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Dem Vereinsvorsitzende Dirk Ebersbach ist bewusst, dass diese aktuellen Ziele einen Kraftakt erfordern. „Beim Wiederaufbau der Frauenkirche haben wir gemeinsam schon einmal eine enorme Kraft entfaltet", macht er sich Mut und wirbt zugleich um Unterstützung. Die Zerschlagung der Flotte sei jetzt eine "reale Gefahr".
Eine erste Aktion gibt es inzwischen, mit der Spenden für die SDS und die Rettung der Flotte gesammelt werden sollen. Die Laubegaster Silvia Tröster und Bernd Sonntag haben sie sich ausgedacht. Sonntag, einstiger Chef des Laubegaster Verlags "Die Fähre", hat noch rund 700 Exemplare des Buchs "Die älteste und größte Raddampferflotte der Welt". 2002 ist es erschienen und hat damals fast 25 Euro gekostet. Das war zu viel, ist sich Silvia Tröster mit Bernd Sonntag einig. Jetzt wird es für knapp 15 Euro verkauft, fünf Euro pro Buch gehen direkt an die Flotte.
Die Dampfschifffahrt musste Ende Mai Insolvenz anmelden. Ursache der Zahlungsschwierigkeiten waren laut Aussage der Verantwortlichen einerseits die fehlenden Einnehmen wegen des Corona-Lockdowns und andererseits eine ausbleibende Kreditzahlung der Sächsischen Aufbaubank. Eine Million Euro erwartete die Flotte von der Bank. Die SDS war schließlich zahlungsunfähig und musste Insolvenzantrag stellen. Seitdem werden die Gehälter aus dem Insolvenzgeld bezahlt.
Parallel dazu hat Burkhard Jung als Sanierungsgeschäftsführer den Auftrag, Investoren für das Unternehmen zu suchen. Jung geht davon aus, dass er bis Ende August braucht, um seriöse Geldgeber zu finden, die auch ein tragfähiges Konzept für die Flotte vorlegen. Dabei sei es sein Ziel, das Unternehmen als Ganzes zu erhalten, sagte er der SZ. Mehr als einer und weniger als zehn potenzielle Geldgeber hätten sich gemeldet. Dazu gehört nun seit Montagmorgen auch der Weiße-Flotte-Verein aus Dresden. Das Problem: Der Verein hat zwar Interesse bekundet, aber über das Geld für den Einstieg bei der Dampfschifffahrt verfügt er noch nicht.
Buchverkauf
Das Buch "Die älteste und größte Raddampferflotte der Welt" ist bei der DDV Mediengruppe zu haben, zu der auch die Sächsische Zeitung gehört. Es wird in den Dresdner DDV Lokalen und auf der Internetseite www.ddv-lokal.de verkauft. Fünf Euro pro Buch gehen an die Sächsische Dampfschiffahrt.