Von Jens Fritzsche
Beim Blick auf den Wahlschein zur Stadtratswahl in Radeberg wird sich so mancher die Augen reiben und fragen: Was, die FDP gibt’s in Radeberg noch und sie will in den Stadtrat? Denn die FDP gibt’s in Radeberg quasi seit Jahrzehnten nicht mehr wirklich, abgesehen von einigen zarten Versuchen von Einzelkandidaten bei den vergangenen Stadtratswahlen. Aber dennoch, mitten im deutschlandweiten Niedergang der Freien Demokraten, tauchen diesmal erneut zwei FDP-Kandidaten für den Radeberger Stadtrat auf. Einer davon ist zudem ein ziemlich prominenter Name: Der Liegauer Galerist Eberhard Klinger nämlich geht gemeinsam mit dem Diplomingenieur Steffen Schüller für die Liberalen ins Stadtratsrennen. Klinger will zudem in den Ortschaftsrat Liegau einziehen, Steffen Schüler in den Ullersdorfer Ortschaftsrat.
Dass es bundesweit für die FDP nicht wirklich super läuft, wundert den Liegauer Galeristen dabei wenig. „Ich war in letzter Zeit immer weniger mit dem Bundeskurs einverstanden – nun hat der dafür verantwortliche Parteivorstand vom Wähler die Quittung bekommen“, sagt er. Zu wenig liberales Profil habe die Partei bundesweit in letzter Zeit gehabt, findet Eberhard Klinger. „Wir Liberale sind ja die einzige Partei, die den Freiheitsgedanken so konsequent umsetzt, das ist in den vergangenen Jahren ein wenig verwaschen worden“, ist er sauer. Liberales Denken heißt für den Liegauer dabei, „dass jeder für sich auch ein Stück weit selbst verantwortlich ist und nicht immer gleich nach dem Staat rufen sollte“, beschreibt er. Was im Umkehrschluss heißt, „dass sich auch der Staat nicht überall einmischen muss und nicht immer alles reglementiert“, stellt er klar.
Aber große Politik will Eberhard Klinger im Radeberger Stadtrat sowieso nicht machen, stellt er klar. „Vor Ort sollte es ja eher um die Bedürfnisse der Einwohner gehen und nicht um politische Linien und Parteipolitik“, sagt der Liegauer. „Ich verfolge ja, dass da im Stadtrat vom Radeberger Oberbürgermeister regelmäßig eine sehr SPD-lastige Diskussion eingebracht wird – ich finde diese Politisierung aber eigentlich Quatsch“, beschreibt Eberhard Klinger seine Sicht, und würde, wie er sagt, im Falle einer Wahl in den Stadtrat, „dort dann keine FDP-Parteipolitik betreiben“.
Wert legen will der seit 2010 in Liegau-Augustusbad lebende Eberhard Klinger vor allem auf den Zustand der Verkehrswege, sagt er. „Da gibt es ja einige, die in einem wirklich miesen Zustand sind“, findet er. Die Badstraße zum Beispiel und auch die Dr. Rudolf-Friedrich-Straße, fügt er an. „Da sind in den vergangenen Jahren offenbar andere Prioritäten gesetzt worden, aber ich finde vernünftige Straßen schon wichtig“, verdeutlicht der Liegauer. Und als Mann der Künste hat er natürlich auch ein Auge aufs Thema Kultur. „Kunst im öffentlichen Raum kommt in Radeberg ein wenig zu kurz“, findet der Galerist. Denn wirklich viel moderne Kunst ist auf den Straßen und in den Parks der Bierstadt nicht wirklich zu finden, ist er überzeugt. „Wobei man insgesamt sagen muss, dass das kulturelle Leben, auch was die Arbeit von Kunst- und Malzirkeln betrifft, durchaus beachtlich ist“, fügt Eberhard Klinger an. „Dennoch würde mehr Kunst dem Stadtbild durchaus guttun“, ist der Liegauer überzeugt.