Von Varinia Bernau
In der vernetzten Stadt, so wie sie Mike Altmann vom Multimediapark vorschwebt, wartet ein Verein nicht, bis Radio- oder Zeitungsredakteure über sein Wirbeln berichten. Das übernehmen die Mitglieder selbst: Mit Artikeln, Interviews oder Videos über gewöhnliche Sitzungen und außergewöhnliche Spendenaktionen – Alles abrufbar im Internet.
Podcasts heißen die Magazine im Netz, bestehend aus Text-, Ton- und Videobeiträgen. Sie sind das Werkzeug, das Altmann den Görlitzern an die Hand geben möchte, damit sie mit an ihrer Stadt bauen.
Vor rund zwei Jahren sind die ersten Podcasts aus den USA nach Deutschland geschwappt. Mehr als ein Geheimtipp sind sie bislang vor allem in den Ballungszentren geworden. Dass kleinere Städte wie Görlitz hinter diesem Trend hinterherhinken, liegt auch an fehlenden Breitbandnetzen. „Wenn ich mir zu Hause einen Hörfunkbeitrag von etwa zehn Minuten herunterlade, habe ich genügend Zeit, um zwei Maschinenladungen Wäsche aufzuhängen“, erläutert Mike Altmann und schiebt hinterher: „Und ich bin nicht der Schnellste im Wäsche aufhängen.“ Mit der modernen Technik wäre der Podcast bereits auf seinem Rechner ehe die erste Ladung Wäsche auf der Leine wäre.
Die Breitbandnetze würden zudem für eine gute Bild- und Tonqualität der Beiträge sorgen. Und die brauchen auch die Livechannels, die Altmann als zweites Kernstück in sein Projekt verankert hat: Etwa für den Geschäftsmann, der noch im Büro hockt, während ein paar Straßen weiter ein Informationsabend zum Stadtumbau läuft. Über einen Livechannel könnte er die Diskussion nicht nur an seinem Rechner verfolgen, sondern sich auch per Videotelefon einklinken, wenn ihm der Kragen platzt.
Abstimmung im Internet
„Ähnliches ist auch für die Bürgerfragestunden im Stadtrat denkbar, zu der nicht jeder ins Rathaus kommen kann“, sagt Altmann. In einem Archivsystem könnte man die aufgezeichneten Debatten hinterlegen – für die, die sich später noch einmal darüber informieren möchten.
Mitbestimmung heißt in letzter Konsequenz auch Abstimmung: Online-Voting ist deshalb ein dritter Schwerpunkt des Projekts. Wer heute an Bürgerbefragungen im Internet teilnehme, etwa zu einem Bauvorhaben in der Stadt, der habe die Wahl zwischen dem Klick auf „Ja“ und dem auf „Nein“, beschreibt Altmann. Künftig könnten auf der Internetseite zur Abstimmung auch Hintergrundinformationen bereitstehen: Modelle oder Beschlussvorlagen. Eine umfangreiche Dokumentation all dessen, was Bürger brauchen, um sich eine Meinung zu bilden. „Die Abstimmung wird so aussagekräftiger als wenn die Leute aus dem Bauch heraus entscheiden“, argumentiert Altmann. Die Menschen in der vernetzten Stadt, wie er sie in seinem Projekt entworfen hat, können auch bei Kommunalwahlen ihr Kreuz übers Internet setzen.
Bis Ende Oktober legt Görlitz bei dem von der Telekom ausgerufenen Wettbewerb ein Konzept vor, wie verschiedene Lebensbereiche mittels moderner Technik für den Bürger optimal miteinander verbunden werden können. www.t-city.goerlitz.de