Von Torsten Töpler
Einen herrlichen Rundblick auf die Oberlausitzer Bergwelt bietet sich von der Wilhelmshöhe im Oderwitzer Oberdorf. Doch während die Aussicht über lang gestreckte Felder enorm die Augen weitet, soll nun gerade hier der Gestank tierischen Düngers ganz andere Gefühle auslösen.
Doch nichts Fauliges lässt sich an diesem schwülen und windigen Montagnachmittag schnuppern. „Sicher. Wenn sie düngen, dann riecht es mal ein bis zwei Tage“, erklärt Knut Großmann etwas verdutzt. Seit fünf Jahren lebt er mit seiner Familie ganz oben auf der Wilhelmshöhe in der alten Gaststätte. Und das schon immer in Zweisamkeit mit den angrenzenden Äckern und Wiesen.
Doch von Dauermief kann er nichts berichten. „Was mich gewundert hat, war, dass vor einiger Zeit Gülle bei plus 30 Grad gefahren wurde.“ Aber wahrscheinlich sei der Behälter mal voll gewesen, sodass der Inhalt eben raus musste, vermutet Großmann. Auch eine andere Familie, die etwas entfernter wohnt, fühlt sich nicht dauerhaft geruchsbelästigt.
Erst weiter unten im Dorf, an der vorbeiführenden Hauptstraße, können Leute davon ein Lied singen. „Tagelang roch das beim letzten Mal“, erinnert sich Sägewerksbetreiber Wilfried Krause an das Düngen vor etwa zwei Wochen. Verhängnis für die damals frisch gereinigte Wäsche seiner Tochter. Zum Trocknen aufgehangen, konnten selbst ihre chemischen Duftstoffe dem Aroma tierischer Verdauungsprodukte nicht widerstehen. „Neu waschen musste sie die“, weiß Krause.
Und er hat schließlich noch den richtigen Riecher: Der auf Süden gedrehte Wind war schuld, dass es gerade die Gegend um die Hauptstraße derart zugenebelt hatte. Mit der Landwirtschaft hat Wilfried Krause an sich kein Problem. Doch warum sei gerade bei der Hitze gedüngt worden, warum sei nicht auf Regen gewartet worden?
„Gemacht wird jedenfalls alles, um Geruchsbelästigungen zu vermeiden“, erklärt Gotthard Hoffmann, Leiter der Pflanzenproduktion in der Agrargenossenschaft Eibau e.G. Man stehe im engen Kontakt mit dem Wetterstudio Kachelmann, nutze auch das Internet für die Wettervorhersage. „Die Aussicht auf Regen war zum damaligen Zeitpunkt gegeben. Doch von den reichlich 70 Prozent Niederschlagsneigung ist eben bei uns nichts angekommen“, bedauert der erfahrene Eibauer Landwirt. Allerdings könne man auch nicht warten, bis es geregnet habe. Die Gefahr des Rutschens der Landtechnik sei dann auf Grund der stark hangigen Lage der Wilhelmshöhe sehr hoch, erläutert Gotthard Hoffmann. „Dazu kam noch an dem betreffenden Tag, dass sich der Wind aus West in Richtung Süd gedreht hat. Auch für mich ist es dann ärgerlich“, bedauert Gotthard Hoffmann den bei den Einwohnern ankommenden aufdringlichen Duft.
Dabei haben die Eibauer Landwirte auch an der Düngetechnik einiges verändert. Damit die Gülle schneller und zugleich „grobtropfiger“ in den Boden gelange, sitze die aussprühende Düse tiefer als vorher. Das ändert freilich nichts an der Tatsache, dass für den Bereich Wilhelmshöhe zunächst einmal im Jahr Gülle ausgetragen wird. „Gern bin ich auch bereit, über das Problem mit den Leuten zu reden“, zeigt der Leiter der Pflanzenproduktion Verständnis.