Übungsplatz wird Drehscheibe für Alliierte

Luna gewinnt auf dem Truppenübungsplatz Oberlausitz (Tüp) immer mehr an Bedeutung. Aber nicht etwa eine Frau dieses Namens, Luna steht als Abkürzung für die luftgestützte unbemannte Nahaufklärung. Drohnen sind in der Muskauer Heide bereits im Einsatz. Bald soll es Technik der neuesten Generation sein. Die Verträge zur Beschaffung wurden erst unlängst festgemacht, sagte General Eberhard Zorn.
Für den Generalinspekteur der Bundeswehr war das nach eigener Aussage einer der Anlässe für seinen Besuch am Dienstag in der Kommandantur in Haide. „Der Platz hier ist gut geeignet, um Soldaten in der Nahaufklärung auf ihre Einsätze etwa in Afghanistan oder Somalia vorzubereiten“, erklärte er. Durch die Drohnen mit Minimotoren werde es aber keinerlei zusätzliche Lärmbeeinträchtigungen geben. Und noch in anderer Hinsicht wandte er sich gegen mögliche Ängste der Anwohner. „Die Drohnen sind lediglich mit Kameras ausgerüstet. Sie haben keine elektronischen Systeme an Bord, um Handydaten abzugreifen, und auch keine Waffen“, versicherte er.
Der Tüp Oberlausitz ist einer von 13 der Bundeswehr in ganz Deutschland und zugleich einer ihrer modernsten. Er soll zu einer zentralen Ausbildungs- und Übungseinrichtung der Streitkräfte ausgebaut werden. „Der Platz hat die Dimension und das Potenzial dazu“, begründete Eberhard Zorn. Die Digitalisierung steht für ihn dabei ganz vorn an. Damit soll die Sicherheit auf und um den Platz herum erhöht werden, damit bei den Schießen weder Beteiligte noch Unbeteiligte zu Schaden kommen. Für Oberstleutnant René Pierschel, den Kommandanten des Platzes, ist der Einsatz der Drohnen noch in anderer Hinsicht von praktischem Wert. Etwa, um Feuerwehr und Rettungskräfte zu steuern. Oder aber auch, um die 300 Schranken um den Übungsplatz herum zu überwachen. Die würden bis jetzt auf Patrouillenfahrten kontrolliert, das Personal könnte dann andere Aufgaben übernehmen.
Vor Ort hat man manche Idee, wie sich der Platz in den nächsten Jahren entwickeln könnte. Beim Generalinspekteur stößt das auf offene Ohren. Eberhard Zorn war nicht nur zum Fachsimpeln über Technik gekommen. Vor Militärs und zivilen Gästen stellte er vor, wie die Bundeswehr den Platz fit für die Zukunft machen will.
Versorgung kommt in zivile Hände
Als Zwischenstopp für amerikanische Truppen auf dem Weg nach Polen hat sich der Tüp Oberlausitz bereits bewährt. Erst vor Wochen waren größere Einheiten hier. Um „als Speerspitze der Nato“ auch künftig den Bündnisverpflichtungen gerecht zu werden, soll die Infrastruktur erweitert werden. Soldaten sollen hier nicht nur rasten, sondern auch üben und Technik warten können. Dafür seien eine feste Tankstelle, massive Gebäude statt Zelte als Unterkünfte, Hangars und Werkstätten erforderlich. „Alles, was ein Rastplatz braucht, soll hier installiert werden. Ergänzend zu dem, was schon da ist“, erklärte Zorn. Man wolle den Platz den alliierten Partnern anbieten, um daraus über 2023 hinaus einen Dauerauftrag zu machen. Auch mit Polen sei man dazu bereits im Gespräch. Von der Versorgung – der Amerikaner wie der Soldaten aus Singapur, die regelmäßig in der Oberlausitz üben – soll die Truppe jedoch entlastet und Aufträge für ziviles Personal an die Wirtschaft vergeben werden. Um wie viele Arbeitsplätze es sich handelt, da könne er sich noch nicht festlegen.
Landrat Bernd Lange (CDU) verwies auf den Flugplatz in Rothenburg, der sich ja in Reichweite des Truppenübungsplatzes befinde. Aus kommunaler Kraft sei eine solche Einrichtung schwer zu schultern. Der Landkreis habe deshalb „großes Interesse, die Bundeswehr für eine Teilnutzung zu gewinnen“. Es gebe sowohl Flächenkapazität als auch einen Gleisanschluss, um Truppentransporte abzuwickeln. Die Idee nahm Eberhard Zorn mit Interesse auf.
„Die Bundeswehr besteht aus Bürgern in Uniform. Es ist unsere Aufgabe, ihnen den Rücken zu stärken“, erklärte Michael Kretschmer (CDU). Man sei froh über jeden Dienstposten in Sachsen, der zukunftssicher ist, so der Ministerpräsident. Die Pläne der Bundeswehr zur Erweiterung des Platzes in der Oberlausitz bezeichnete er als „eine wichtige Nachricht“, gehe es doch um Arbeitsplätze und Kaufkraft für die Region. „Jetzt müssen wir gemeinsam schauen, dass wir es zügig umgesetzt kriegen.“.
Gekommen war der oberste bundesdeutsche Soldat mit einem Transporthubschrauber CH-53. Normalerweise trainieren Hubschrauber auf dem Tüp Oberlausitz die Staublandung. Dass Gäste aus der Luft einfliegen, ist eher selten der Fall. Generalinspekteur Eberhard Zorn nutzte die Gelegenheit zu einem Rundflug, um sich von den Dimensionen des 24 500 Fußballfelder großen Platzes selbst ein Bild zu machen. Zum ersten Mal in der Oberlausitz fand er den Blick auf Tagebaue und Übungsplatz „beeindruckend“ und auch „wie wir den Flächentausch reibungslos hinkriegen“.
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