Von Claus Wöhle
Des einen Leid ist des anderen Freud’. Seit die BackwarenVertriebs BWV GmbH aus dem Gebäude des ehemaligen Bäcker’s Backhaus im Nieskyer Gewerbegebiet Süd ausgezogen ist, stellt sie selbst keine Ware mehr her. Die kommt jetzt aus Uhsmannsdorf. Und dort ist man alles andere als unglücklich über die Entwicklung. BWV-Chef Holger Kubig: „Die Uhsmannsdorfer haben jetzt so richtig viel zu tun. Sie arbeiten an der Grenze des Machbaren, um unsere Filialen gut versorgen zu können. Und sie geben sich die größte Mühe.“
10 000 Euro im Monat Pacht?
13 Filialen sind es, die täglich mit frischen Backwaren beliefert werden müssen. Sie befinden sich in Niesky, Weißwasser, Döbern, Schleife und Görlitz. Gegenwärtig gibt es ein paar Qualitätsprobleme mit dem Uhsmannsdorfer Brot. „Es ist nicht schlecht, aber ganz anders als wir es hergestellt haben. Wir sind im Gespräch über Änderungen bei Brot und Brötchen.“ Absolut nichts zu kritisieren gebe es seiner Meinung nach am Kuchen aus Uhsmannsdorf. Im Laufe der nächsten Wochen, so ist sich der Geschäftsführer sicher, wird sich alles einpegeln.
Leerstand bedeutet Tod
Gerne hätte man im Gewerbegebiet Süd an traditioneller Stätte selbst weiter gebacken – mit dem Insolvenzverwalter war man sich wohl schon so gut wie einig – doch die Pachtforderungen, die der Zwangsverwalter der Immobilie schließlich stellte, waren einfach nicht akzeptabel. 10 000 Euro im Monat für ein Gebäude, das laut Baugutachten angeblich nur noch etwa 150 000 Euro wert ist, das war Kubig entschieden zu hoch. So war das Ende vorprogrammiert, sowohl für die dort beschäftigten Bäcker als auch für die Lehrlinge. „Wir hätten die Bäcker gern übernommen und die Lehrlinge dazu. Sie hätten sogar zu Ende lernen dürfen.“
Was aus dem Gebäude überhaupt einmal wird, das steht in den Sternen. Und es steht vor allem erst einmal weitestgehend leer. Holger Kubig: „Wenn das ein paar Jahre andauert, dann ist alles zu spät. Im Gebäude ist der Schwarzschimmel, es hat mehrfach reingeregnet. Sie können sich vostellen, dass langer Leerstand jetzt der Todesstoß sein könnte.“ Was er außerdem sieht, sind die Betriebskosten, die ja, wenn auch eingeschränkt, weiter anfallen. „Und in nicht allzu langer Zeit kommt hier die Hygiene auf den Plan.“ Für Uwe Gramsch und seine Pizzeria im gleichen Gebäude eine zusätzliche Belastung, wenn das Problem nicht in den Griff zu bekommen ist.
Es bleibt, wie es ist
So hat die BWV GmbH nun ihr Domizil in Sichtweite des ehemaliegen Backhauses aufgeschlagen. im Gebäudekomplex des Möbelhauses Zuchold schräg gegenüber. Von hier aus wird der gesamte Vertrieb gesteuert. Etwa 50 Leute arbeiten daran, die Kunden in den 13 Filialen zufrieden zu stellen; drei Bäcker, Verkäuferinnen und Kraftfahrer bilden dabei die Hauptkräfte. Ob sich Holger Kubig wohl vorstellen könnte, jemals wieder in das Produktionsgebäude auf der anderen Straßenseite zu ziehen und selbst zu produzieren? Nein, sagt er, der Zug sei abgefahren, man habe sich entschieden.