Von Carolin Barth
Die Uhyster Kameraden wollen Leben retten und Verletzten helfen, die in Unfallwracks eingeklemmt sind. Deshalb sind sie in der Feuerwehr. Dafür sind sie ausgebildet. Doch sie wollen nicht selbst in Gefahr geraten, nicht ihr eigenes Leben riskieren. Deshalb verweigern sie ab sofort den Einsatz auf der Autobahn 4 in ihrem Einsatzfahrzeug LO. Der DDR-Robur kommt nur noch im Ort zum Einsatz. Auf der Autobahn springen jetzt die Kameraden der Feuerwehr Großhänchen/Pannewitz ein. Sie haben ein top-modernes Einsatzfahrzeug, auf das die Uhyster noch Jahre warten müssen. Sie stehen auf der Prioritätenliste für Investitionen bei Feuerwehren im Landkreis noch nicht vorn. Sie werden nicht bevorzugt, obwohl das jetzige Fahrzeug ein Sicherheitsrisiko ist.
Der LO, Baujahr 1982, ist veraltet. Er ist dem rasenden und wachsenden Verkehr auf der Autobahn und damit dem hauptsächlichen Einsatzort der Uhyster Feuerwehr nicht mehr gewachsen. „Leistung und Sicherheit entsprechen nicht den heutigen Anforderungen“, sagt der Uhyster Ortswehrleiter Jörg Ritter. Die Kameraden sitzen aufgereiht auf Holzpritschen, ohne Gurt gesichert und nur abgeschirmt von einer Plane. Maximal 40 Kilometer pro Sunde kann der LO rollen, kaum mehr beschleunigen. „Der Verkehr nimmt auf uns keine Rücksicht“, sagt Jörg Ritter. Vor allem Lkw. Die fahren dicht auf, scheren aus und überholen mit der doppelten Geschwindigkeit. „Da spürt man den Windhauch im Rücken“, so Jörg Ritter. Deshalb akzeptiert er das Nein seiner Kameraden. Leicht haben sie sich das nicht gemacht. Weil sie auf der Autobahn dringend gebraucht werden, geschult sind und über die spezielle Sondertechnik verfügen. „Wir rücken zu Unfällen, Ölspuren oder brennenden Fahrzeugen aus“, sagt Gemeindewehrleiter Stefan Hentschke.
Die Uhyster sind versiert im Umgang mit Spreizgeräten und Abstützsystemen, um eingeklemmte Autofahrer aus zerbeulten Wracks zu befreien. Mehr als die Hälfte ihrer Einsätze bestreitet die Uhyster Wehr auf der A 4 für technische Hilfeleistungen. Für insgesamt gut 30 Kilometer sind die 35 aktiven Männer und Frauen zuständig. Im Schnitt alle zwei Wochen rücken sie auf die Autobahn aus. Vor allem der Burkauer Berg sei ein Unfallschwerpunkt. Hier krache es oft, sagt Jörg Ritter. Auch die Polizei sieht hier einen Unfallschwerpunkt. Erst vergangene Woche war bei einer Kontrolle jedes zehnte Auto zu schnell. „Die Raserei nimmt zu“, sagt Jörg Ritter. Außerdem gebe es keine „Stoßzeiten“ mehr. Der Verkehr rolle von früh bis spät, von montags bis sonntags. „Als wir das Fahrzeug 1982 bekamen, war die Autobahn noch nicht das Thema wie heute. Der Verkehr von heute ist mit damals gar nicht zu vergleichen“, so Stefan Hentschke. „Deshalb ist schon seit Jahren ein neues Löschfahrzeug für uns im Gespräch.“ Es soll das jetzige Löschfahrzeug und den Rüstwagen – das zweite Fahrzeug für die Technik – ablösen. Schon 2011 wurde ein Fördermittelantrag gestellt. Immerhin bis zu 300 000 Euro kann ein modernes Löschfahrzeug mit Wasser und sämtlicher Technik an Bord kosten. Die eine Hälfte der Kosten muss die Gemeinde aufbringen. Die andere trägt der Freistaat. Ein Kraftakt ist es allemal. Deshalb müssen sich die Uhyster noch gedulden. Es kann fünf Jahre dauern oder noch länger, bis ein neues Feuerwehrauto vors Uhyster Depot rollt.
Doch was tun bis dahin? „Wir suchen nach einer Übergangslösung, also nach einem gebrauchten Fahrzeug“, so Stefan Hentschke. Gut 30 Händler hat er kontaktiert. Der Preis entscheide letztlich über Alter und Zustand. Immerhin, 150 000 Euro kann selbst ein gebrauchtes Fahrzeug kosten. Genau das macht Burkaus Bürgermeister Sebastian Hein (CDU) derzeit Kopfzerbrechen. Die teure „Zwischenlösung“ muss die Gemeinde aus eigener Tasche zahlen. „Doch es muss sein, wir sind verantwortlich für die Kameraden, die alles im Ehrenamt leisten. Dennoch muss das Fahrzeug bezahlbar sein.“ Schließlich kommen mit der eigentlichen Neuanschaffung weitere immense Kosten auf die Gemeinde zu.
Bevor das neue Fahrzeug überhaupt anrollen darf, muss die Gemeinde Burkau am Uhyster Depot einen 120 000 Euro teuren Anbau schaffen. „Mit dem Bau werden wir in diesem Jahr beginnen. Wir beantragen einen vorzeitigen Baubeginn“, sagt Sebastian Hein. Fördergelder fließen erst später.