Von Angelika Dornich
Sie beginnt gewissermaßen mit einer Liebesgeschichte, die Immobilienbörse für Umgebindehäuser. Nämlich der des Ehepaars Gabriele und Eberhard Großhans aus Buxtehude, die während ihres Urlaubs im Jahr 1999 in Waltersdorf ein leer stehendes Umgebindehaus entdeckten und „hin und weg“ davon waren. Ende 2001 zogen sie darin ein. Das war Liebe auf den ersten Blick.
Unter dem Slogan „Liebe auf den zweiten Blick“ wird nun zunächst deutschlandweit auf die einzigartigen Bauwerke in der Region Oberlausitz sowie im angrenzenden Böhmen und Polen aufmerksam gemacht. „Schließlich sind sie im Wechselspiel mit ihrer Architektur und ihren Nutzungsmöglichkeiten für das gesamte Dreiländereck ein Image prägender Standort und ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal geworden“, erklärte Landrat Günter Vallentin auf der gestrigen Pressekonferenz. Es geht um den Erhalt der Kleinode durch innovative Konzepte. Man sei dabei weggekommen von „Rettet die Umgebindehäuser“, vielmehr gelte es jetzt, Werte und Lebensgefühl zu vermitteln. Und die Beauftragte für das Umgebindeland-Projekt, Jeannette Gosteli fügte hinzu: „Deshalb wollen wir mit vielen Inhalten über die Region, Fotos und kleinen Geschichten Außenstehende neugierig und verliebt machen.“
In den Landkreisen Löbau-Zittau und Bautzen gibt es noch zirka 6 000 Umgebindehäuser. 350 davon stehen bereits leer, sind also dem Verfall preisgegeben. Man könne damit rechnen, dass in bestimmt 500 weiteren nur noch eine Person lebt, sie in absehbarer Zeit ebenfalls unbewohnt sein werden“, wies Matthias Schwarzbach aus dem Landratsamt hin. „Nur wenn es uns gelingt, sie lebendig zu nutzen, gehen sie nicht verloren.“
So ist der unter Federführung des Landkreises laufende Aufbau der Internet-Datenbank auch nur ein Teil einer geplanten umfassenden Vermarktungsoffensive für Umgebindehäuser in der Oberlausitz, Schlesien und in Böhmen. Der Startschuss dafür fiel bereits am 15. September. Daraufhin wurde ein Konzept in Auftrag gegeben, dass die drei Bestandteile Internet, Medienkampagne und Wanderausstellung hat. Darin werden auch bestehende Initiativen und Aktivitäten gebündelt. Der Grundstock wurde mit dem Projekt „leben-im-umgebinde.de“ des Fördervereins der Grenzregion Obere Mandau/Spreequellen gelegt. „Ich freue mich, dass unser Projekt in das größere Vorhaben einfließt“, sagte die Ebersbacher Stadtplanerin Dolores Weidner. Die Oberlandstadt kann es finanziell nicht bewältigen. Sie wies aber auch daraufhin, dass es nicht nur wichtig sei, finanzkräftige Interessenten aus den Großstädten hierher zu locken: „Sondern auch Eigentümer zu unterstützen, denen es an finanziellen Möglichkeiten für die Sanierung mangelt.“
Begleitet wird die Vermarktungsoffensive von einer ehrenamtlichen Projektgruppe Umgebindehäuser und dem Landesamt für Denkmalschutz. Zeitgleich mit dem Start der Umgebinde-Börse wird die gesamte Internetpräsentation in drei weitere Sprachen übersetzt: Polnisch, Tschechisch und Englisch. „Ziel ist, dass wir auch die gesamte Region einbringen“, sagte Landrat Vallentin. Da bleibt noch einiges zu tun In Tschechien und Polen ist die Kartierung der Umgebindehäuser allerdings erst angelaufen.