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Umsatzhoch bei Affenhitze

Handel. Immer noch Kult: Seit gestern treffen sich Schnäppchenjäger zum Sommerschlussverkauf. Görlitzer Geschäfte sind zufrieden mit dem Start.

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Von Lisa HeidnerundAlexander Müller

Eigentlich ist er längst überflüssig. Seit jeder Händler zu jeder Zeit mit Rabatten locken kann, braucht‘s keinen Schlussverkauf für die Schnäppchenjagd. Doch gestern, pünktlich zum Ferienbeginn, war das Fieber wieder da: Sommerschlussverkauf.

Statt Sommerflaute erlebte auch der Görlitzer Handel gestern einen ordentlichen Kunden-Ansturm. Das bestätigt auch Karstadt-Chefin Ilona Knopp. Bei dieser Affenhitze mache sie Affengeschäfte, lacht sie und fügt hinzu: „Wir sind mit dem Sommerschlussverkauf in diesem Jahr sehr zufrieden. Unser Personal hat besonders in diesen Tagen kaum eine freie Minute. Das tolle Wetter kommt uns zugute.“

Nicht mehr nur Textilien

Die Verkaufsrenner in diesem Sommer sind Sommerhüte, Sonnenbrillen, Röcke und Tops. Einige Geschäfte haben Markenware bis zu 70 Prozent reduziert. Von der einst 80 Euro teuren Markenhose für nunmehr schlappe 25 Euro, bis hin zum Sommerkleid für 2,90 Euro ist alles dabei. Ladenhüter sind und bleiben dagegen natürlich langärmelige Kleidungsstücke, wie Sommerpullis und Jacken oder aber auch lange Hosen.

„Erst die Gesamtheit macht die Schnäppchenjagd so charmant“, erklärt Jutta Müller vom Handelsverband Sachsen, warum viele Läden an diesem gemeinsamen Termin für den Sommerschlussverkauf festhalten. Und so nehmen auch in diesem Sommer über zwei Drittel der Geschäfte an der Aktion teil.

Aber die Tradition wird nicht nur bewahrt, sie wird sogar noch erweitert. „Früher waren vor allem Textilien und zuvor genau bestimmte Waren zugelassen“, erläutert Müller. Heute dagegen dürfen alle Branchen mit allen Produkten mitmachen. So kann sich der Kunde nun auch in Bau- oder Möbelmärkten auf besonders günstige Angebote freuen. Beschränkungen gibt es grundsätzlich keine mehr. So lange es sich für den einzelnen Händer noch rechnet, ist alles erlaubt.

Ein weiterer Grund, sich die Schnäppchen auf keinen Fall entgehen zu lassen, ist die Mehrwertsteuererhöhung, die ab Januar nächsten Jahres in Kraft tritt. Doch auch die Händler selbst müssen die Ware bis zu diesem Zeitpunkt unbedingt loswerden, wenn sie am Ende nicht sogar noch draufzahlen möchten. Und somit rechnet sich die zweiwöchige Aktion für beide Seiten.

Nicht nur der Preis zählt

Doch nicht alle Passanten lassen sich von sommerlichen Niedrigpreisen beeindrucken. Anneliese Dinga achtet selbst zwar sehr auf den Preis. Wenn sie jedoch für ihre Enkelin einkaufen geht, werden Sommerschnäppchen für sie uninteressant. „Mir geht es da mehr um Aussehen und Qualität als um niedrige Preise“, sagt sie.

Das ist durchaus im Sinne der Verbraucherschützer. So ist herabgesetzte Ware häufig vom Umtausch ausgeschlossen, sagt Reiner Glade von der Verbraucherzentrale in Görlitz. Anders sieht das bei fehlerhafter Ware aus. Sofern sie nicht als solche ausgewiesen wurde, gilt hier die normale Gewährleistung.

Außerdem sei es wichtig, bei der Schnäppchenjagd nicht nur den Rabatt im Blick zu haben. „Die Kunden sollten sich nicht blenden lassen“, mahnt Verbraucherschützer Rainer Glade. Der Kunde müsse auch erkennen, wie ein Preis zu Stande kommt – was ist zum Beispiel der offizielle Preis eines „Schnäppchens“.

Ingrid Bäther hat trotz der Hitze einen kühlen Kopf bewahrt. Sie ist gezielt auf Schnäppchenjagd gegangen. Sie hat sich Sommerbettwäsche und Laken für sieben Euro ergattert. Auch mit leichter Sommerwäsche hat sie sich eingedeckt. Am Ende hat sich die vitale Seniorin sogar noch ein leckeres Eis verdient. Schnäppchenjagd ist schließlich anstrengend.