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Fast 130 Jahre alt, aber super modern

Der Umzug in die neue Parkschule in Zittau läuft. Auch die Schüler packen mit an. Vieles wird für sie bald anders sein.

Von Holger Gutte
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Schüler der 9a und 9b beseitigen das Unkraut in einem Innenhof der Parkschule.
Schüler der 9a und 9b beseitigen das Unkraut in einem Innenhof der Parkschule. © Matthias Weber

Treppen rauf, Treppen runter. In der Zittauer Parkschule ist ein Begängnis, als wäre sie schon längst wieder in Betrieb. Handwerker, Mitarbeiter einer Umzugsfirma, Lehrer und die Schüler der 9. Klassen sowie andere freiwillige Helfer schleppen Einrichtungsgegenstände durch das Haus. 

Vom Schrank, den Tischen und Stühlen bis zu den Umzugskisten wird seit Tagen alles vom Erdgeschoss bis in das erste und zweite Obergeschoss über die Treppenaufgänge getragen. "Wir hatten beim Umzug in die Burgteichschule mit 300 Umzugskisten gerechnet. Etwa 500 sind es geworden", sagt der Leiter des Referats Schule und Sport der Stadt Zittau, Volker Beer.

Eva und Jill aus der 9a befreien in einem Klassenzimmer Tische und Stühle  vom Staub. Die beiden Mädchen freuen sich auf die Ferien, aber auch schon darauf noch ein Jahr in der sanierten Schule lernen zu können. "Sie ist richtig schön geworden", schwärmen sie. 

Am Mittwoch und am Donnerstag haben die beiden 9. Klassen richtig mit angepackt in der Schule. Manche haben Umzugskisten ausgeräumt und andere geholfen, Unterrichtsmittel in die Klassenzimmer zu tragen. Und wieder andere haben angefangen, Wege und Anlagen um die Schule vom Unkraut und  Wildwuchs der zweijährigen Bauzeit zu befreien. So wie auch Lehrerin Dorothee Stolle mit einigen Neuntklässlern im kleinen Innenhof der Schule wieder für Ordnung sorgten. 

Neugierig schauen sich einige Schüler nebenbei schon mal im Gebäude um. Die Fachkabinette sind samt Technik vollkommen neu eingerichtet. Nur die Unterrichtsmittel müssen noch in den Schränken verstaut werden. Moderne sogenannte Medien-Deckenlifte bringen jetzt in den Fachkabinetten von oben herab die Strom-, Gas- und Internetanschlüsse in Reichweite der Schüler. "Nach der Schliebenschule ist die Parkschule jetzt unsere zweite Zittauer Schule, die über so etwas verfügt", sagt Volker Beer. 

Im alten 126-jährigen Schulgebäude müssen die Maler noch ein paar Rest- und Nacharbeiten ausführen. Ansonsten sind die Handwerker derzeit mit dem Zwischenbau beschäftigt. Hier wurde ein Lift eingebaut, für den nächste Woche die Tüv-Abnahme ansteht.

"Die Firmen arbeiten mit Hochdruck daran, dass auch der Anbau schnell fertig wird", berichtet der Referatsleiter. Die Elektriker und Fußbodenverleger sind hier noch zu Gange. Der Zwischenbau wird später einmal das alte Schulgebäude mit dem geplanten Neubau - der im rechten Winkel in Richtung Juststraße verlaufen soll - verbinden. 

Der Zwischenbau bietet jetzt aber nicht nur Platz für einen Fahrstuhl. In ihm werden ebenso ein Vorbereitungszimmer für das Chemie-Fachkabinett  und vor allem Sanitärbereiche eingerichtet. "Bisher mussten die Schüler selbst vom 2. Obergeschoss bis in den Keller zur Toilette gehen", schildert Volker Beer. 

Beim Rundgang durch das Gebäude fällt auf einem Flur eine kleine Wandfläche auf. "Hier ist ein Stück der Bemalung aus der Entstehungszeit der Schule erhalten geblieben, berichtet er. Jahrzehntelang stand ein alter Schrank davor. Und der bedeckte auch einen alten Luftkanal. "Aus heutiger Sicht ist das damals ein modernes Belüftungssystem gewesen", sagt er. 

Eva und Jill aus der 9a befreien in einem Klassenzimmer Tische und Stühle  vom Staub. 
Eva und Jill aus der 9a befreien in einem Klassenzimmer Tische und Stühle vom Staub.  © Matthias Weber
Neuntklässler haben an zwei Tagen in dieser Woche auch beim Einrichten der Zimmer geholfen. 
Neuntklässler haben an zwei Tagen in dieser Woche auch beim Einrichten der Zimmer geholfen.  © Matthias Weber
Medien-Deckenlifte bringen jetzt in den Fachkabinetten von oben herab die Strom-, Gas- und andere Anschlüsse in Reichweite der Schüler. 
Medien-Deckenlifte bringen jetzt in den Fachkabinetten von oben herab die Strom-, Gas- und andere Anschlüsse in Reichweite der Schüler.  © Matthias Weber
Die neue Lehrküche der Parkschule.
Die neue Lehrküche der Parkschule. © Matthias Weber
Auf einem Flur ist ein kleines Stückchen einer Wand noch im Urzustand mit einem etwa 126 Jahre alten  Belüftungsschacht erhalten geblieben. 
Auf einem Flur ist ein kleines Stückchen einer Wand noch im Urzustand mit einem etwa 126 Jahre alten  Belüftungsschacht erhalten geblieben.  © Matthias Weber

Wegen dem Denkmalschutz mussten bei der Sanierung des Gebäudes viele Kompromisse gefunden werden. Der Einbau von Sonnenschutzfenstern war beispielsweise nur auf der Hofseite möglich. Bei der Vorderansicht zum Stadtring ging das nicht. Hier haben die Zimmer jetzt elektrische Jalousien.

Die Parkschule verfügt nun über ein modernes Brandschutzsystem. Für jedes Zimmer gibt es zwei Fluchtmöglichkeiten. Jeder Flur wird mehrmals von Brandschutztüren geteilt. Im ersten Obergeschoss hängt auf dem Flur noch eine Neuheit. Auf einer digitalen "Blackboard" können sich die etwa 380 Schüler künftig an einem virtuellen Laufband über aktuelle Informationen an der Schule informieren. Stundenplan-Änderungen und vieles mehr kann man hier nachlesen.

Ein Schmuckstück der Parkschule ist auch die neue Lehrküche. 32.000 Euro sind allein dafür investiert worden. Bessere Lernbedingungen wurden ebenso für den Werkunterricht geschaffen. Die Werkräume befanden sich bisher im Keller. Säulen behinderten hier die Sicht durch die Zimmer. Jetzt kann durch die Neuaufteilung der Zimmer der Werkunterricht im Erdgeschoss gegeben werden.

In die freien Räume im Keller werden Garderoben eingerichtet. Die gab es bisher an der Schule nicht. Ansonsten ändert sich im Keller nicht viel. Er hat lediglich einen neuen Farbanstrich und eine neue Beleuchtung erhalten. Die zwei Speiseräume bleiben weiterhin im Keller, wie der Schulklub und die Töpferwerkstatt.

Am Montag werden die letzten neuen Schränke und Tische geliefert. Ein Teil des alten Mobiliars wird wieder von der ehemaligen Burgteichschule in die Parkschule mitgenommen. Dorthin war die Parkschule während der Bauphase umgezogen. Die verbleibenden Restmöbel in der Burgteichschule werden bei Bedarf an andere Zittauer Schulen vergeben oder eingelagert.

In einer reichlichen Woche sollen zumindest alle Möbel in der Parkschule stehen. Dann kommt auf das Schulpersonal die große Aufgabe zu, alle Unterrichtsmittel in den Schränken und anderswo zu verstauen. Volker Beer hofft, dass auch der Haupteingangsbereich bis zum ersten Schultag fertig wird. Der Eingang wird gerade barrierefrei umgebaut.

Und spätestens in den Herbstferien soll der Schulhof fertig sein. Er wird mit einem Multi-Funktions-Spielfeld für den Sportunterricht, einer 60-Meter-Laufbahn und Weitsprunganlage, Tischtennisplatten sowie Sitzecken neu gestaltet. 534.978 Euro werden dafür investiert. 60 Prozent davon erhält die Stadt als Fördermittel, berichtet Baudezernent Ralph Höhne.

Wann die Arbeiten für den Neubau beginnen, ist noch offen. Die Stadt befindet sich derzeit erst in der Antragstellungsphase. "Ich hoffe, dass wir 2020 den ersten Spatenstich dafür machen können", sagt Volker Beer. Die Parkschule ist zweizügig. Dreizügig wird sie nach dem Anbau zwar nicht werden, aber bei einigen Jahrgängen ist dann wenigstens das Bilden von drei Klassen eines Jahrganges möglich. "Wir werden mit dem Anbau etwa 15 Klassen haben", berichtet er.

In die Sanierung des historischen Schulgebäudes und in den Verbindungsbau flossen in vier Abschnitten insgesamt 4.422.691 Euro. Über verschiedene Fördermittelprogramme wurden die Kosten mit 2.853.879 Euro unterstützt.

In absehbarer Zeit wird die Burgteichschule übrigens erneut als Ausweichquartier gebraucht. Die städtische Kita "Querxenhäusl" zieht hier während der Sanierung der Einrichtung in der Juststraße ein. 

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