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Unklarheiten beim Sachsenbad

Ein potenzieller Investor kritisiert die Verwaltung: „Die Stadt muss erst einmal entscheiden, was sie überhaupt will.“

Von Melanie Schröder
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Das Sachsenbad steht zum Verkauf. Nun äußert sich einer von drei Interessenten zu seinen Plänen und Problemen.
Das Sachsenbad steht zum Verkauf. Nun äußert sich einer von drei Interessenten zu seinen Plänen und Problemen. © Archiv/Christian Juppe

Drei Angebote liegen auf dem Tisch der Stadtverwaltung. Vorschläge zur Wiederbelebung des Sachsenbads. Im Januar haben potenzielle Investoren aus Deutschland Ideen skizziert, noch werden sie geprüft. Die Stadt hatte 2018 angekündigt, das denkmalgeschützte Objekt in der Wurzener Straße für 900 000 Euro zu verkaufen. Dieser Schritt soll der Brache nach mehr als 20 Jahren Leerstand wieder Leben einhauchen – laut Ausschreibung vorrangig als Gesundheits- und Therapiebad. Das scheint aus Investorensicht jedoch nicht so einfach, wie der Projektleiter eines interessierten Geldgebers nun gegenüber der SZ erklärt. Der Dresdner nennt das Projekt Sachsenbad heikel – und kritisiert die Stadtverwaltung für Ungenauigkeiten.

Der Projektleiter will anonym bleiben. Ebenso dessen Finanzier. Nur so viel verrät er: Der Investor stammt aus der Hotelbranche. Gemeinsam mit einem weiteren Partner wolle er „helfen, das Sachsenbad wiederzubeleben“, sagt er am Telefon. „Dafür muss die Stadt aber erst einmal entscheiden, was sie überhaupt will.“ Der Investor setzt auf Wellness. Mit im Boot: Ein Unternehmer, der im Spreewald bereits hochpreisige Spa-Anlagen umgesetzt hat – etwa das Luxusresort „Zur Bleiche“. Vertreten wird das Bietergespann gegenüber der Stadtverwaltung von einem ehemaligen Mitarbeiter und Ingenieur der TU Dresden, inzwischen seit einigen Jahren im Ruhestand. Mit dem Projekt Sachsenbad und dessen Historie sei er gut vertraut, sagt dieser. Ob sich eine Investition in das Objekt überhaupt lohnt, hängt für ihn vor allem von einer Frage ab: „Worin genau besteht das Denkmal? Die Stadt äußert sich dazu unbefriedigend. Und das macht eine ernsthafte Kalkulation unmöglich.“

Das Sachsenbad wurde 1928 im Stil des Neuen Bauens errichtet. „Ein Investor muss die Frage stellen, wie groß die Spielräume für Veränderungen sind. Handelt es sich beim Sachsenbad um ein Volldenkmal oder nicht“, fragt der Projektleiter. „Von der Stadt gibt es dazu keine klaren Aussagen. Das ist die Krux. Wenn jemand 20 Millionen Euro investiert, muss er wissen, was beim Innenausbau möglich ist.“

Genau das dürfte eine der Detailfragen sein, die derzeit geprüft werden. Das teilt Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) zum Planungsstand mit. „Das Gebäude ist in seiner Gesamtheit als Kulturdenkmal erfasst. Veränderungen an der baulichen Substanz und den Grundrissen sind in bestimmtem Umfang möglich, die Denkmaleigenschaft des Gebäudes darf dadurch aber nicht gefährdet werden.“ Für genauere Definitionen bedürfe es konkreterer Pläne. Genau das wirft auf Seite des interessierten Investors Probleme auf.

„Um ein detailliertes Konzept auszuarbeiten, muss ein sechsstelliger Betrag investiert werden“, erklärt dessen Projektleiter. Und dafür müssten die Bedingungen vorab klar sein. Nicht nur in Sachen Denkmalschutz übt er Kritik, sondern auch hinsichtlich der Nutzung. Inwiefern das Sachsenbad öffentlich zugänglich sein soll, sei unklar. Brisant ist die Frage, weil derzeit darüber diskutiert wird, wo in der Neustadt und Pieschen ein neues Schwimmbad gebaut werden könnte. Der Stadtrat hatte sich Anfang April für einen Badneubau ab 2025 ausgesprochen, um den Wasserflächenbedarf der beiden bevölkerungsreichen Stadtteile in Zukunft abzudecken. „Welche Rolle spielt das Sachsenbad dabei?“, fragt sich der Projektleiter.

Aus seiner Sicht wäre es möglich, die Wasserfläche des Sachsenbads von 25 Metern auf 50 Meter zu erweitern und das Gebäude zum öffentlichen Schwimmbad auszubauen – mithilfe staatlicher Förderungen. „Das geht, wenn die nordwestliche Giebelseite des Gebäudes geöffnet würde. Doch dafür muss wiederum die Denkmalfrage geklärt sein. Ebenso wie die Frage: Was will die Stadt?“

Im Sportkonzept Dresdens spielt das Sachsenbad keine Rolle als öffentliche Wasserfläche. Kritik hat daran nicht nur die Stadtratsfraktion der Linken geübt, sondern auch die Bürgerinitiative Sachsenbad. „In zwei, drei Jahren könnte Leben in die verwaisten Räume einziehen. Vergleichsweise kurzfristig kann damit die im Dresdner Norden prekäre Bädersituation verbessert werden. Aber: Das Sachsenbad soll verkauft werden. Der Stadtrat beschließt eine neue Schwimmhalle und verkauft die Schwimmhalle, die die Stadt genau da besitzt, wo eine gebraucht wird! Kluges Handeln sieht anders aus“, heißt es in einem Statement. Auf Nachfrage erklärt die Dresdner Bäder GmbH: „Eine öffentliche Nutzung, zum Beispiel für Schul- und Vereinsschwimmen, wird in einem Gesundheitsbad – wenn überhaupt – nur eine untergeordnete Rolle spielen.“ Auch diese Aussage lässt Interpretationsspielraum.

Über die Zukunft des Sachsenbads wird der Stadtrat entscheiden. Schmidt-Lamontain rechnet damit frühestens Ende dieses Jahres. Denkbar sind perspektivisch auch noch ganz andere Optionen: Denn nicht alle Investoren haben überhaupt eine Wassernutzung vorgesehen, teilt er auf Nachfrage mit.