Von Jens Fritzsche
Grünberg. Diese Chance ließ sich Grünbergs Ortsvorsteherin Heike Gaum (CDU) natürlich nicht entgehen. Der Ottendorfer Gemeinderat tagte während seiner jüngsten Sitzung nicht wie sonst üblich im Rathaus an der Radeburger Straße in Ottendorf, sondern diesmal im Ortsteil Grünberg. Im Saal der Bauernstube. Und Heike Gaum hatte die Gemeinderäte einfach ein wenig eher eingeladen, um ihnen die Bauernstube, das auf dem Hof ebenfalls untergebrachte Feuerwehrgerätehaus und den schräg gegenüber beheimateten Jugendclub zu zeigen. Und natürlich schloss sie auch die Räume der Bibliothek im Obergeschoss der Bauernstube für die Räte auf. Wobei es der Ortsvorsteherin nicht darum ging, hier ein bisschen die „Fremdenführerin“ zu spielen, sondern sie wollte die Gemeinderäte natürlich für ein im Ortsteil für heftige Debatten und Befürchtungen sorgendes Thema sensibilisieren. Zum Jahresende 2016 läuft der Mietvertrag für das Gebäude mit dem Eigentümer – dem Grünberger Agrarcentrum – bekanntlich aus. Das Unternehmen will sich von der Bauernstube trennen, weil es längst keinen wirklichen Bedarf mehr dafür hat. Seit dem Zusammenschluss des Agarcentrums mit der Agrargenossenschaft Radeburg braucht man die Räume in Grünberg nicht mehr. Zudem gibt es einen Interessenten, der das Areal gern nutzen würde, um hier Möglichkeiten für ländliches Wohnen zu schaffen.
Gesprächsbereitschaft bekräftigt
Damit droht der Bibliothek und dem Ortsamt zunächst einmal die Obdachlosigkeit; und was in drei Jahren mit der Feuerwehr des Ortsteils wird, ist ebenfalls offen. „Drei Jahre haben wir aber erst mal noch einen Mietvertrag“, unterstreicht die Ortsvorsteherin. Wenn aber nun Bibliothek und Ortsamt ausziehen müssen, geht im Ortsteil bereits offen die Furcht um, beides gänzlich zu verlieren. Auch dass der Raum für Kulturveranstaltungen fehlt, macht die Grünberger angefressen. Zwischenzeitlich hatte es aber bereits Signale gegeben, dass Ortsamt und Bibliothek mit ins Jugendclubgebäude ziehen könnten. Das Agrarcentrum – dem der Jugendclubflachbau ebenfalls gehört – habe bereits Gesprächsbereitschaft über die Zukunft des Gebäudes bekräftigt, machte die Ortsvorsteherin während der Gemeinderatssitzung deutlich. Und klang hörbar begeistert. „Dann wäre zwar alles ein wenig beengter, aber damit könnten wir uns wirklich bestens einrichten!“
Zudem konnte sie den Gemeinderaten eine Neuigkeit verkünden. „Es besteht nun eventuell auch die Möglichkeit, das Gebäude gegenüber des Jugendclubs zu erwerben – dort könnte dann die Feuerwehr einziehen, darüber wäre ich wirklich sehr glücklich“, machte die Ortschefin aus ihrem Herzen keine sprichwörtliche Mördergrube. Bisher war auch über einen Feuerwehrneubau an der Thomas-Müntzer-Straße spekuliert worden – in dem dann ebenfalls öffentliche Räume einziehen könnten.
Natürlich machte Heike Gaum gleich deutlich, dass sie bei all diesen Gedankenspielen auf die Unterstützung von Gemeinderats und Verwaltung setzt. Konkrete Zugaben konnte Ottendorfs Bürgermeister Michael Langwald (parteilos) natürlich so spontan noch nicht geben, „aber wir haben das Problem erkannt“, stellte er zumindest klar. Und zeigte sich durchaus froh, dass hier eine „positive Entwicklungsrichtung zu erkennen ist.“ Wollte sich aber noch nicht allzu weit aus dem berühmten Fenster lehnen; „ob alles gelingt, müssen wir natürlich abwarten“.