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„Uns verbindet mehr, als uns trennt“

Über die Konkurrenz zwischen den größten Karnevalsvereinen der Region sprach die SZ mit Olaf Ehrlich und Maik Wendrich.

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Von Gunnar Klehm

Man kennt sich, man respektiert sich. Und zuweilen wird sogar miteinander gefeiert. Nur wenn es um den Umzug der Karnevalsvereine von Reinhardtsdorf und Bad Schandau geht, dann würdigt man sich keines Blickes.

Nach dem SZ-Artikel Anfang des Monats war das ein großes Gesprächsthema. Warum beide Vereine immer gleichzeitig losziehen, das erklären die Vorsitzenden aus Bad Schandau, Maik Wendrich, und aus Reinhardtsdorf, Olaf Ehrlich, im Doppel-Interview.

Was ist so toll am Faschingssonnabend, dass beide Umzüge zeitgleich laufen müssen? Kann nicht ein Verein auf den Sonntag ausweichen?

Wendrich: Das ist in den Jahren so gewachsen. Vor langer Zeit gab es den Umzug bei uns auch mal sonntags. Davon weiß ich aber nur von älteren Mitgliedern des Vereins. Die jetzt aktive Generation hat übrigens eine enge Freundschaft zu den Geisingern aufgebaut. Am Sonntag sind wir immer mit einem Wagen dort dabei. Diesmal haben wir sogar die Lokomotive aufgeladen und hin gekarrt.

Ehrlich: Bei uns ist der Umzug schon immer sonnabends gewesen. Das geht früh um 6 Uhr mit dem traditionellen Wecken im Ort los. Nachmittags ist im Prinzenpalast Kinderfasching, und abends ziehen wir noch den Maskenball durch. Das ist anstrengend, aber kein Grund, daran zu rütteln. Sonntags machen auch einige von uns beim Umzug bei den Cunnersdorfern mit. Das würde dann mit denen kollidieren.

Manche Vereine ziehen doch auch am Rosenmontag oder Fastnachtsdienstag durch ihre Orte, so wie in Sebnitz …

Ehrlich: Bei uns ist ja faktisch am Sonntagnachmittag alles vorbei. Der Vertrag des Vereins endet am Sonntag, dann müssen wir wieder alles im Sport- und Freizeittreff ausgebaut und den Saal übergeben haben.

Wendrich: Bei uns im Verein müssen sehr viele woanders arbeiten. Es gibt zwar welche, die extra für den Karneval Urlaub nehmen, aber das kann man nicht verlangen. Außerdem haben wir eine andere Tradition. Am Rosenmontag lädt das Prinzenpaar zum Prinzenfrühstück ein. Am Dienstag gehen wir vormittags aufs Rathaus und anschließend durch Geschäfte der Stadt. Nachmittags machen wir einen Umzug mit dem Kindergarten und feiern dann in der Kulturstätte Kinderfasching. Dann reicht es auch mal mit der Saison, ehrlich gesagt.

Wann saßen Sie das letzte Mal gemeinsam an einem Tisch, so wie heute?

Wendrich: Es ist ja nicht so, dass wir nicht miteinander reden. Einige unserer Vereinsmitglieder gehen auch nach Reinhardtsdorf, wenn es sich terminlich einrichten lässt, und umgekehrt. Ich konnte dieses Jahr nur nicht, weil wir zur gleichen Zeit selbst Hauptprobe hatten.

Ehrlich: Ich war beim Familienfasching unten in Bad Schandau. Außerdem treffen sich Vereinsvertreter doch mindestens einmal im Jahr zum Stammtisch der Karnevalspräsidenten. Da wird sich dann verabredet, wenn es beispielsweise zu Jubiläen besondere Veranstaltungen gibt.

Den Umzug des anderen Vereins können Sie aber nie sehen …

Ehrlich: Es läuft doch aber auch so. Wir haben 99 Mitglieder, jeden Sonnabend ausverkauftes Haus, und die Teilnehmerzahl war bei unserem Umzug wieder enorm. Das lebt alles nur vom Enthusiasmus. Und der ist unverändert vorhanden.

Wendrich: Das ist bei uns genauso. Wir haben etwa 80 Mitglieder, und der Saal der Kulturstätte war ausverkauft, auch der Seniorenfasching. Was beim Umzug in die Wagen investiert wird, da kann ich nur den Hut ziehen. Die einzige Alternative wäre, an einem anderen Sonnabend den Umzug abzuhalten. Da würden wir uns aber mit einem der Schiffervereine überschneiden.

Besucher müssen sich nächstes Jahr also wieder für einen entscheiden?

Ehrlich: Den Termin legen doch nicht einzelne Personen bei uns fest, sondern der Verein. Und über Nacht werden wir da gar nichts ändern.

Wendrich: Die Vereinstraditionen sind sehr ähnlich. Uns verbindet mehr, als uns trennt. Ich war selbst mal Reinhardtsdorfer, habe dort lange Fußball gespielt. Das war eine sehr schöne Zeit. Natürlich will jeder etwas besser sein als der andere. Aber das ist wirklich eine Konkurrenz, die gesund ist. Wir haben keine Not, irgendwas zusammenzulegen. Ob das in zehn Jahren auch noch so ist, das kann keiner sagen.

Das Interview führte Gunnar Klehm.