Von Jan Lange
Das Euroregionale Kulturzentrum St. Johannis setzt 2016 die Kammermusikreihe „Stunde der Musik“ im Bürgersaal fort und holt wieder namhafte Künstler nach Zittau. Gesamtorganisator Professor Peter Dierich spricht über die Konzerte, ihre Zukunft und neue Pläne.
Herr Professor Dierich, mit der „Stunde der Musik“ locken Sie Künstler von nationalem und internationalem Rang nach Zittau. Wie schaffen Sie das?
Das ist vor allem durch die Unterstützung durch den Deutschen Musikrat Bonn möglich. Nachdem wir vor drei Jahren in den Veranstalterring der „Bundesauswahl Konzerte junger Künstler“ aufgenommen wurden, hat unsere Kammermusikreihe einen Qualitätssprung erlebt. Was wir hier anbieten, hat Großstadtniveau. Es gibt kein vergleichbares Angebot östlich von Dresden.
Wird man so einfach in den Veranstalterring aufgenommen?
Als Veranstalter muss man die bisherige Programmfolge sowie Fotos der Künstler und des Veranstaltungsorts einreichen. Der Bürgersaal hat uns Türen geöffnet. Denn er ist ein wunderschöner, für die Kammermusik wie geschaffener Raum. Jeder Künstler war begeistert, hier aufzutreten. Viele wollen nach zwei bis drei Jahren wiederkommen, weil sie von dem Saal so angetan sind.
Seit drei Jahren gehören Sie zum Veranstalterring. Die „Stunde der Musik“ hat doch aber eine längere Tradition?
Ja, 2016 findet die 13. Konzertreihe statt. Anlass war, dass kulturelle Veranstaltungen in der Johanniskirche wegen der fehlenden Beheizbarkeit im Winter nicht möglich waren. Deshalb wurden Angebote erarbeitet, die für den beheizbaren Bürgersaal geeignet sind. Eine der Geburtshelfer war die in Berlin lebende und in Zittau geborene Pianistin Annegret Kuttner. Sie hat uns besonders in der Anfangszeit renommierte Künstler nach Zittau vermittelt.
Wie viele Konzerte gibt es 2016?
Im Januar starten wir mit einem Sonatenabend von Beethoven, danach folgen bis Juni fünf weitere Konzerte.
Warum finden keine Konzerte im Herbst statt?
Ich wurde oft gefragt, warum wir nicht im Herbst Konzerte anbieten. Wir haben uns deshalb entschieden, eine neue Reihe unter dem Titel „Meisterpianisten“ auf die Beine zu stellen. Sie startet am 23. Oktober mit einem Konzert des Pianisten Peter Rösel. In seinem Programm „Musikalische Vermächtnisse“ sind die letzten Sonaten von Haydn, Beethoven und Schubert zu hören. 2016 planen wir ein Konzert mit einer vietnamesischen Pianistin.
Gibt es dann keine Klavierkonzerte mehr bei der „Stunde der Musik“?
Nein. Im April können sich die Zuhörer auf einen Klavierabend mit Pervez Mody freuen, der vor einigen Jahren schon einmal in Zittau war. Ökonomisch gesehen könnten drei von sechs Veranstaltungen Klavierabende sein, aber es soll auch abwechslungsreich sein. Da wir über die Jahre gemerkt haben, dass wir mit Klavier das breiteste Publikum ansprechen können, haben wir die neue Konzertreihe ins Leben gerufen, die sich auf Pianisten orientiert. Wir werden manchmal gebeten, noch mehr zu machen. Aber wir wollen die Zittauer nicht überfordern. Es gibt ja auch noch Konzerte im Zittauer Theater. Und bei unseren Veranstaltungen sollten es schon um die 100 Zuhörer sein, damit es für uns wie auch den Künstler angenehm ist.
Sie selbst sind 73. Wie lange werden Sie die Reihe noch organisieren?
Trotz meines Alters bin ich noch voll motiviert. Mut machen mir die früheren ABM- und MAE-Mitarbeiter des Vereins, die sich heute noch, obwohl sie dafür kein Geld bekommen, aus alter Verbundenheit engagieren. Sie helfen beispielsweise beim Plakatieren oder sichern die Abendkasse und die Garderobe ab. Ohne diese Helfer wären die Veranstaltungen gar nicht realisierbar. Das gilt natürlich auch für all die andere Unterstützung. So können wir seit Anfang an den Bürgersaal kostenlos nutzen. Auch Blumenschmuck oder Übernachtung der Künstler werden uns jedes Mal gesponsert.
Auch wenn Sie noch nicht ans Aufhören denken, machen Sie sich schon Gedanken, wie es nach Ihnen weitergeht?
Ja. Wir führen noch Gespräche. Die „Stunde der Musik“ soll es auf jeden Fall weiterhin geben, vielleicht in neuer Trägerschaft. Die Stadt ist sehr daran interessiert, dass diese Kammermusikreihe fortgesetzt wird, würde durchaus auch die Trägerschaft übernehmen, wenn eine personelle Unterstützung und eine kostenneutrale Gestaltung garantiert werden. Die Vereinsmitglieder würden auch künftig mithelfen, da bin ich mir ganz sicher.
Programm unter www.johanniskirche-zittau.de/stunde-der-musik.html
Karten für die „Stunde der Musik“ und das Konzert von Peter Rösel gibt es in der Tourist-Info Zittau, Markt 1.