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Unsichtbares Band im Wald

Freizeit. Beim Wandern ist an der Grenze längst nicht Schluss. Im Nationalpark selbst gibt es allerdings nur zwei Übergänge.

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Von János Joó

Grenzüberschreitende Wanderwege verbinden Deutschland und Tschechien und laden zu ausgedehnten Touren durch die Natur der Böhmisch-Sächsischen Schweiz ein. „Wir wollen natürlich diese Verzahnung mit der Böhmischen Schweiz“, sagt Andreas Knaak vom Nationalparkamt Sächsische Schweiz in Bad Schandau. „Naturräumlich ist das ohnehin eine Einheit.“

Nur zwei der zahlreichen Grenzübergänge befinden sich allerdings direkt im Gebiet des Nationalparks: zwischen Hinterhermsdorf und Zadni Doubice (Hinterdaubitz) sowie zwischen Hinterhermsdorf und Zadní Jetrichovice (Rabensteine). Einst nur noch waghalsig über das Metallskelett einer kleinen Brücke zu begehen, wurde der Übergang an den Rabensteinen im Oktober 2003 wieder komplett instand gesetzt und feierlich eröffnet.

„Beide Routen werden gut angenommen, obwohl man schon ein bisschen laufen muss“, sagt Knaak und verweist darauf, dass sich Autoparkplätze ein gehöriges Stück entfernt von den Übergängen befinden. Ein logisches Zugeständnis an den Naturschutz.

Doch wer ohnehin eine Tageswanderung eingeplant hat oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, lässt sich davon nicht abschrecken. Beide Wanderwege sind sowohl zu Fuß als auch per Drahtesel benutzbar. „Das Kirnitzschtal flussaufwärts, zu den Rabensteinen und dann zur Balzhütte – das ist zum Beispiel eine richtig schöne Route“, empfiehlt der Nationalparkmitarbeiter. „Von der Balzhütte (Na Tokani) könnte man gut noch weiter nach Jetrichovice (Dittersbach) laufen und hätte dort Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr. Man kann aber auch in der Balzhütte schlafen.“

Wichtig ist natürlich die Kooperation mit dem Nachbarstaat, zum Beispiel, wenn es um die Finanzierung von Baumaßnahmen geht. Die Zusammenarbeit mit der böhmischen Seite ist laut Andreas Knaak sehr gut, auch wenn sich rechtliche Regelungen im Detail unterscheiden. So ist die Markierung von Radwegen oder der Kernzone anders geregelt, gelten in Tschechien restriktivere Vorschriften, was das Klettern oder das Übernachten im Freien angeht. Doch bemerkenswerte Probleme mit den Grenzübergängen hat der Nationalpark nicht registriert, obwohl auf der tschechischen Seite angebrachte Zählgeräte allein von April bis September 2005 Besucherverkehr im fünfstelligen Bereich registrierten. Über 80 000 Leute passierten beide Übergänge zwischen 8 und 20 Uhr.

„An manchen Tagen ist aber erstaunlicherweise auch in den Nachtstunden zwischen zwei und drei Uhr viel Bewegung“, hat Andreas Knaak erfahren. Diesem Interesse wird Rechnung getragen, so sind weitere Übergänge außerhalb des Nationalparks bereits angedacht. „Im Bereich des Wachbergs (Saupsdorf) zum Beispiel oder für die Strecke Rosenthal-Bielatal–Ostrov“, erklärt Knaak. „Da kann es noch den einen oder anderen Übergang zusätzlich geben.“

Öffnungszeiten der Wanderweg-Grenzübergänge: April bis September tgl. 6 bis 22 Uhr; Oktober bis März tgl. 8 bis 18 Uhr.