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Untergegangen in der Antragsflut

Ein Jahr nach dem Hochwasser warten die meisten Betroffenen noch immer auf Geld. Für die SAB sind sie selbst schuld.

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© Daniel Förster

Von Ines Mallek-Klein und Heike Sabel

Die Flut ist Geschichte. Wieder einmal. Es war im Juni 2013, da bekam Frank Zimmermann in seiner Pizzeria Besuch von der Elbe. Das dritte Mal in elf Jahren. Frank Zimmermann redet nicht gern darüber. Er überlässt das seiner ehemaligen Frau. Die betreibt gleich nebenan das Kaffeehaus Zimmermann.

Die Saison 2013 möchte auch sie am liebsten aus ihrem Gedächtnis verbannen. Aber seit April dieses Jahres laufen ihre Geschäfte wieder. Das Café ist saniert, die restliche Fassade kommt im Herbst dran. Gemeinsam haben die Zimmermanns das 1845 gebaute Haus einmal gekauft und saniert. Es war eine Ruine mitten im Zentrum von Königstein. Sie haben etwas daraus gemacht, trotz der wiederkehrenden Hochwasser.

Doch fast noch schlimmer als das Wasser ist die Bürokratie. „Wir sind beide nicht mehr versichert. Was uns bleibt, sind die eigenen Rücklagen und Fördermittel“, sagt Antje Zimmermann. Doch mit Letzteren gibt es Probleme. Bis heute ist für die Pizzeria noch kein einziger Cent von der Sächsischen Aufbaubank (SAB) geflossen. Die Bauarbeiten haben trotzdem begonnen. Zur finanziellen Absicherung muss die Lebensversicherung herhalten. Denn noch ein Jahr mit halber Kraft kann sich Frank Zimmermann nicht leisten. Die Rechnungen und Unterlagen sind längst in Dresden. Gleich in mehrfacher Ausführung, sagt Antje Zimmermann. Die Haussanierung haben sie über die SAB finanziert.

Die Bank hat von 707 Förderanträgen aus dem Landkreis zu Hochwasserschäden von vorigem Jahr 511 bewilligt. Ausgezahlt sind aber erst 213. Damit haben noch nicht einmal ein Drittel der Antragsteller Geld erhalten. Private und Vereine haben die meisten Anträge (353) gestellt, von denen sind anteilsmäßig auch schon die meisten (130) ausgezahlt. Von 182 Unternehmen haben bisher 52 Geld bekommen. Bei den Kommunen warten noch 141 von 172.

Als Hauptgrund für die Verzögerungen nennt die SAB unvollständige Anträge. Mitunter werden auch solche Anträge bewilligt. Bevor es aber Geld gibt, müssen die fehlenden Unterlagen nachgereicht sein. Auch unvollständige Auszahlungsanträge können zu Verzögerungen führen.

Ein weiterer Haken seien die Versicherungen, erklärt die Bank. Versicherungsleistungen vor öffentlichen Hilfen, lautet das Prinzip. Was logisch und nachvollziehbar klingt, verzögert in Einzelfällen die Behebung von Schäden. Denn wenn Versicherungen sich Zeit lassen, wartet auch die Bank mit der Auszahlung ab.

Ein drittes Problem ist, dass die SAB prinzipiell nach dem Erstattungsprinzip verfährt. Das heißt, auf der Grundlage von Rechnungen. Auch wer eine Förderzusage hat, muss erst einmal in Vorkasse gehen. Vor allem kleine Betriebe mit wenig Kapital im Rücken hat das davon abgehalten, überhaupt einen Antrag zu stellen.

Frank Zimmermann wartet noch immer auf die Förderzusage aus Dresden. Bei rund 350 000 Euro Schaden ist das eine Katastrophe für den Gastwirt, der neben seiner Pizzeria auch eine Eisdiele betreibt. Er hofft, dass in diesem Sommer die Sonne oft und lange scheint. Denn jeder Regentag ist für ihn ein finanzieller Verlust. Geduld brauchen auch seine Mieter. Das Haus ist noch immer nicht komplett saniert. Es steht mitten im Königsteiner Zentrum.

Private und Vereine können noch bis Ende 2014 Hilfe beantragen, Hochwasserhotline:  0351 49104966