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Unterstützung geben anstatt konkurrieren

Laut Statistik des Arbeitsamtes gab es im Einzugsbereich Bautzen knapp 68 000 Arbeitslose bzw. Arbeitssuchende allein im Monat Juni. Eine erschreckend hohe Zahl. Jetzt versucht ein junger Mann in Niesky, diese Zahl wenigstens etwas zu senken – mit einer privaten Arbeitsvermittlung.

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Von Alexander Munzig

Seit kurzem hat das Grill-Eck auf der Poststraße in Niesky einen neuen Nachbarn bekommen: Im Einzugsbereich von Tassengeklapper und Mittagsmahlzeiten hat ein junger Thüringer sein Büro eingerichtet. Noch besteht das Mobiliar nur aus einem Schreibtisch mit PC, einem Regal und einer Sitzecke. Aber Steve Wenzel hat Großes vor im Landkreis.

Ein Blick auf die Werbung über seiner Eingangstür bestätigt das. „Private Arbeitsvermittlung“ lautet das Zauberwort. Nach einer Lehre im Bauwesen arbeitete Steve Wenzel einige Jahre in dieser Branche. Bevor er sich selbstständig machte, war er ein Jahr arbeitslos. Warum sich der 27-Jährige gerade in Niesky niedergelassen hat, erklärte er der SZ in einem Gespräch: „Meine Lebensgefährtin stammt aus Niesky. Es ist aber kein direkter Neuanfang für mich. In Gera habe ich mit einem Bekannten schon eine private Arbeitsvermittlung geleitet. Am Ende hatten wir dann sogar fünf Mitarbeiter.“ Innerhalb einer Woche hat Wenzel dann seinen Wohnsitz und sein Büro von Thüringen nach Niesky verlegt.

„Offiziell ist meine Vermittlung erst ab dem 1. August. Der Grund dafür liegt beim Gewerbeamt. Aber zum Schauen kommen schon viele. Die Nachfrage ist da, denn ich habe in den hiesigen Geschäften und beim Arbeitsamt meine Prospekte ausgelegt.“ Schon in Gera hat er viele Kontakte zu Firmen im Landkreis geknüpft. Was außerdem überrascht: Arbeitssuchende aus unserer Region interessieren sich sehr für die dortigen Stellen. Damit gab es einen zweiten Grund, hier eine Filiale zu eröffnen.

„Leider sieht das Arbeitsamt einen privaten Vermittler immer als Konkurrenten“, so Wenzel. „In Gera habe ich jedenfalls wenig Zuarbeit bekommen. Ich selbst sehe mich aber als Unterstützung fürs Arbeitsamt.“

Doch worin besteht denn nun der Unterschied zur Behörde? „Ich darf zum Beispiel bestimmte Geldgrenzen nicht überschreiten. Außerdem haben die Arbeitssuchenden einen Vermittlungsvertrag mit mir, müssen aber dennoch eine Bewerbung abgeben.“ Eine Sache ist jedoch nicht unbedingt zum Nachahmen empfohlen. Bei Steve Wenzel könnte eine Stelle etwa zehn Mal abgelehnt werden, ohne dass etwas passiert. Beim Arbeitsamt hingegen werden nach der dritten Ablehnung die Leistungen gestrichen. Wenzel selbst muss so schnell wie möglich und vor allen Dingen erfolgreich vermitteln. Dabei richtet er sich ganz nach den Wünschen und Vorstellungen im Vermittlungsvertrag.

Ein steiniger Weg ist es für den Selbstständigen trotzdem. „Momentan lässt mich die Telekom hängen. Ich warte schon seit vierzehn Tagen auf einen Telefon- und Internetanschluss. Die Kunden wollen sich nämlich erst telefonisch informieren. Das ist ab nächster Woche hoffentlich möglich.“

Die Stellenangebote beziehen sich natürlich nicht nur auf den Landkreis. „Ich habe meine Hände überall, denn ich vermittle deutschlandweit. Leider fehlt den Leuten dennoch die Kompromissbereitschaft.“ Mit anderen Worten: Die meisten wollen im Umkreis von fünfzehn bis siebzig Kilometern vermittelt werden. Optimist bleibt Wenzel aber nach wie vor. Der Zuspruch sei da, daher mache er sich keine großen Sorgen.

Diese neue Chance, an einen Arbeitsplatz zu kommen, sollte sich keiner entgehen lassen. Vielleicht findet man ja die richtige Stelle. Steve Wenzels private Arbeitsvermittlung ist montags bis donnerstags von 8 bis 12 Uhr und 13.30 bis 18 Uhr bzw. am Freitag von 8 bis 13 Uhr durchgehend geöffnet.