Von Constanze Knappe
Die rustikale Sitzbank wirkt, als wäre sie aus einem Baumstamm gefeilt. Mitten in der Sitzfläche gibt es zwei kleine Klappen. Diverse Utensilien lassen sich in dem Fach verstauen. Die beiden Mädchen Luise und Lotta sind davon total begeistert. Mit ihren Großeltern Günter und Gisela Merbeth besuchen die beiden Dresdner Mädels die LebensArt-Messe im Schlosspark Großharthau. Dem Münchner Ehepaar gefällt die Ausstellung. Wie im Urlaub im Süden fühle man sich auf so einer Bank. „Sehr empfehlenswert“ finden sie das vielseitige Angebot der Messe. Die originellen Tische aus Teakholz haben es den beiden angetan. Ausstellerin Kersten Weißbrod ist zum fünften Mal dabei. „Die gemütliche Atmosphäre ist auch für die Händler entspannend“, sagt sie. Das habe sie auf Messen schon ganz anders erlebt. Die Firma Old-teak aus Berga bei Nordhausen hat hier Stammkunden, die auf jeder Messe Ergänzungsstücke kaufen. „Dass wir ein bodenständiges Unternehmen aus dem Osten sind, das bedeutet den Kunden hier sehr viel“, erklärt Kersten Weißbrod.
Fragen zum Teakholz
Einige Meter weiter hat sich Familie Kunkel aus Kamenz für ein paar Minuten auf der Wiese niedergelassen. Die sechsjährige Emilia strahlt wie ein Paradiesvogel in Hellblau, Silber und Schwarz. Mit ihrer Mutti Sandy kommt die Kleine vom Kinderschminken. Zum ersten Mal sind sie und Emilias Großeltern Roland und Angela Klunker auf der Messe. Alles aus Holz interessiert sie. „Die Handarbeit ist sehr zu würdigen“, so Roland Klunker. Wie die Wurzeldekorationen aus Teakholz. Händler Steffen Hübner von der Firma EHS aus Cottbus bekommt es an den drei Tagen mit Vorurteilen gegenüber Teakholz zu tun. Er klärt auf, dass das Holz von Plantagen aus Indonesien stammt. Die wurden extra angelegt, vor langer Zeit für den Schiffbau. Das Holz darf nicht „nackt“ ausgeführt, es muss an Ort und Stelle verarbeitet werden. So sichert die Regierung dort Arbeitsplätze und vergibt dafür Zertifikate. In Deutsch-land werde der Feinschliff gemacht. „Die Besucher sind sehr interessiert“, freut sich Steffen Hübner, der zum ersten Mal auf der LebensArt in Großharthau ausstellt.
Das bestätigt auch Glasschleiferin Steffi Kunath aus Radeberg. Die 36-Jährige zeigt ein aussterbendes Handwerk. Kinder bleiben staunend vor der Schleifmaschine stehen. Ein Glas mit eingeschliffenem Namen nehmen Eltern für den Nachwuchs mit. Männer seien ja immer von Maschinen fasziniert, manche würden sie belehren wollen, schmunzelt Steffi Kunath. Sie ist von Anfang an in Großharthau dabei und lobt das außergewöhnliche Ambiente. Es gefällt ihr sogar besser als zu den Leinentagen in Rammenau. Keramiker Peter Wolf aus Fraunstein zeigt zum zweiten Mal auf der Messe hochwertiges Kunsthandwerk. Er wende sich damit an „Gartenfreunde, die vor dem Besuch einer Galerie Schwellenängste haben“, sagt er. Mancher käme später in sein Atelier.
Bei Julika Solcher bekommt man ebenfalls Handarbeit: Insektenhotels und Vogelvillen. Die sehen ganz witzig aus und erfüllen im Garten einen sehr nützlichen Zweck. Entsprechend viele Fragen hat die Händlerin der Firma Vogelvilla aus Jena zu beantworten, zum Beispiel welche Farben für den Anstrich verwendet werden oder unter welchen Bedingungen überhaupt Vögel im Garten nisten. „Die Messe in Großharthau ist schön“, sagt sie. Noch. Von Anfang an dabei, habe sie inzwischen leider einen leichten Trend in Richtung Trödelmarkt entdeckt. Auf anderen Messen sei das schon passiert. Doch bei 7 Euro Eintritt bestehe ein hoher Anspruch, „dass die Messe nicht zum Kramladen wird“, dass Produkte präsentiert werden, die nicht in jedem Geschäft zu haben sind.
Unter dem Motto „Erlesenes für Haus und Garten“ boten von Freitag bis Sonntag 160 Händler Möbel, Dekorationen, Pflanzen und einige kulinarische Genüsse an. Zu haben waren zum Beispiel ein 125 Jahre alter Weinstock, Schieböcke in mehreren Größen oder rauchfreie Holzkohlegrills. Lustige Keramikvögel als Gartenstecker nehmen Marie und Silvio Krunert aus Berlin mit. Sie kennen die LebensArt-Messe von anderen Veranstaltungen bundesweit. Nach Großharthau kamen sie mit Freunden aus der Nähe von Dresden. „Keine Hektik trotz der vielen Leute“, lobten sie. Tausende Besucher zählt die Messe im Schlosspark alljährlich. Darunter diesmal auch Simone Richter mit Tochter Paula, die es sich auf der Schwingschaukel eines tschechischen Anbieters bequem gemacht haben. Die Kamenzerin hat schon einiges über die Messe gehört und findet ihre Erwartungen „vollkommen bestätigt“. Besonders beeindruckt sie das Handwerk. Mit Pflanzen im Gepäck und vielen neuen Ideen im Kopf fährt sie nach Hause.