Von Klemens Deider
Ass, Dame, Neun – auch der letzte Stich in dieser Runde geht an Erich Koppius. Behände schaut der 96-jährige den Stapel gewonnener Karten durch und zählt rasch die Punkte zusammen. „Macht 95. Ihr seid im Schneider. Das war Grand mit drei, Spiel vier, Schneider fünf, macht 120“, rattert er die Punktzahl herunter.
Seine beiden Mitspieler Ilse Mätzig (84) und Johannes Schütze (85) können darüber nur staunen. Auch im Spiel weiß Erich Koppius genau, welche Karten gespielt wurden und welche seine Mitspieler noch auf der Hand haben. „Was der Erich sich merken kann ist Wahnsinn. Das könnte ich nicht“, staunt Johannes Schütze.
Die drei haben zusammen die Lebenserfahrung von 265 Jahren und spielen jeden Donnerstag zwei Stunden lang Skat. Aus Spaß am Spiel und nicht aus Ehrgeiz, sagt Ilse Mätzig. „Erst wollte Erich aus uns eine ganz versierte Skatrunde machen. Aber so ernst wollten wir nicht spielen“, sagt sie. Sie fanden sich vor zwei Jahren, als Ilse Mätzig eine Wohnung in der Schützenstraße bezog. Dort im betreuten Wohnen leben auch Erich Koppius und Johannes Schütze. Ihnen fehlte der dritte Mann zum Skat. Vorher spielten sie immer mit der Leiterin der Einrichtung, doch diese ging vor Jahren. Ilse Mätzig konnte Skat und war gern zum Spiel bereit.
„Meine Arbeitskollegen haben früher immer nach den Dienstbesprechungen am Sonnabend die Karten rausgeholt und Skat gespielt. Da wollte ich mitmachen, und so haben sie es mir beigebracht“, sagt Ilse Mätzig. Jetzt führt sie das Punktebuch für ihre Runde. Jedes Spiel wird notiert. „Meist gewinnt Erich“, sagt sie. 30 Spiele schaffen sie jede Woche. Dazwischen wird über Gott und die Welt geplaudert.
Sein Skatwissen hat Erich Koppius bereits an seine Kinder und Enkel weitergeben. „Mit denen spiele ich auch einmal die Woche. Nur mit meinen zehn Urenkeln noch nicht. Die sind für Skat noch zu jung“, erzählt der 96-Jährige.