Marathonlauf wegen Urgroßvater

Carl Wilhelm Paul Schindzelors. So hieß der Mann, wegen dem Hardy Hidalgo im Juni nach Deutschland fliegen will. Von Uruguay nach Görlitz, um hier am Europamarathon teilzunehmen.
Doch das ist nicht der einzige Grund. Denn Hardy Hidalgo will Spuren seines Urgroßvaters finden, ebenjenem Carl Wilhelm Paul Schindzelors. Alles was er über ihn weiß, ist, dass er am 2. November 1861 in Görlitz geboren wurde, als Drucker arbeitete und in Dohna später auch Feuerwehrmeister war.
Hardy Hidalgo braucht diese Angaben, um Lücken seiner Familiengeschichte zu füllen. Er hat einen Stammbaum, den er gerne ergänzen möchte. „Von meinem Vater habe ich fünf Generationen – bis zum Urgroßvater meines Großvaters“, sagt Hidalgo. Nun würde er in Görlitz gern eine Geburtsurkunde erhalten, um dadurch vielleicht weitere Ahnen, die Eltern und Großeltern meines Urgroßvaters, zu finden.
„Ich bin überzeugt, dass Carl Wilhelm Paul erster mit dem Nachnamen Schindzelors ist, weitere Ahnen könnten anders geschrieben worden sein, zum Beispiel Szendzilorz.“
Suche auch in Polen
Also dachte sich Hardy Hidalgo, das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden – oder umgekehrt, und will in Görlitz laufen und forschen. Im Internet sucht er einen Marathon, der Anfang des Sommers stattfindet und stieß auf den Europamarathon. Seine Frau Laura wird ihn auf der Europa-Reise begleiten. „Meine Mutter hat öfters Görlitz erwähnt und bei der Ahnensuche habe ich vom evangelischen Pfarramt in Dohna bei Dresden erfahren, dass mein Urgroßvater dort geboren ist“, erzählt Hidalgo. Der Nachname verstarb mit seinem Großvater, er hatte nur Schwestern und Hidalgos Mutter als einziges Kind.
Auch in Polen wollen die Hidalgos suchen, möglicherweise in Spytkow. Dort könnte es Informationen über die Urgroßeltern geben, hofft Hardy Hidalgo. Er selbst wurde 1959 in Offenbach am Main geboren, lebte dann in Frankfurt, bis die Familie 1963 nach Madrid umzog. „Mein Vater kam aus Valladolid in Spanien und kannte meine Mutter 1955 von einem San Sebastian-Urlaub.
Zusammen mit Eltern und Bruder ging es für Hardy Hidalgo schließlich 1976 aus geschäftlichen Gründen nach Uruguay. Hier lebt er heute mit Frau und zwei Kindern in Nueva Helvecia (Neu Helvetia), 125 Kilometer nordwestlich von Montevideo. Und doch zieht es ihn und seine Frau wieder nach Europa. „Wir haben vor, in der Zukunft den nördlichen Sommer – und hiesigen Winter – in Spanien zu verbringen.
Erster Marathonlauf seit 17 Jahren
Der Europamarathon in Görlitz wird nicht sein erster sein, aber der erste seit 17 Jahren. 2000 hatte Hardy Hidalgo bereits einen in Chicago absolviert, den nächsten dann 2002 in Argentinien und schließlich 2003 den New York-Marathon.
„Ich bin immer bei langsamen Tempo gelaufen und habe um die fünf Stunden gebraucht.“ Für Görlitz hat er nun einen 20-wöchigen Trainingsplan begonnen – nach einem Buch, das er schon vor 20 Jahren kaufte. Sein Ziel: „Ich will den Europamarathon 20 Jahre nach dem ersten, 20 Pfund leichter und 20 Minuten schneller laufen.“ Ein Erfolg wäre für ihn aber auch, mehr über den Urgroßvater zu erfahren.
