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US-Army rockt Hockeytown

Beim Konzert der Shape International Band tobte die Eisarena Weißwasser. Vor der Halle aber gab es kritische Stimmen.

Von Constanze Knappe & Sabine Larbig
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Als musikalische Botschafter der Nato heizte die Shape International Band ordentlich ein.
Als musikalische Botschafter der Nato heizte die Shape International Band ordentlich ein. © Joachim Rehle

Von „Come together“ (Beatles) bis „Final Countdown“ (Europe) und dazwischen Rock vom Feinsten – die Shape International Band rockte am Sonntagnachmittag die Eisarena in Weißwasser. Zum kostenlosen öffentlichen Eislauf ließen sich die Weißwasseraner nicht lange bitten. Ob auf dem Eis oder auf den Rängen, an die 2.000 Besucher erlebten im Fuchsbau einen nicht alltäglichen Nachmittag. Und das lag nicht nur daran, dass die zwei Sängerinnen, ein Sänger und neun Musiker in der Uniform der US-Army für Stimmung sorgten.

Eingeladen hatten die Sächsische Staatsregierung und die US-Streitkräfte, um wie bereits am Tag zuvor in Frankenberg über das Manöver „US Defender Europe 2020“ zu informieren. Als die Anfrage der Staatskanzlei kam, habe man nach einem Veranstaltungsort gesucht, so Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext) auf Nachfrage von Tageblatt. Der Vorschlag Eisarena sei vom EHC-Chef Dirk Rohrbach ins Spiel gebracht worden. Torsten Pötzsch freute sich über die gute Resonanz. Froh war er auch darüber, dass die Veranstaltung nicht gestört wurde. In seinen Begrüßungsworten verwies er auf die „häufig gestellte Frage der Transparenz“. Und die sollte eben mit dieser Veranstaltung erfüllt werden. Unterbrochen von einer Trillerpfeife sagte er: „Auch wenn die Konvois nachts unterwegs sein werden, haben die Anrainer das Recht, informiert zu werden“. 

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (Mi.) stellte sich in Weißwasser auch Fragen von Demonstranten wie der Berliner Friedensaktivistin Barbara Fuchs 
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (Mi.) stellte sich in Weißwasser auch Fragen von Demonstranten wie der Berliner Friedensaktivistin Barbara Fuchs  © Constanze Knappe

Es gab Flyer zum Ablauf der Truppenbewegungen um den Übungsplatz Oberlausitz, aber auch, wie man sich verhält, wenn man dem Konvoi begegnet oder durch ihn Schäden verursacht werden. Auch Vertreter von Bundeswehr und US-Army beantworteten Fragen der Bürger vor Ort rund um diese Themen. „Es ist ein Zeichen von gelebter Demokratie, dass die Streitkräfte hier in der Halle Rede und Antwort stehen und sich draußen vor der Halle kritische Stimmen Gehör verschaffen“, erklärte Torsten Pötzsch. Er forderte die drinnen wie draußen dazu auf: „fair, respekt- und friedvoll miteinander umzugehen“.

Man habe die tolle Halle zusammen auf den Weg gebracht, deswegen freue er sich, hier sein zu dürfen, begann Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) seine Ansprache. Seinem Verweis auf 75 Jahre Frieden in Europa folgte Beifall von den Rängen. Jedoch würden sich, wie er sagte, die wenigsten Menschen mit dem Thema Krieg auseinandersetzen. „Trotz 80 Millionen Menschen könnte sich die Bundesrepublik allein nicht verteidigen, kleine Länder wie Lettland und Litauen noch viel weniger“, erklärte er. Wegen der Bündnisverpflichtungen in der Nato finde das Manöver statt. Erneut betonte der sächsische Ministerpräsident, wie wichtig der Truppenübungsplatz Oberlausitz sei, „weil er Geld in die Region bringt und Arbeitsplätze sichert“.

Sicherheit steht an erster Stelle

Reena Patel, in der US-Botschaft für militärische Angelegenheiten zuständig, bezeichnete die Band als musikalische Botschafter der Nato. „Wir sind hier, damit Sie besser verstehen, wer wir sind, und das geht kaum besser als durch die Sprache der Musik“, erklärte auch Major Andy Harkleroad von der US-Armee in Europa. Ein Großteil der Ausrüstung sei bereits in Europa eingelagert und werde nun nach Polen, Lettland und Litauen verlegt. „Wenn die Übung abgeschlossen ist, kehren die Soldaten zurück zu den Standorten in den USA. So einfach ist das. Genau wie Ihre Füchse trainieren müssen, müssen es Soldaten auch“, so Harkleroad. Alle Beteiligten betonten mehrfach, dass es sich um eine defensive Übung handle, bei der Zusammenarbeit in der Nato im Vordergrund stehe. Die Militärtransporte finden ab Mitte März und im April statt und das vor allem nachts. „Nicht aber an Wochenenden oder zu Ostern“, betonte Elke Herberger, Pressesprecherin des Hauptquartiers der US-Armee in Europa, ausdrücklich. „Wir bemühen uns um möglichst wenig Belästigung der Bevölkerung.“ Alle Konvois würden von der Bundeswehr genehmigt, koordiniert und unterstützt. 

„Dabei steht Sicherheit an erster Stelle. Die der Bürger und unserer Soldaten“, so Herberger. Wie sie weiter informierte, erhalten alle Fahrer vor dem Manöver zusätzliche Schulungen zum Verkehr in Deutschland. „Die Informationen reichen von Verkehrsregeln über Schilder und Bedeutung bis Routenführung oder Zuständigkeit der deutschen Polizei, beispielsweise bei Unfällen oder Havarien. Das Prozedere ist nicht neu, nur die Größenordnung des bevorstehenden Manövers.“ Dass das Interesse der Bevölkerung an Informationen entsprechend groß ist, sei nachvollziehbar. „Umso mehr freue ich mich, dass die Veranstaltung in der Eishalle Weißwasser mit Unterhaltung und Informationen so gut besucht ist. Mit über 2.000 Besuchern ist es die mit Abstand größte Veranstaltung von vier in Deutschland sowie in Litauen und Polen“, schätzt Herberger ein.

Bereits in der Vorwoche hatte Tüp-Kommandant Oberstleutnant René Pierschel die Vertreter der Anrainerkommunen zum diesjährigen Bürgermeistertreffen eingeladen. Dabei ging es um die Schießpläne für dieses Jahr, aber vor allem um das Manöver. Für die Stadt Weißwasser erwartet OB Torsten Pötzsch deshalb „kaum Auswirkungen durch die Manövertransporte“, wie er auf Nachfrage von Tageblatt sagte. Abgesehen von nichtkalkulierbaren Ereignissen wie am Wochenende an der Bahnbrücke.

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