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Verdient die Mittelschule bessere Noten?

Beim SZ-Schulnavigator gaben aus den 6. und 9. Klassen 46 Eltern der Nieskyer Schuleeine Gesamtnote von 2,7. Darüber diskutieren seitdem Lehrer, Eltern und Schüler.

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Von Carla Mattern

Eine gute Drei als Schulnote haben die Lehrer der Mittelschule Niesky unterm Strich beim SZ-Schulnavigator von den Eltern bekommen (SZ, 5.1.2012, Seite 27). Manch Schüler wäre froh über so ein Ergebnis. Doch das Kollegium an der Mittelschule in Niesky versetzte die Benotung „in einen Ausnahmezustand. Wir haben uns unentwegt in Frage gestellt“, sagt Schulleiterin Winnie Scholz-Kunitz. Jetzt gab es eine außerordentliche Elternversammlung. Worum es ging, welche Schlussfolgerungen gezogen werden, wie Schüler reagieren: Die SZ gibt einen Überblick.

Schulwahl: Nicht allein

die Qualität entscheidet

Ein Hauptaspekt bei der Schulwahl ist für Eltern, die im ländlichen Gebiet leben, die pragmatische Frage: Wie kommt mein Kind in die Schule und wieder nach Hause? Das sagt zumindest Mutter Andrea Krujatz. „Selbst wenn uns suggeriert wird, ihr könnt wählen: Das ist nicht so. Wenn ich dann aber eine Mängelliste vorgelegt bekomme, dann stehe ich hilflos da“, so Andrea Krujatz. Deshalb wird dank des Navigators darüber geredet – und versucht, etwas zu bewegen.

Erwartungen: Schule steht

offen zu allen Fragen

Mehr als die Hälfte der Eltern aus den Klassenstufen 6 und 9, die den Fragebogen ausfüllten, teilte bei der Befragung für den Schulnavigator mit, dass ihre Erwartungen an die Schule nur teilweise erfüllt würden. Mutter Kerstin Eisold aus Kosel befragte ihren Sohn Patrick, wie er das sehe. Als Einziges nannte er das frühe Aufstehen, sagt sie. „Mein Mann ist selber in die Mittelschule gegangen und stolz, was es jetzt alles in der Schule gibt“, sagt Kerstin Eisold. Eltern mit anderen Erwartungen sollten sich dazu äußern, sagt sie. Das bekräftigt auch Manuela Schröder. Sie hat jetzt das dritte Kind an der Mittelschule. Der Sohn sage klipp und klar, wie es in der Schule war. Bei Problemen müsse man sich dann eben melden, so Manuela Schröder.

Unterrichtsausfall: Krankheit

ist nur ein Grund dafür

Schülersprecherin Jasmin Eisold wundert sich über die schlechten Noten der Eltern für den Unterrichtsausfall. „Unsere Lehrer gehen doch auch in der Mückaer Schule helfen“, sagt die Neuntklässlerin. Unterrichtsausfall hat mehr Gründe als nur krankheitsbedingte, sagt Schulleiterin Winnie Scholz-Kunitz. Lehrer sind bei Klassenfahrten, Skilagern oder in Sachen Berufsausbildung mit Schülern unterwegs. Das sei wichtig und gewollt.

Fördern: Viel mehr als nur Unterricht wird angeboten

Seit vergangenem Jahr wird eine zweite Fremdsprache angeboten, Mit dem Chor, den Sportangeboten und den vielen Aktivitäten für die Berufswahl werden die Schüler gefördert. Es ist weit mehr, als Unterrichtsstunden unter dem Begriff Förderunterricht. Aber auch den gibt es, beispielsweise bis zur 8. Klasse für Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, in Klasse 9 für Mathe, sagt die Schulleiterin. Die Benotung der Eltern in Sachen Förderung habe das Kollegium besonders schwer getroffen, so Winnie Scholz-Kunitz.

Ernst genommen werden: Konsequent einfordern

Schüler und Eltern, die Sorgen, Probleme, Hinweise oder Ärger haben, können sich damit jederzeit melden. Schülersprecher und Elternsprecher, Lehrer und Schulleiterin haben ein offenes Ohr. Auch Schulcoach Fanny Buchert hat Sprechstunden an der Schule. Aber das ist keine Einbahnstraße. „Wir wünschen uns, dass die Eltern, die ihre große Unzufriedenheit deutlich zum Ausdruck brachten, jetzt einen Schritt weiter gehen, um die aus ihrer Sicht bestehenden Probleme klar auszusprechen“, sagt die Schulleiterin. Nur so könnten gemeinsam gezielte Anstrengungen unternommen werden. „Die überwiegende Zufriedenheit von Schülern und Eltern ist uns wichtig“, sagt Scholz-Kunitz.

Informiert sein: Ist

durchaus möglich

Gut informiert fühlen sich knapp 60 Prozent der befragten Eltern. Angebote und Informationen seien viele vorhanden, sagt Helmut Conrad. Er ist Elternsprecher. Zu der außerordentlichen Elternversammlung am Montag, die kurzfristig einberufen worden war, kamen beispielsweise fast 30 Eltern. Die Einladung stand auch auf der Internetseite der Schule.

Gewalt an der Schule: Nicht Wegsehen und Stillhalten

Mehr als 60 Prozent der Fragebogenausfüller sehen leichte Probleme mit schulischer Gewalt, fast 7 Prozent sogar große. Die Schulleiterin bestätigt, dass es beispielsweise Mobbing gibt. Darauf werde reagiert, um einen Änderungsprozess einzuleiten, aber das dauere auch. „Aber wenn wir nichts wissen, dann können wir nicht reagieren“, fordert die Schulleiterin Eltern und Schüler zu Hinweisen auf.

Fazit: Mit allen Sinnen Schule bei Tag der offenen Tür erleben

Eltern bekommen gar nicht richtig mit, was in der Schule abläuft. Darin war sich der Schülerrat einig. Er wird gemeinsam mit Schulcoach Fanny Buchert und dem Vertrauenslehrer einen Fragebogen für die Schüler entwerfen. Der soll an alle gehen und damit ein reelles Bild ergeben, sagt Jasmin Eisold. Erstmals will sich der Elternrat beim Tag der offenen Tür am 9. Februar beteiligen. Die Theatergruppe tritt auf, Neuner führen als Hostessen durchs Haus, Ganztags- und Förderangebote werden vorgestellt. „Wir wünschen uns, dass Eltern unvoreingenommen herkommen“, sagt die Schulleiterin. „Sie können mit allen Sinnen in die Schule hineinspüren“, so Andrea Krujatz.