Von Wolfgang Schmidt
Der grüne Daumen des Neukirchers Anton Ruppert ist im Oberland weithin bekannt. Neben seinem immer gepflegten Hausgarten mit vielfältigen Blumensorten und dem sogar geometrisch angelegten Kompost ist er seit fast fünf Jahrzehnten auch im Veredeln von Obstbäumen ein Fachmann. Das Veredeln, auch Umpfropfen genannt, ist eine uralte gärtnerische Technik, die schon die Phönizier 1 000 vor Chr. kannten. Das Anliegen besteht darin, eine Sorte mit einer anderen umzuveredeln, weil bisherige Obstsorten den Ansprüchen nicht mehr genügen oder der Baum kaum Früchte bringt.
„Aber nicht immer klappt es mit dem Veredeln“, schränkt der 81-Jährige ein. So wollte er schon einen seiner fünf Apfelbäume im Grundstück mit der Sorte „Kaiser Wilhelm“ veredeln. Aber des Kaisers neue Äpfel schmeckten ihm nicht.
Anton Ruppert gibt nie auf. Dieses Jahr wagte er einen Veredelungsversuch an einem etwa 35 Jahre alten, fast fünf Meter hohen Apfelbaum. Den wollte er eigentlich bereits fällen, weil – schon einmal veredelt – dessen geerntete Äpfel der Sorte „Undine“ immer leicht madig wurden. Im Frühjahr besorgte sich der Senior bei seinem Nachbarn Dutzende Reiser der Sorte „Ontario“. Mit dem Veredelungsmesser hat er die Reiser und 47 Astspitzen vom Undinebaum angeschnitten und beide fest zusammengefügt. Diese wurden mit Isolierband verbunden und die Schnittstellen mit Baumwachs verschlossen. „So bleibt der Kreislauf des Saftes erhalten“, sagt der Hobbygärtner. Sein Ziel: künftig Ontarioäpfel vom Undinebaum ernten.
Seit zwei Wochen sind Austriebe aus den aufgepropften Reisern mit ihren zarten, grünen Blättern zu sehen. Der Neukircher ist optimistisch, dass die meisten Reiser austreiben werden. Nächstes Jahr möchte er die ersten schmackhaften Ontarioäpfel ernten. „Die sollen als Winterapfelsorte länger haltbar sein und außerdem viel Vitamin C enthalten“, freut sich Anton Ruppert. Das Gärtner-Talent hat er von seiner Mutter. Schon als Kind schaute er sich bei ihr die einen oder anderen Tricks und Kniffe ab.