Von Thomas Drendel
Christo hat 1995 den Reichstag in Berlin verhüllt und damit weltweite Aufmerksamkeit erzielt, jetzt eifert ihm der Verein Seifersdorfer Thal nach. Sämtliche Denkmale des Landschaftsgartens werden bei einer spektakulären Aktion eingewickelt. „Das wird am 29. April durch die Mitglieder des Vereins passieren. Besucher können sich die verhüllten Denkmale dann ab dem darauffolgenden Tag ansehen“, sagt Thomas Pätzig, vom Vorstand des Vereins. Etwa 20 Skulpturen, Säulen oder Gedenktafeln sind im Park zu finden. Dazu zählen das Denkmal für Herzogin Anna-Amalia, der Altar der Jugend, Amor oder Lorenzos Grab. „Wir verwenden für die Aktion knallgelbe Folie. Die Aktion soll ja größtmögliche Aufmerksamkeit erzielen“, sagt der Landschaftsarchitekt. Der Verein will damit auf ein ernstes Problem aufmerksam machen. Denn langfristig ist die Pflege des berühmten Landschaftsgartens nicht gesichert. „Nach den großen Zerstörungen durch den Tornado oder durch Hochwasser ist jetzt vieles wieder hergerichtet. Wie es weitergeht ist aber offen“, sagt Thomas Pätzig. Die laufenden Pflegearbeiten sind bisher durch Ein-Euro-Jobber erledigt worden. Dazu zählen die Reinigung der Wege, das Mähen der großen Rasen-Flächen und die Begradigung der Wege durch immer wiederkehrende Überschwemmungen entlang der Röder. „Auch wird es wieder Stürme geben, nach denen dann wieder umgestürzte Bäume beseitigt werden müssen“, sagt Pätzig.
Wer das künftig erledigen soll, ist unklar. Denn für das laufende Jahr sind noch keine Hilfskräfte durch das Kreisarbeitsamt bewilligt worden. „Momentan versuchen wir durch unsere Arbeitseinsätze etwas Abhilfe zu schaffen. Das Tal ist aber mehrere Kilometer lang. Auf Dauer können wir das nicht leisten.“ Mit der Aktion will der Verein auf das Seifersdorfer Tal aufmerksam machen und vor allem auf das Problem der Pflege.
Die Denkmale bleiben bis zum Sonntag, dem 5. Mai, verhüllt. „Bis dahin werden wir aber Schilder neben sie Stellen. Damit die Besucher auch wissen, was sich unter den Planen verbirgt“, erzählt der Landschaftsarchitekt. Parallel zu der Verhüllungsaktion wird es im Schloss Seifersdorf eine Fotoausstellung geben. Michael Wagner hat kurz nach dem Tornado vor drei Jahren im Seifersdorfer Tal Bilder gemacht. Sie zeigen noch einmal die großen Schäden damals.“ Geöffnet ist die Schau vom 30. April bis 5. Mai täglich von 8 bis 14 Uhr. Bei der Enthüllung der Denkmale können ebenfalls Interessenten dabei sein. „Das wird innerhalb einer Führung passieren, die um 11 Uhr am Parkplatz Schönborner Straße in Seifersdorf beginnt. Thomas Friedlaender wird dabei auf Holzblasinstrumenten spielen“. Den Abschluss bildet um 13 Uhr ein großes Picknick auf der Festwiese im Seifersdorfer Tal.
Die Aktion hat internationalen Charakter. „Das Seifersdorfer Tal ist als westlichste Gartenanlage beim Projekt GartenKulturPfad dabei. Das ist eine Vereinigung von Parks und Gärten beiderseits der Neiße. Neben etwa zehn Anlagen auf polnischer Seite sind in Sachsen unter anderen die Parks der Schlösser Rammenau, Hermsdorf, Pulsnitz oder Großharthau dabei“, erzählt Thomas Pätzig. Unterstützt wird die Aktion von der Europäischen Union.
Der Landschaftsgarten Seifersdorfer Tal wurde durch Hans Moritz Graf von Brühl und Johanna Christina Margarethe um 1800 geschaffen. Zahlreiche prominente Besucher sahen sich die Anlage an. Darunter waren Caspar David Friedrich, Christian Gottfried Körner, Theodor Körner oder der Dichter Jean Paul. Seit dem Jahre 1981 haben Mitglieder des Vereins Seifersdorfer Thal ehrenamtlich die Sanierung und Pflege des Landschaftsgartens übernommen. Seit 1997 befindet sich die Anlage im Besitz des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz.