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Verein rollt die Plakate an der Filz-Villa ein

Die Filzfabrik-Villa ist wieder leer. Denn das Projekt für suchtkranke Langzeitarbeitslose ist weg.

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Von Anja Beutler

Hier geht es nicht mehr weiter: Ein Zaun versperrt den Weg zur gelb leuchtenden alten Villa der Filzfabrik in der Georgewitzer Straße, kurz vor dem Ortsausgangsschild. Seit Jahresbeginn steht das Haus wieder leer. Die letzten Mieter sind ausgezogen: Das Arbeitsprojekt für Suchtkranke und auch die Psychosoziale Beratungsstelle.

Was nun aus der Villa wird, ist nicht bekannt. Der Besitzer, der Augsburger Unternehmer Franz-Peter Jennissen, ist seit Wochen für eine Anfrage nicht erreichbar. Keine Zeit, zu beschäftigt, immer unterwegs. An dem Projekt selbst, das ein reichliches Jahr in der Villa logierte, hat es nicht gelegen. Eher an Machbarkeit und Finanzierung des Alkanti-Projektes.

„Alkanti“ ist mehr als nur eine Beschäftigungsmaßnahme für Langzeitarbeitslose: Die Menschen, die vom Fachdienst für Arbeit hierher geschickt wurden, sind entweder dabei, ihr Suchtproblem zu lösen und sollen mit einem sogenannten Ein-Euro-Job wieder ins Arbeitsleben zurückfinden. Oder es soll getestet werden, ob ein Suchtproblem vorliegt, das bei der Arbeitsvermittlung zum Problem werden kann.

Wie das langfristig funktionieren kann, zeigt das gleiche Projekt in Ludwigsdorf bei Görlitz – wo sich seit September 2010 das gleiche Projekt entwickelt. Auch dieses Gehöft liegt etwas abseits im Ort. Auch hier gab es durchaus Berührungsängste, doch inzwischen hat sich in der Holzwerkstatt, im Garten und auch in der Küche einiges getan. „So hätten wir uns das auch in Löbau gewünscht“, sagt Michaela Priehäußer, die in Löbau als Projektmitarbeiterin tätig war.

Doch der Verein hat in Löbau erst einmal die Bremse gezogen. Die Rahmenbedingungen hätten nicht gestimmt. Was wohl auch an den unterschiedlichen Organisationsformen für die Langzeitarbeitslosen in den Teilen des Landkreises lag: So erhielt Alkanti für das Ludwigsdorfer Projekt bessere – auch finanziell – Rahmenbedingungen als für das Löbauer. Da im Kreis nun generell Jobcenter Görlitz für die Langzeitarbeitslosen zuständig sind, kann sich Bruno Priehäußer durchaus einen weiteren Anlauf vorstellen. Denn: „Die Notwendigkeit für ein solches Projekt sehe ich – auch für die Gesellschaft insgesamt“, sagt der Leiter der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstelle Görlitz, die Träger des Projektes war. Ute Wolf vom Jobcenter Görlitz bestätigte diese Tendenz zwar auch. Betonte aber, dass die betroffenen Arbeitslosen jetzt in anderen Projekten unterkämen.