Von Frauke Zieschank
Schon wieder kaut Liesel, die kleine schwarz-weiße Ziege auf einem Stück Papier rum. Kaum hat Peter Drechsler das entdeckt, springt er auf und rennt dem wenige Wochen alten Zicklein nach. „Das ist gefährlich“, sagt er, noch ein wenig nach Atem ringend. Auch solche Manöver gehören nun zu seinen Aufgaben als Auszubildender im Tierpark Meißen. „Ich wollte schon lange Tierpfleger werden. Mich hat nie etwas anderes interessiert“, sagt der 17-Jährige.
Nur die schmale Statur verrät, dass Besitzer Heiko Drechsler nicht nur der Chef des Meißner Tierparks, sondern auch Peters Vater ist. Momentan ist er sichtlich stolz auf seinen Jüngsten, der nun in seine Fußstapfen tritt. „Bei Martin meinem Ältesten wollte ich das Interesse für Tiere immer erzwingen, indem ich ihm Kaninchen geschenkt habe“, sagt Drechsler. „Doch bald musste ich einsehen, dass das nichts bringt. Auch Tochter Jana lernte nicht Tierpflegerin, sondern wurde Restaurantfachfrau.
Peter kehrte zurück
Peter dagegen liebt Tiere. Besonders Reptilien und Amphibien faszinieren den schlaksigen jungen Mann mit den stoppligen Haaren. In Meißen haben es ihm besonders die Quessantschafe angetan. Extra für seine Ausbildung ist er wieder zurück ins Haus seines Vaters nach Dresden gezogen, nachdem er seine Schule im thüringischen Geisa abgeschlossen hat.
„Alles über Futterkunde, die lateinischen Namen der Tiere und vieles mehr lerne ich in der Zooberufsschule in Berlin“, sagt Peter Drechsler. Das Praktische zeigt ihm sein Vater, und da der Meißner Tierpark keine Affen, Elefanten und Antilopen hat, lernt er den Umgang mit diesen Vierbeinern im Dresdner Zoo.
Obwohl Heiko Drechsler sich natürlich immer wünschte, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt und womöglich einmal den Meißner Tierpark übernimmt, hat er es Peter nicht leicht gemacht. „Er musste vorher einen Test absolvieren“, betont der Vater. Dabei stellte er seinem Jüngsten Fragen zur Immunisierung von Tieren oder warum einige Pinguine Bauchfaltenbrüter sind. „Er hat alles gewusst“, sagt Heiko Drechsler stolz. Kein Wunder: „Ich habe schon immer gern Tierreportagen gesehen“, erwidert daraufhin der Junior.
Trotz des guten Ergebnisses gab Heiko Drechsler seinem Sohn vor dessen ersten Schultag in Berlin ein paar mahnende Worte mit auf den Weg: „Blamier mich ja nicht! Die kennen mich alle“, erinnert er sich. Bisher habe sich sein Jüngster jedoch gut geschlagen. „Wir vertragen uns ziemlich gut, nur ganz selten gehen wir uns auf den Geist“, zieht Peter Drechsler nach zwei Wochen im Meißner Tierpark ein erstes Resümee.“
Nachfolge ist noch ungewiss
Ob Vogelvolieren säubern oder Sand holen – all das gehört zu den täglichen Aufgaben des Azubis. „Ob er nun mein Sohn ist oder nicht, zu den Pflichten eines Lehrlings gehören eben auch solche Pampelarbeiten“, sagt Heiko Drechsler. Ob Peter wirklich mal den Meißner Tierpark übernimmt, weiß er jetzt noch nicht. Sein Vater ist ihm jedenfalls ein großes Vorbild. „Aber ganz so ehrgeizig wie mein Papa bin ich nicht.“