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Verhaltensmuster

Wir leben in der Konsumgesellschaft. Alles gibt es zu kaufen, wenn man nur das nötige Kleingeld hat. Soweit die Theorie. Die Praxis, das haben wir in jahrelangem Verbraucherdasein leidvoll erfahren müssen, sieht ganz anders aus.

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Wir leben in der Konsumgesellschaft. Alles gibt es zu kaufen, wenn man nur das nötige Kleingeld hat. Soweit die Theorie. Die Praxis, das haben wir in jahrelangem Verbraucherdasein leidvoll erfahren müssen, sieht ganz anders aus. Wohl dem, der schon im September weiß, dass er neue Winterschuhe braucht. Dann könnte er mit etwas Glück welche ergattern, die ihm nicht nur gefallen, sondern sogar passen. Aber wehe einer kommt erst im tiefsten Winter drauf, dass sich die großen Zehen so eisig anfühlen, weil sie sich durchs Oberleder gearbeitet haben. Dann kann man von der netten Schuhverkäuferin schon mal ein mitleidiges Schulterzucken ernten. „Fragen Sie nächste Woche noch mal nach.“

Was? Das kommt Ihnen auch bekannt vor. Hatten wir alles schon, wenn auch unter anderen Vorzeichen und Ausprägungen. Während es im Deutschland des Erich Honecker darum ging, überhaupt etwas zu kaufen zu kriegen, geht es heute mehr um den Schnäppchenpreis. Dafür nimmt ein Kunde gerne erprobte DDR-typische Verhaltensweisen an. Gestern stand eine Schlange vor einem Döbelner Supermarkt, eingereiht ein Kollege, der auch unbedingt diesen DVD-Rekorder mit allem Schnickschnack zum Geiz-ist-geil-Preis kaufen wollte. Da ging was los, als im Laden entgegen der Ankündigung nicht vier, nicht zwei, sondern gar keines der angepriesenen Geräte anzutreffen war. Größer hätte die Aufregung auch nicht sein können, wenn es damals nach stundenlanger Warterei doch keine Trabi-Auspuffanlagen gab. Manche Dinge ändern sich nie, grinstDAgobert