Lars Radau
Was sich derzeit beim traditionsreichen Fahrradhersteller Mifa abspielt, ist in mehrfacher Hinsicht ein Trauerspiel. Wenn ein börsennotiertes Unternehmen per Pflichtmitteilung offenlegen muss, dass es offenbar weder seine Lagerhaltung noch seine Finanzsoftware in Griff hat, ist das allein schon schlimm genug. Möglicherweise rächt sich hier auch, dass der neben Carsten Maschmeyer größte Anteilseigner Peter Wicht die Firma seit 2004 im Alleingang führte – ohne Beratung, auch ohne Kontrolle von Vorstandskollegen. Immerhin ist die Mifa zumindest auf dem Papier mit einem Umsatz von zuletzt 115 Millionen Euro und rund 770 Mitarbeitern alles andere als eine kleine Rumpelbude.
Dass der Landkreis in Sorge um seinen wichtigsten Arbeitgeber jetzt Vorratsbeschlüsse fasst, mit denen im Ernstfall ein paar Millionen Euro locker gemacht werden können, ist menschlich und politisch verständlich. Aber so rührend die Initiative ist, so verheerend ist sie für die öffentliche Wirkung. Noch ist nämlich unklar, ob der Beschluss des Kreistages überhaupt rechtens ist – weil einige Mitglieder des Gremiums keine Einladung erhalten hatten. Zudem muss noch das Landesverwaltungsamt einer angestrebten Bürgschaft zustimmen.
Worauf die Mifa jetzt dringend angewiesen ist, sind nicht die gut gemeinten Hilfsaktionen. Was der Fahrrad-Produzent braucht, ist Vertrauen. Vertrauen der Märkte und der Geschäftspartner, dass jetzt endlich Profis am Werk sind.