Verkehrserziehung mit dem Blitzlicht

Döbeln. Anfang Dezember hatte die Firma Jenoptik an der Bahnhofstraße am Wettinplatz eine Blitzersäule aufbauen lassen, die dort Tempo 30 überwacht. „Wir haben damit eine Verkehrsberuhigung erreicht. Jetzt können auch Mütter mit Kinderwagen über die Straße gehen“, sagte Ordnungsamtschef Jürgen Müller. „Wir hatten Autofahrer, die dort am Tag mit über 70 Stundenkilometern durchgefahren sind.“ Auch das Linksabbiegen vom Wettinplatz auf die Bahnhofstraße sei leichter, seit sich die Autofahrer an die Geschwindigkeiten halten. Unsicherheit gebe es mit dem Zusatzschild „100 Meter“ am Tempo-30-Schild. „Die Geschwindigkeitsbegrenzung beginnt am Schild und nicht erst nach 100 Metern“, stellte Müller klar.
Über die aufgeregten Debatten bei Facebook zu den Blitzern kann sich Müller nur wundern. „Es ist doch bekannt, wo die stehen. Wer da zu schnell fährt, ist selbst schuld.“ Auch der blaue Skoda Roomster des Ordnungsamtes für die mobile Geschwindigkeitsmessung sei weithin bekannt.
Konkrete Zahlen, wie viele Autofahrer auf der Bahnhofstraße bisher geblitzt wurden, konnte Müller nicht nennen. Es seien aber nach der Gewöhnungsphase weniger geworden. Die Messdaten von Jenoptik laufen bei der Verwaltung gemeinsam mit denen von den Blitzern in Neudorf ein. Dort hat sich die Gefahr halbiert, mit zu hoher Geschwindigkeit erwischt zu werden.
Weil die Stadt keinen neuen Vertrag mit Jenoptik abschließen wollte, gibt es für drei Blitzersäulen nur zwei Kameras. In Neudorf ist deshalb immer nur eine der beiden Säulen mit der Technik bestückt, sagte Müller. Weitere Blitzer im Stadtgebiet seien erst einmal nicht geplant. „Wir müssen die Daten ja auch bearbeiten können.“ Allerdings gebe es Probleme mit Rotlichtsündern in der Kleinen Kirchgasse. Außerdem beim Rechtsabbiegen von der Bahnhofstraße in die Franz-Mehring-Straße, wodurch die Fußgänger gefährdet werden. „Wir sind am Überlegen, ob wir dort einen Rotlichtblitzer hinsetzen.“
Es muss nicht immer Strafandrohung sein. Sehr gut hätten sich die Messtafeln bewährt, von denen die Stadt jetzt sieben im Gemeindegebiet stehen hat, sagte Müller. Erst vor 14 Tagen war die letzte in Technitz an der Westewitzer Straße aufgestellt worden, wo 30 geboten ist, die Schulkinder aus dem Bus steigen und die Straße überqueren. „Die Elternvertretung war an uns herangetreten. Dort wird oft zu schnell gefahren“, sagte Müller. Die Messtafeln bieten einen nützlichen Nebeneffekt. Sie zählen die Fahrzeuge und registrieren die gefahrenen Geschwindigkeiten.
In Juchhöh, so hatte sich herausgestellt, bremsten die Autofahrer zwar ab, aber nur, um nach der Messtafel wieder zu beschleunigen. „Dort haben wir nach der Tafel mit unserem mobilen Blitzer gemessen. Das hat einen Erziehungseffekt“, sagte Müller. Die Ortsdurchfahrt sei einer der neuralgischen Punkte, weil es dort auf beiden Seiten der Straße keine Fußwege gibt.
Das Ordnungsamt blitze vor allem in der Nähe von Fußübergängen, Schulen, Kitas und an Unfallschwerpunkten, sagte Müller. „Manchmal bekommen wir Hinweise von Anwohnern, dass schnell gefahren wird. Aber das wird manchmal von den Bürgern drastischer dargestellt, als es ist.“
Pro Jahr nimmt die Stadt insgesamt rund 400.000 Euro Bußgelder ein. 2018 sei es mehr als im Jahr zuvor gewesen, so Müller. Ein Grund: Das Ordnungsamt hat zwei zusätzliche Vollzugsbedienstete, die im Stadtgebiet unterwegs sind. Dabei werden aber nicht nur Knöllchen an Parksünder verteilt, sondern auch die Erfüllung der Anwohnerpflichten, Ordnung und Sauberkeit kontrolliert. „Die Mitarbeiter können jetzt öfter in den Klostergärten und auf Spielplätzen kontrollieren.“
Auch auf den Wegen, die gern von Hundebesitzern frequentiert werden, lässt sich jetzt öfter ein Vollzugsbediensteter sehen. Dabei werden auch Hundemarken und die Reinhaltung der Wege kontrolliert. „Das spricht sich herum“, sagte Müller. Das Problem Hundekot sei kleiner geworden. „Aber das reicht noch nicht aus.“