Von Heike Wendt
Was für den einen eine Freude ist, sorgt bei den anderen für Frust. In Herbergen, seit 1973 ein Ortsteil der Gemeinde Liebstadt, wurde vor einigen Jahren die Dorfstraße erneuert. Schön für die Autofahrer, die sich zum zügigen Fahren verleitet fühlen. Stress auf der anderen Seite bei den Anwohnern, die den flotten Verkehr als Gefährdung wahrnehmen. So regte sich bei einigen Anwohnern der Wunsch, etwas gegen die „Raser“ zu tun. „Vier Jahre ist es her, als wir beim Bürgermeister vorsprachen und um eine Lösung baten“, erzählt Werner Rother aus dem Dorf. Als Idee stand der Vorschlag für die Dorfstraße, die als Sackgasse endet, eine „Zone 30“ einzurichten. Liebstadts Bürgermeister Hans-Peter Retzler (PDS) nahm sich der Sache an. Eine Beantragung erfolgt in diesem Fall über die Stadtverwaltung Bad Gottleuba-Berggießhübel als erfüllende Gemeinde. Diese stellt den entsprechenden Antrag bei der Straßenverkehrsbehörde des Landratsamtes für eine „verkehrsrechtliche Anordnung zur Aufstellung der Verkehrszeichen 274.1-50 und 274.2-50“.
Nach Recherchen von Bad Gottleuba-Beggießhübels Bürgermeister Thomas Mutze (Freie Wähler) ging dieser Antrag am 1. Juli 2003 ans Landratsamt. Nach Aussage des Landkreises jedoch war der entsprechende Antrag am 5. April 2006, also knapp drei Jahre später, gestellt worden. „Das Problem war, dass wir als Stadtverwaltung mehrmals nachgefragt haben und der Antrag von 2003 offensichtlich verloren ging“, so Bürgermeister Mutze. So habe er einen neuen Antrag stellen müssen. Die Genehmigung durch das Landratsamt wurde schließlich am 12. April 2006 erlassen.
Vor genau einer Woche sind an Herbergens Dorfstraße gleich zwei Schilder, jeweils rechts und links der Straße angebracht worden. Doch zur Überraschung für die rund 50 Einwohner des Dorfes standen jetzt keine Verkehrszeichen, die die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Stundenkilometer herabsetzen, sondern die für eine „Verkehrsberuhigte Zone“. Nach den gültigen Verkehrsregeln dürften damit Fußgänger die Straße in ihrer ganzen Breite nutzen und Kinderspiele auf der Straße wären erlaubt. Zudem müsste mit Schrittgeschwindigkeit von 5 Stundenkilometern gefahren werden und das Parken außerhalb dafür gekennzeichneter Flächen wäre verboten.
„Die Schilder sind eindeutig verkehrt“, bestätigt Thomas Mutze. Sie wurden versehentlich falsch bestellt, entschuldigt sich der Bürgermeister. Mittlerweile sind die Verkehrszeichen, die den Beginn und das Ende einer „Zone 30“ kennzeichnen, bestellt worden. Sobald die „richtigen“ Schilder eintreffen, werden die versehentlich aufgestellten ersetzt. Das kann noch einige Tage dauern, wird aber in Kürze behoben sein, versichert er.
Ein großer finanzieller Schaden ist in diesem Falle nicht entstanden. Ein Schild kostet um die 50 Euro. „Die Verkehrszeichen werden nicht entsorgt, wir heben sie natürlich auf und können sie später an anderer Stelle verwenden.“
Für die Einwohner des kleinen Dorfes hat sich seit der Aufstellung der Schilder einiges geändert. „Es ist schon wesentlich ruhiger geworden“, sagt Anwohner Werner Rother, der sich für die Verkehrsberuhigung eingesetzt hatte.