Von Silke Schoepe
So ein bisschen verkehrte Welt ist das bei Steinmetzmeister Roland Friebolin: Zuerst steht die Maschine und dann erst die Werkhalle. Doch das Gerät, besser gesagt die Steinsäge, musste dieses Jahr unbedingt noch her: Denn Roland Friebolin erhofft sich damit viel: „Gegenüber Zukäufen haben wir mit einer eigenen Steinsäge viel mehr Spielraum, was Termine betrifft. Wir können unsere Kunden schneller bedienen als mit Lieferungen über Dritte.“
Gerade zur Weihnachtszeit gab es in den vergangenen Jahren immer wieder Lieferengpässe. Denn nicht in allen Teilen Deutschlands ist man am Jahresende so fleißig wie in Zittau an der Hammerschmiedtstraße.
Deshalb wurde dieser Tage die Steinsäge kurzfristig geliefert. Sechs mal sechs Meter ist sie lang. Drei Meter hoch steht sie tonnenschwer auf zwei Betonfundamenten und wird später mittels modernster Computertechnik und eines Drehkipptisches durch nur einen Bediener handelsübliche Rohplatten schneiden, aus Sandstein, Granit und Marmor.
Naturstein für den Wohnraum
Der Steinmetzmeister kann mit der Säge zudem mehr Auswahl an Produkten bieten. Neben Grabmalen, die bisher etwa die Hälfte seiner Arbeit ausmachen, sollen mit der Säge auch Arbeiten für den Wohnraum möglich sein, zum Beispiel die Herstellung von Arbeitsplatten für die Küche. In diesem Fall berät der Meister auch selbst gern, welches Material zur individuellen Einrichtung am besten passt. Außerdem erhofft er sich Vorteile im Arbeitsgebiet Sanierung und Restaurierung. Denn auch hier gilt es, schnell und passgenau zu liefern.
Bei Friebolins Liebe für Denkmäler versteht es sich fast von selbst, dass die Halle, die die Steinsäge umgeben soll, am Ende historisch wirken wird. Der Neubau gegenüber dem Sitz seines Handwerksbetriebes wird durch Farben, Konstruktion und Bauweise nostalgisch. Gesammelte Werke des Meisters, so beim Abriss von alten Industriebrachen gerettete Fenster, werden eingebaut. „Die historische Industrieverglasung liegt bereits seit ein paar Jahren bei mir. Jetzt ergibt sich die ideale Gelegenheit, diesen Bauteilen neues Leben einzuhauchen“, sagt Roland Friebolin, dessen Sammellust sich nun auszahlt.
Die Halle, zehn mal 13 Meter groß, wird erst im Frühjahr fertiggestellt. Erst wenn es frostfrei ist, wird der Putz aufgetragen. Der Meister hat ausgeriebenen Glattputz ohne moderne Putzschienen bestellt. Das Dach erhält einen Überstand, an dem an Neubauten gewöhnlich gespart wird. Den Eingang soll ein großes Holztor mit Oberlausitzer Verschlag prägen. „Insgesamt wird das Gebäude mit all diesen Details lebendiger“, erklärt der Steinmetz. Eine gewisse Vorfreude ist spürbar.
Arbeit wird erleichtert
Bis zur Fertigstellung der Halle wird die Steinsäge jedoch nicht auf ihren Einsatz warten müssen. Nach Herstellung der Elektroanlage und der Entwässerung kann sie ihren Betrieb direkt aufnehmen. Die Arbeit der sechs Angestellten und einer Auszubildenden wird dann erleichtert. Auch regionale Handwerkskollegen könnten dann vom Zuschneiden des Rohmaterials vor Ort profitieren.