SZ +
Merken

Vernarrt in edle Grasfresser

Ebersbach. Eine kleine Attraktion haben Martina und Peter Mischke ihrem Heimatort mit zweiAlpakas eingebrockt.

Teilen
Folgen

Von Anja Hecking

Verdutzt schaut manch Passant oder Autofahrer auf die beiden Tiere an der Hauptstraße in Ebersbach. Wie Lamas sehen sie aus, mit einem Fell, so knuffig, dass man am liebsten hineingreifen möchte. Die zwei Alpakas von Martina und Peter Mischke sind in den vergangenen Wochen zu einem Ausflugsziel geworden. „Die Leute kommen extra deshalb her, stellen ihr Auto ab und bewundern Franz und August“, erzählen Mischkes.

Schaulustige am Straßenrand

Manchmal provoziert die Schaulust sogar einen kleinen Verkehrsstau an der Kreuzung herauf – dort, wo die Hauptstraße weiter durch Ebersbach führt, es links zum Wasserschloss und geradeaus nach Liebstein geht. Wenige Schritte entfernt haben Mischkes in den vergangenen zehn Jahren einen alten Hof in ihr neues Zuhause verwandelt. Die Wiese am Haus hielten die Schafe vom Nachbarn kurz, bis dieser die Weidetiere abschaffte.

Peter Mischke wollte nun selbst zwei Schafe halten. Die sollten sich über den Sommer am Gras gütlich tun und später auf dem Teller landen. „Damit hat sich mein Mann natürlich den Protest der Familie eingehandelt“, sagt Martina Mischke. „Wie können wir Tiere, denen wir bestimmt auch Namen gegeben hätten, aufessen?“ Sie hatte da schon eine andere Idee für das Bewirtschaften der großen Wiese. Von der edlen Wolle her waren ihr Alpakas ein Begriff. „Wahrscheinlich hatte ich aber auch schon als Kind von den Tieren gelesen, die eigentlich in Südamerika zu Hause sind.“

Martina Mischke blieb hartnäckig. Im Internet suchte sie Informationen über die höckerlosen Kamele, die mit den Lamas und zwei weiteren wild lebenden Arten zu ein- und derselben Familie gehören. Pflegeleicht, die Haltung draußen auch im Winter, das ansprechende Wesen der Tiere – all das passte. Und weil die Welt ein Dorf ist, tauchte im Sommer eine Familie aus Ludwigsdorf bei den Ebersbachern auf. Sie suchten jemanden, der ihre Alpakas für zwei Wochen in Pflege nehmen konnte... Nach dieser Probezeit stand eigentlich nur noch die Frage: Wie kommt man in Deutschland an Alpakas ran? Bis nach Südamerika mussten Mischkes dafür nicht fahren, sondern nur bis nach Stolpen. Von dort holten sie sich zwei der immer beliebter werdenden Freizeittiere. Weil die Hengste vor etwa einem Jahr bei ihrem Züchter in Sachsen zur Welt gekommen sind, sollten sie auch heimische Namen tragen: August und Franz.

Leckeres Gras auf der Wiese

Seit diesem Sommer leben sie nun in Ebersbach. Das Gras scheint den neugierigen und lernfähigen Tieren hier bestens zu schmecken.Viel mehr brauchen sie auch gar nicht, um satt zu werden. Und deshalb sollten Passanten die Alpakas auch nicht füttern. Damit Martina Mischke die wertvolle Wolle selbst verarbeiten kann, will sie im Winter unbedingt Spinnen lernen. Im Bekanntenkreis hat sich auch schon jemand gefunden, der August und Franz im nächsten Frühjahr scheren kann. Die alteingesessenen Dorfbewohner um Mischkes sind alle sehr aufgeschlossen. Viele haben selbst Tiere, und so sind die Neuankömmlinge kein Problem. Und für Schmunzeln sorgen sie allemal: Erst unlängst standen zwei kleine Jungs mit ihren Fahrrädern am Zaun: „Eh guck mal, jetzt haben die hier schon Giraffen...“ Nun haben Mischkes schon überlegt, ob sie nicht doch eine kleine Informationstafel aufstellen. Langeweile kommt bei ihnen jedenfalls keine auf. Sie sind vor kurzem nicht nur Großeltern geworden. Auch Labradormischlingshündin Natascha hat Nachwuchs zur Welt gebracht. So tollen im Garten nun auch acht tapsige Welpen herum und sorgen zusätzlich für neugierige Besucher.