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Vernunft siegt über starre Fronten

Einigung. Weil die Holz-genossenschaft auf dem Nachbargrundstückinvestiert, kann die Stadt den Radweg weiterführen.

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Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Der Radweg westlich von Flutrinne und Naturerlebnisbad endete die längste Zeit an einer Bretterwand. Die Einkaufs- und Liefergenossenschaft des holzverarbeitenden Handwerks e. G., kurz ELG Holz, räumt die Lagerfläche, die rund 2,50 Meter breit und etwa 30 Meter lang die Fortführung des städtischen Radweges Richtung Wiesenweg blockiert. Auf dem Nachbargrundstück, das früher der städtischen Wohnungsgesellschaft gehörte, kann die Holzgenossenschaft nun erweitern und ihre Firmenfläche auf das Doppelte vergrößern. Möglichst schon bis Ende Februar soll die alte Lagerflächen rückgebaut sein. Dann beginnt die Stadt Großenhain mit der Weiterführung des Radweges, der eigentlich schon zur Landesgartenschau komplett fertiggestellt sein sollte. „Mitte, Ende April werden die Leute dann auf den noch fehlenden rund 90 Metern durchradeln können“, sagt Stadtbaudirektor Tilo Hönicke.

Seit 1999 währte der Streit um die Bretterwand am Fuß/Radweg. Schon damals plante die Stadt die Trasse für die Gartenschaubesucher. „Wir wollten von Anfang an den Radweg nicht blockieren, sondern auf das Nachbargelände ausweichen“, stellt ELG-Geschäftsführerin Martina Leutritz klar. Doch auf dieser Fläche lag ein Rückübertragungsanspruch. Die Stadt bot der Genossenschaft als Ausgleich andere Flächen an. „Die konnten wir aber nicht annehmen, weil sie sich für unsere Betriebslogistik überhaupt nicht eigneten“, so Leutritz. Beide Parteien lieferten sich daraufhin einen heftigen Schlagabtausch. Der führte bis vors Gericht.

Landratsamt führte Verfahren

Das Landratsamt wurde im vorigen Jahr eingeschalten und führte gegen die ELG ein Baurechtsverfahren. Was rauskam, war der Konsens, der früher ungreifbar schien. Der ELG wurde das Kaufrecht für das Nachbargrundstück ermöglicht. Die Genossenschaft erklärte sich in der Lage, dem Radweg nicht länger im Wege zu sein. Wir kooperieren jetzt, und das zahlt sich für beide Seiten aus, betonen Martina Leutritz und Tilo Hönicke nun unisono. Die Vernunft hätte gesiegt.

Die ELG lagert nicht nur einen Teil ihres Materialbestandes um, sondern baut jetzt auch eine 400 Quadratmeter große Halle. „Um den Geschäftsbetrieb zu optimieren und das Sortiment für Private und Firmenkunden zu erweitern“, sagt die Geschäftsführerin. Auch der Kundenservice soll sich mit dem neuen Logistikkonzept verbessern. Das alte Wohnhaus, was auf dem Nachbargrundstück gestanden hatte, war bereits im Vorjahr abgerissen und die Fläche vorbereitet worden. Schon am Freitag Nachmittag will die Einkaufs- und Liefergenossenschaft jetzt Richtfest feiern. In der nächsten Woche soll das Dach auf die Halle nahe dem Kulturschloss. „Wir haben alle Fliegen mit einer Klappe geschlagen“, kommentiert Geschäftsführerin Leutritz die neue Situation.

Die Stadt hat ebenfalls eingesehen, dass es wichtig ist, die Interessen der mittelständischen Wirtschaft ernst zu nehmen. Die 90 Meter Radweg will sie mit eigenen Leuten vom Bauhof und mit Ein-Euro-Jobbern stemmen.