SZ +
Merken

Verseuchtes Erbe muss teuer entsorgt werden

Großenhain. Knapp 200Güterwaggonladungen mit Kerosin vergifteterErde soll eine Roßweiner Firma bis Herbst vom Flugplatz abtragen.

Teilen
Folgen

Von Peter Anderson

Schon 40 Zentimeter unter der Oberfläche schimmerte der Ölfilm.“ Umwelttechniker Carsten Habel von der Bauer und Mourik GmbH aus Roßwein kennt das Bild. „Das findet sich überall, wo die Russen waren“, sagt er und winkt ab. „Wahrscheinlich haben die beim Betanken das Kerosin einfach weiterlaufen lassen, wenn das Flugzeug voll war.“

Jetzt kommt der Boden dran

Knapp 40 Jahre nutzten die Rote Armee und später die GUS-Truppen den Großenhainer Flugplatz als Stützpunkt. Bereits im Mai 1945 landete die erste russische Fliegerstaffel. Am 22. März 1993 traten 36 MiG-Jagdbomber und Übungsmaschinen vom Flugplatz Großenhain aus mit ihrem Finsterwalder Schwesterregiment den Heimflug an. Mit der Beseitigung ihres giftigen Erbes hat Sachsen bis heute zu kämpfen. Rund 200 Güterwaggon-Ladungen verseuchte Erde baggern die Roßweiner Umwelttechniker seit gestern an der Westseite des Flugplatzes ab. Später sollen die 13 000 Kubikmeter in einer Bodenbehandlungsanlage im erzgebirgischen Hirschfeld gereinigt werden. Mikroorganismen nehmen sich dort des Gift-Cocktails an. „Das kostet eine ordentliche Stange Geld“, sagte gestern Cornelia Badhorn, die Sprecherin des Sächsischen Immobilien- und Baumanagements. Die Radeberger Niederlassung des Staatsbetriebs verwaltet das rund 100 Hektar große so genannte Areal Nord des Großenhainer Flugplatzes. Eine genaue Summe konnte Cornelia Badhorn nicht nennen. Beobachter gehen mindestens von einem niedrigen Millionenbetrag aus.

Rund zehn Millionen Euro kostete die Sanierung der Großenhainer Russen-Hinterlassenschaft den Steuerzahler bisher. Alte Treibstoffleitungen und Tanks rissen die Spezialkräfte in den vergangenen Jahren aus dem Boden. Jetzt kommt das Erdreich selbst an die Reihe.

„Wir haben in den vergangenen Tagen die Anlage zur Wasserreinigung und die Reifenwäsche aufgebaut“, sagte gestern Bauleiter Lutz Hupfer. Er leitet für die Roßweiner Bauer und Mourik Umwelttechnik die Arbeiten vor Ort. Bei einem so hohen Grad der Verseuchung wie in Großenhain sei es mit dem Abbaggern des vergifteten Erdreichs nicht getan. Zusätzlich müssten die Baugrubenwässer gereinigt werden. Ebenso die Reifen der Baumaschinen, die mit dem vergifteten Boden in Berührung kamen. „Wir haben dazu einen Schwarz-Bereich eingerichtet, wo mit der kontaminierten Erde gearbeitet wird und einen Weiß-Bereich, wo alles sauber sein muss. Die Vorbereitungen sind aufwendig. Bis es den vergifteten Bodenschichten an den Kragen geht, könnte April werden. „Uns fehlt dazu eine Genehmigung vom Regierungspräsidium“, sagt Hupfer.

Supermoto geht weiter

Auf der Kartbahn, deren Gelände zu zehn Prozent von der Sanierung betroffen ist, geht der Betrieb unterdessen regulär weiter. „Das Training und der Verleih sind nicht betroffen“, sagt Lutz Döpmann, der Betreiber der Kartbahn. Das gelte auch für Großenhains Motorsport Nummer eins, das Supermoto. Nur bei der Streckenführung gebe es kleinere Veränderungen. Auch die Anfahrt hat sich geändert: „Der Baustellenverkehr läuft über Major-von-Minckwitz-Straße. Wir sind über die Ortrander Straße erreichbar“, so Döpmann. Bis September zum Flugplatzfest sollte alles wieder beim Alten sein, hofft der Kartbahn-Betreiber. Vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement seien alle Informationen rechtzeitig durchgegeben worden.