Von Claudia Erbert
Die Tische im Café weichen Stuhlreihen für die Konzertbesucher. Fast 60 Plätze sind so entstanden, die alle belegt sind. Pünktlich kommt Vicky Vomit auf die Bühne und setzt sich auf den Barhocker: „Meine Mutter hat immer gesagt, Musiker spielen im Stehen, die bestbezahlten Jobs sind aber die im Sitzen. Also spiele ich so“, erklärt er.
Früher habe er immer zwischen seinen Liedern erzählt und dann gesungen, jetzt hat er das Programm geteilt. „Eine Stunde Kabarett, eine Stunde Musik habe ich mir für heute vorgestellt“, kündigt Vomit an. „Wer nur die Musik hören will, kann jetzt nochmal ne Runde um den Block laufen.“
Er komme aus Thüringen, wo die geografische Mitte Deutschlands liegt, darum seien er und seine Landsleute auch am besten darin, „mittel“ zu sein. Optisch, mittlere Laufbahn und auch sonst wäre Mittelmaß angesagt. Das sehen seine Gäste anders und sind begeistert von seinen Kommentaren zur politischen Situation und aktuellen Ereignissen. Vor allem seine spontanen Einwürfe gefallen dem Döbelner Publikum. Eine Frau, die sich noch nach Veranstaltungsbeginn leise reinschleicht und einen Platz sucht, wird gleich ermahnt: „Du kommst zu spät! Aber die jungen Leute wissen ja heute nicht mehr, wie man sich auf so einer Veranstaltung benimmt“, scherzt er.
Viele der Gäste kennen ihn auch von seinem Bandprogramm. Aus dieser Zeit kann er viel erzählen. So erklärt er, dass es schwierig ist, jeden Abend richtig zu begrüßen, wenn man täglich die Stadt wechselt. Mehrfach versucht er das im Spaß in Döbeln und ruft „Guten Abend Zittau!“. Döbeln kontert mit „Hallo Helge!“
Nach wie vor kommen Ossi-Wessi-Witze gut an. „16 Jahre nach der Wende braucht man doch nicht mehr heucheln, es muss doch ehrlicher Hass möglich sein“, so Vicky Vomit, der sich an dieser Stelle ein Lied nicht verkneifen kann, so dass der erste Teil doch fast anderthalb Stunden dauert.
Nach einer kurzen Pause folgt der eigentliche musikalische Teil. Einige im Publikum können mitsingen, andere haben sich CDs zum Üben gekauft, so dass sie beim nächsten Mal die Texte der aktuellen Titel kennen. Trötensolo, Headbanging und wilde Verrenkungen auf der Bühne sorgen für Stimmung im Publikum, so dass alle überrascht sind, dass es fast Mitternacht ist, als Vicky Vomit nach mehreren Zugaben die Bühne verlässt.