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Videoanrufe und Begegnung auf Distanz

Die Awo Lausitz will mit vielfältigen neuen Bemühungen auch in dieser Zeit allen Ansprüchen gerecht werden.

Von Juliane Mietzsch
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In den stationären Pflegeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt wie hier in der Hoyerswerdaer Thomas-Müntzer-Straße herrscht zurzeit Besuchsverbot. An Möglichkeiten der Begegnung zwischen Bewohnern und ihren Angehörigen wird gearbeitet.
In den stationären Pflegeeinrichtungen der Arbeiterwohlfahrt wie hier in der Hoyerswerdaer Thomas-Müntzer-Straße herrscht zurzeit Besuchsverbot. An Möglichkeiten der Begegnung zwischen Bewohnern und ihren Angehörigen wird gearbeitet. © Foto: Uwe Schulz

Hoyerswerda. Eine klare Botschaft: „Unser Auftrag ist es, unsere Klienten gut zu betreuen, damit Angehörige ihren beruflichen Pflichten nachgehen und unser Leben und die Versorgung aufrechterhalten werden können.“ Mit diesem Statement auf ihrer Website bekräftigt die Awo Lausitz Pflege- und Betreuungs gGmbH, dass eine bestmögliche Betreuung der Kinder und Senioren in den zahlreichen Einrichtungen im Vordergrund steht. Die aktuellen Umstände wirken sich damit nicht nur auf die Zukunft aus wie etwa auf die Verschiebung des Neubaus in der Heinrich-Mann-Straße (Tageblatt berichtete), sondern auch maßgeblich auf das Tagesgeschäft.

Besuchsverbot macht zu schaffen

Der Geschäftsführer der Awo Lausitz, Torsten Ruban-Zeh, betont, dass durch gewohnt hohe Standards der pflegerische Aufwand für das Personal im Augenblick nicht höher ist als zu anderen Zeiten. Umso wichtiger ist aber die physische und mentale Betreuung der Bewohner in dieser Situation. Denn das Besuchsverbot macht den Senioren zu schaffen. Besonders Demenz-Erkrankte können die Gesamtlage nur schwer fassen und begreifen. Ohne die Besuche der Verwandtschaft fehlt ein wichtiger Bezugspunkt. Eine neue Möglichkeit der Begegnung gibt es seit wenigen Wochen für die Bewohner der stationären Pflegeeinrichtungen. Das Altenzentrum und Pflegewohnheim in Hoyerswerda sowie das Altenpflegeheim in Lauta verfügen jetzt über eigens dafür angeschaffte Tablets. Damit können nun Videoanrufe getätigt werden. Das ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, aber das wird in Kauf genommen. Die Einrichtung der Geräte ist schnell erledigt. Es folgen Absprachen, um Termine zwischen den Verwandten und Senioren zu vereinbaren. Letztendlich begleitet das Personal die Senioren am neuen Medium und unterstützt die Handhabung. Die aktuelle Zeit beschreibt Torsten Ruban-Zeh als „Phase der Mehrkosten“. Die höheren Ausgaben gehen mit geringeren Einnahmen einher. Dazu zählen auch die Versorgung mit Mundschutz und Desinfektionsmitteln sowie das Waschen der Arbeitskleidung. Was vorher die Mitarbeiter zu Hause erledigt haben, wird jetzt in die Abläufe der Pflegeeinrichtungen integriert. Notgedrungen wurden kleine Wäschereien eingerichtet. Dort wird in Schutzkleidung die Wäsche entgegengenommen und entsprechend aufbereitet. In Summe entstehen etwa 35.000 Euro an Mehrausgaben pro Monat. Es ist derzeit ungewiss, ob eine Erstattung durch die Pflegekassen erfolgt.

Als in den letzten Wochen Verdachtsfälle aufgetreten sind, wurde die gewohnt enge Zusammenarbeit mit dem Seenland-Klinikum in Hoyerswerda noch wichtiger. Nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus in die Awo-Einrichtung wurden die Bewohner einer 14-tägigen Quarantäne unterzogen. Für diesen Zweck stehen Einzelzimmer zur Verfügung.

Dem Personal Anerkennung zeigen

Trotz aller Vorsicht und Einhaltung der geltenden Vorschriften, gibt Torsten Ruban-Zeh zu bedenken, dass „selbst die höchsten Standards nicht zu hundert Prozent schützen können.“ Das ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Mitarbeiter natürlich auch im privaten Umfeld verschiedene Berührungspunkte haben; sei es mit der Familie oder beim Einkauf.

Doch sicher ist, dass die Sorgen der Angehörigen auch wahr- und ernst genommen werden. Mittlerweile wird daran gearbeitet, eine weitere Lösung zu finden, um Begegnungen stattfinden zu lassen. Beispielsweise derart, dass Bewohner ihre Angehörigen auch vor Ort sehen können. Räumlich getrennt, aber in Sichtweite und mit Kommunikationsmöglichkeiten.

Die Neuaufnahme wird wie gewohnt geregelt – mit Ausnahme mobiler Demenzerkrankter. Denn die Eingewöhnung ist unter diesen Umständen nicht gegeben. In solchen Fällen kann die Tagespflege vorübergehend eine Alternative sein. Denn laut Torsten Ruban-Zeh zählt dieser Bereich aktuell etwa nur 60 Prozent seiner üblichen „Gäste“, was freie Kapazitäten bedeutet.

Die Aufrechterhaltung des täglichen Betriebes hat für die Awo zurzeit Priorität. Eigenmittel werden lieber vorgehalten und in das Personal gesteckt. „Wenn das der Staat nicht regelt, müssen wir schauen, wie wir eine Anerkennung zeigen können“, lässt die Geschäftsführung verlauten.