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Viele Ideen, aber kein Geld um sie zu realisieren

Kamenz, Wolfenbüttel und Halberstadt führen die Ost-Westgespräche im Lessingjahr weiter fort. Vergangene Woche fand in Kamenz eine öffentliche Podiumsdiskussion zum Thema: „Stadtsanierung – Zwischen Tradition und Moderne“ statt. SZ sprach dazu mit dem Kulturamtsleiter der Stadt Wolfenbüttel, Dr. Hans Henning Grote

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Was haben Ost-West Gespräche für Sie in Wolfenbüttel gebracht?

Ich glaube, dass diese Gespräche das gegenseitige Verständnis wesentlich erweitert hat. Dabei ging es nicht nur um Lessingrezeption, sondern auch um die Art wie wir den Gedanken der Aufklärung und der Toleranz im Leben der Menschen unserer Städte wieder finden.

Dann müssten die 11,4 Prozent NPD Wähler in der Lessingstadt Kamenz einige Ernüchterung gebracht haben. Oder?!

Sachsens Wahl hat sicher großes Erschrecken hervorgerufen. Ich glaube aber fest daran, dass die Menschen wissen, welchen Geist sie da aus der Flasche lassen. Nur um das Establishment zu ärgern, muss man ja nicht gleich die Zukunft eines ganzen Landes in den Zusammenhängen von heute abschreiben. Man kann die Zukunft nicht im Geist von vorgestern gestalten.

Kommt diese Enttäuschung nicht auch daher dass in unseren Tagen Ökonomie über vielen Werten steht?

Ohne Ökonomie gäbe es nichts zu verteilen. Doch vergessen wir nicht, auch sie muss den Menschen dienen, damit sie im „Lessingschen Sinn“ Sinn macht. Wer das außer acht lässt, will eine andere Gesellschaft. Wer das zulässt, wird einst die gleichen Fragen gestellt bekommen, wie wir sie unseren Eltern und Großeltern gestellt haben – obwohl wir es dieses Mal ja gewusst haben.

Welche Gemeinsamkeiten haben Sie festgestellt?

Sehr, sehr, viele. Die Hauptsächlichste ist: Das wir alle viele Ideen haben und dass uns das Geld fehlt sie zu realisieren.

Gespräch: Bernd Goldammer