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Viele junge Reiter mit Gehrock und Zylinder

Jonas Budars Lampenfieber steigt. „Es ist das Reiten, das Singen, die Gebete, die Masse an Pferden“, freut sich der 14-jährige Schönauer auf die Osterprozession. Seine Familie lebt tief verwurzelt mit der Tradition.

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Von Andreas Kirschke

Jonas Budars Lampenfieber steigt. „Es ist das Reiten, das Singen, die Gebete, die Masse an Pferden“, freut sich der 14-jährige Schönauer auf die Osterprozession. Seine Familie lebt tief verwurzelt mit der Tradition. Die Brüder Christian (24) und Simon (25), auch die Onkel Josef und Christian reiten mit. „Mein Vater und mein Opa sind früher geritten“, erzählt der Ministrant. Erstmals gehört er Ostersonntag zur Ralbitzer Prozession nach Wittichenau.

Osterbotschaft verkünden

„Wer einmal zu Pferd die frohe Botschaft der Auferstehung verkündet, den lässt sie nicht mehr los“, meint Onkel Christian Wocko, seit fünf Jahren Kantor der Schönauer Osterreiter. Auch er ritt als 14-Jähriger erstmals mit. Damals an der Seite des Vaters. „Oft liefen wir als Kinder der Prozession entgegen. Das letzte Stück auf dem Heimweg durften wir mit aufs Pferd“, sagt der 44-Jährige. „Mein Vater gab uns den Brauch sehr konsequent weiter.“ Weite Wege fuhr er für die Pferde. „Hunderte Kilometer. So problematisch war es in der DDR, Pferde zu besorgen“, erzählt der gelernte Baufacharbeiter. Zum 29. Mal reitet er Ostersonntag mit. Einmal musste er aussetzen. „Das war nach einem Reitunfall. Ein grausamer Ostersonntag.“ Ostern heißt für Christina Wocko viel Arbeit. Sorgfältig poliert sie das Pferde-Geschirr. Blumen und Asparogos (Grünzeug) bereitet sie vor.

Für „ihre“ vier Reiter auf dem Hof legt sie jeweils Stiefel, Reithose, weißes Hemd, Gehrock, Zylinder, weiße Handschuhe und Rosenkranz bereit. Ebenso die Schabracken und die bei Maria Völkel im Dorf gebundenen Schweifschleifen für die Pferde. „Alles muss sorgfältig bereit liegen. So bleibt genug Zeit für das Gebet. Darauf lege ich viel Wert“, betont sie. Am Ostersonntag segnet sie Reiter und Tiere vor der Prozession mit Weihwasser aus.

‚Familie feiert international

International feiert die Familie dieses Jahr Ostern. Außer Christian Wocko und den Söhnen Michael (20) und Sebastian (22) reitet Dachdecker Jörg Möller vom Hof aus mit. Seit fünf Jahren lebt der gebürtige Schönauer in Norwegen. Ostern zieht es den Sorben zurück in die Heimat. „Von Schönau“, so der Kantor, „reiten 33 Teilnehmer mit. Eine sehr junge Prozession. Die Masse der Reiter ist unter 30 Jahre.“ Vor drei Jahren erhielten die Schönauer und Cunnewitzer neue bestickte Osterfahnen. Sie zeigen die Heilige Agnes (Patronin der Schönauer Kapelle) und Herz Jesus (das Zeichen der Cunnewitzer Kapelle). Dieses Jahr tragen Christian Wocko und sein Sohn Michael die Fahnen. „Eine große Ehre. Das erfüllt uns mit Stolz“, sagt der Vater. Am Dorfkreuz kommen die Schönauer Reiter am Ostersonntag-Morgen zusammen. In Cunnewitz schließen sie zu den dortigen Reitern auf. In Ralbitz vereint sich die Gesamt-Prozession. Rund 360 Reiter gehören ihr an. Über Cunnewitz-Schönau-Sollschwitz-Saalau führt die Prozession nach Wittichenau.

Neu: Fahne der Patronin

Unterwegs singen sie Oster- und Kirchenlieder. Sie beten für die Verstorbenen, verehren das heilige Altarsakrament und singen das hohe Loblied zur Marienverehrung und tragen die frohe Botschaft weiter. „Die Osterbotschaft ist für uns ein klares Bekenntnis zum Glauben und zu unserer Muttersprache“, unterstreicht Christian Wocko. Erstmals trägt die Ralbitzer Prozession dieses Jahr die Fahne der Heiligen Katharina (Patronin der Ralbitzer Pfarrkirche) sowie die Fahne mit Christus König. Erstmals führt die Prozession auch die Statue des Auferstandenen mit. „So erhält unsere Prozession ein eigenes, unverwechselbares Gesicht“, meint der Schönauer stolz.