Von Christian Spahr
„Ich wollte doch nur schnell eine Schraube holen“, hat Kommissar Frank Bachmann von einem verzweifelten Autobesitzer gehört. Während der eilige Einkäufer am Heimwerker-Regal stand, verschwanden aus dem Auto seine Wertsachen. „Die meisten Ausreden sind nicht besonders originell“, sagt der regionale Präventions-Experte der Polizei. Es sind Ausreden für Bequemlichkeit und Vergesslichkeit. „Allenfalls den Straßenatlas kann man im Auto lassen“, findet Bachmann. „Die Leute sind immer noch recht leichtsinnig und lassen vieles liegen.“ Der Kommissar führt einen Kampf gegen die Unvernunft, mit mageren Erfolgen. Immerhin ging die Zahl der Diebstähle aus Autos im vergangenen Jahr um knapp acht Prozent zurück – doch immer noch sind es mehr als 500 Fälle im Kreis Meißen.
„Das ist eine Einladung
für Diebe“
Ein Blick hinter Meißner Autoscheiben lässt Frank Bachmann wieder und wieder den Kopf schütteln. „Das ist doch eine Einladung für Diebe“, sagt er und deutet auf einen mattblauen Škoda Favorit. Auf dem Beifahrersitz steht eine Handtasche, daneben ein Plastikkorb mit zwei vollbepackten Tüten. Würden es erfahrene Diebe auch am helllichten Nachmittag wagen? „Kein Problem“, sagt Bachmann desillusioniert. „Die klopfen mit einem Notfallhammer ans Fenster, die Scheibe fällt fast lautlos aus dem Rahmen.“ Es gebe da verschiedene Methoden, munkelt der Kommissar, doch die Tricks der Auto-Einbrecher will er natürlich nicht öffentlich verraten.
Die Polizei findet nur jeden fünften Täter
Auf dem Parkplatz bei Obi, wo viele Meißner ihre Schrauben kaufen, steht auch ein dunkler Nissan. „Da steckt doch ein Handy in der Freisprecheinrichtung“, sagt Bachmann. „Das sehe ich schon beim leichten Hinschauen, und Diebe entdecken das genauso schnell.“ Zwar ist das Handy nicht das neueste Modell und ausgeschaltet, doch das ist in Bachmanns Augen kein Schutz vor Dieben: „Die stecken einfach eine andere Karte in das Telefon.“ In Prospekten empfiehlt die Polizei, sich die Seriennummer des eigenen Handys aufzuschreiben. Dann können die Netzbetreiber das Gerät orten, wenn der Dieb damit telefoniert. Doch das funktioniert nur theoretisch – es ist wegen des Datenschutzes mit viel Papierkrieg verbunden. „Mir ist leider kein Fall bekannt, wo ein Dieb so überführt wurde“, räumt Bachmann ein. Generell ist die Aufklärungsquote für Diebstähle aus Fahrzeugen nicht sehr hoch: Nur jeder fünfte Täter wurde 2002 gefasst. Selbst Spuren-Spezialisten finden oft nicht viel heraus: „Wenn der Dieb nur die Scheibe einschlägt und nach dem Gegenstand greift, gibt es keine Fingerabdrücke“, sagt Frank Bachmann.
Teure Technik ist, neben Handtaschen und Geldbörsen, das Ziel besonders vieler Diebe. Wie man digitale Foto- und Videokameras im Auto lassen kann, versteht Bachmann nicht – doch viele tun es trotz jahrelanger Aufklärungsarbeit der Polizei. Oder sie stecken das Bedienteil ihres teuren Autoradios nicht ein.
Vernünftige Mitarbeiter der Hochschule
„Viele kommen erst zur Kripo-Beratung, wenn sie beklaut worden sind“, erzählt er. In seinem Büro in der Riesaer Bahnhofstraße berät er meist dienstags sicherheitsbewusste Bürger. In Meißen, so scheint es ihm beim Rundgang durch die Stadt, sind nur die Mitarbeiter der Verwaltungsfachhochschule richtig vernünftig: In den Autos auf dem Hochschul-Parkplatz laden keine Handtaschen zum Beutezug ein, und bis auf Kindersitze gibt es auf der Rückbank kaum bewegliche Gegenstände. „So sollte das aussehen“, sagt der Kommissar zufrieden – am Ende eines Rundgangs voller schlechter Beispiele.
Beratungs-Telefon: 0 35 25 / 5 29 49 11