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Tagesgespräch mit Steffen Sievers, Arbeitsagentur Bautzen

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Herr Sievers, zwölf Prozent aller Unternehmen können ihre Lehrstellen nicht besetzen. Sind die Ansprüche zu hoch oder sind die Bewerber einfach zu schlecht?

Beides trifft – mit Einschränkungen – zu. Die Arbeitgeber fordern beispielsweise gute Noten auch in jenen Fächern, die für die Lehrstelle möglicherweise nur bedingt wichtig sind. Die Jugendlichen wiederum bringen tendenziell schlechtere Noten, besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern, mit. Ihnen fehlt es zunehmend auch an ganz normalen Umgangsformen, wie etwa freundlich zu sein. Genau darauf aber achten die Unternehmen immer häufiger.

Welche Berufe sind beliebt, welche nicht?

Bei den Branchen, die an erster Stelle stehen, hat sich wenig geändert: Erzieher, Koch, Kfz-Mechatroniker sowie die kaufmännischen Berufe. Unbeliebt sind die Gebäudereinigung, die Landwirtschaft, die Textilbranche sowie der Beruf des Fachverkäufers im Lebensmittelhandwerk/Fleischerei.

Wie weit sind die Jugendlichen bereit zu gehen, um eine Lehrstelle anzunehmen?

Die Jugendlichen unseres Agenturbezirkes sind flexibler als jene in anderen Bezirken. Wir haben die höchste Quote derer, die außerhalb der Region eine Lehrstelle antreten. Eher heimatverbunden sind Jugendliche aus Görlitz, Löbau und Zittau. Bewerber aus Hoyerswerda, Bischofswerda und Kamenz sind eher bereit, die Stadt, etwa nach Dresden, zu wechseln.

Wie viele Jugendliche nutzen die Berufsberatungszentren, um sich zu informieren?

Rund 90 Prozent fragen einfach mal nach und sammeln erste Informationen über die Berufe.

Gibt es Erfahrungswerte, wie lange Jugendliche nach einem Ausbildungsplatz suchen?

Mehr als 40 Prozent sind Altbewerber – das heißt, dass diese Jugendlichen ein Jahr oder länger suchen. Für sie gibt es Alternativen wie ein berufsvorbereitendes oder ein soziales Jahr, eine überbetriebliche Ausbildungsstelle oder weiterführende Schulen. Mitunter stellt dies jedoch nur eine Warteschleife dar.

Gespräch: Caroline Pollmer