Viele Übernachtungen im Seenland

Großräschen. Die Schlange vor dem Automaten mit Kaffeespezialitäten war lang – jeder wollte sich versorgen, denn es war kürzlich ein langer Tag für die Teilnehmer des zweiten Tourismustages Lausitzer Seenland im Kurmärker Bürgerhaus in Großräschen. Der Tourismusverband Lausitzer Seenland hatte dazu eingeladen. Rund 130 Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter hauptsächlich Vertreter der regionalen (Tourismus-)Wirtschaft, von Kommunen, Einrichtungen, Behörden, Verbänden aus dem Brandenburgischen und sächsischen Teil des Seenlands.
Die erste Veranstaltung dieser Art hatte im vergangenen Jahr im Hoyerswerdaer Computermuseum ZCOM stattgefunden – sicher wäre das auch ein passender Ort gewesen für das Thema des diesjährigen Tourismustages: Digitaler Wandel als Chance für das Lausitzer Seenland. Bevor es dazu spezielle Vorträge und Seminare gab, wurden die sicher von den Anwesenden mit Spannung erwarteten Seenland-Tourismuszahlen für das zurückliegende Jahr verkündet: „Die Zahlen gehen geradezu durch die Decke“, ließ Siegurd Heinze, Landrat des Landkreises Oberspreewald-Lausitz, wissen. Demnach gab es 2018 mit seinem langen, warmen Sommer in der Region 793 003 Übernachtungen, ein Plus von 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr (753 931). Zum Vergleich: 2012 hatte es 590 234 Übernachtungen gegeben. 20 298 fielen im letzten Jahr auf Besucher aus Tschechien, das sind fast 46 Prozent mehr als 2017. Und da in der Statistik nur Beherbergungsbetriebe ab 10 Betten aufwärts auftauchen, dürfte die Zahl noch höher liegen. Fast alle aufgeführten Kommunen in der Übersicht legten bei den Übernachtungszahlen zu, vor allem im sächsischen Seenland (+9,8 Prozent). Boxberg kam beispielsweise auf 32 421 Übernachtungen, was einem Plus von 15 Prozent im Vergleich zu 2017 entspricht. In der Elsterheide am Geierswalder See zählte man 49 955 Gästeübernachtungen (+ 2,3 Prozent). Ausreißer nach unten sind Hoyerswerda (49 705 Übernachtungen bedeuten -3 Prozent) und Guben (-10,4 Prozent). Insgesamt haben sich die Übernachtungszahlen im Seenland seit 2012 nach oben entwickelt: + 34,4 Prozent.
Im Schnitt bleiben die Touristen 2,9 Tage. „Das ist eine gute Zahl für ein entstehendes Reisegebiet“, meinte der OSL-Landrat. Die Region verfügt über 146 Beherbergungsbetriebe mit mehr als 10 Betten in den Mitgliedskommunen des Tourismusverbandes. Die Bettenauslastung betrug im letzten Jahr 37,5 Prozent. „Das ist verbesserungsfähig. Unser Ziel ist, uns weiter nach oben zu entwickeln“, sagte Verbandsgeschäftsführerin Kathrin Winkler.
Siegurd Heinze wiederholte das gesteckte Ziel, bis 2025 im Seenland auf 1,5 Millionen Übernachtungen zu kommen. „Ohne Digitalisierung wird das nicht gehen“, spannte er den Bogen zum eigentlichen Thema des Tages. Ein Großteil der Übernachtungen werde online gebucht, Tendenz steigend. Eine ordentliche Internetverbindung sei die „Eintrittskarte“ der Zukunft für den Gast. „Gäste erwarten W-LAN in den Unterkünften und auf Zeltplätzen“, machte er klar. In den Landkreisen sei der Breitband-Ausbau auf den Weg gebracht, auch wenn die Prozedur lange dauert, wegen des aufwendigen Ausschreibungsverfahrens und der begrenzten Tiefbaukapazitäten. „Breitband kommt auf breiter Ebene“, versicherte er den Anwesenden.
Lächelnde Gesichter gab es nicht nur angesichts der Zahlen. 16 Einrichtungen im Seenland dürfen sich seit gestern für die nächsten drei Jahre mit dem neuen Label „Familienfreundlich im Lausitzer Seenland“ schmücken. Diese Auszeichnung wird, wie berichtet, nach einer Prüfung mit Vor-Ort-Besichtigung vergeben. Dabei werden die teilnehmenden Betriebe anhand eines Kriterienkatalogs in den jeweils möglichen Kategorien Beherbergung, Gastronomie, Freizeit und Aktiv abgeklopft. „Fast alle erhobenen Betriebe mussten nacharbeiten und haben ihre Hausaufgaben gemacht“, sagte Kathrin Winkler.
Familiengerechte Zimmer, hauseigene Spielplätze, familiengerechte Themenangebote, Familienführungen oder Familientickets sind einige Kriterien, auf die es ankommt. Außerdem Kinderspeisekarten oder Beschäftigungsmöglichkeiten in Gasthöfen. Der Verband möchte das Seenland als familienfreundliche Urlaubsregion bekannt machen. Im Seenland-Magazin und im Gastgeberverzeichnis 2020/21 werden die familienfreundlichen Betriebe entsprechend gekennzeichnet. Aus der näheren Umgebung gehört das Schloss Hoyerswerda mit seinem neuen Erlebnisbereich und der kreativen Museumspädagogik zu den Ausgezeichneten. Außerdem der Zoo, die Energiefabrik Knappenrode (dort gibt‘s sogar einen Baby-Wickelraum für Männer), das Computermuseum ZCOM und die Krabatmühle Schwarzkollm mit dem Restaurant im Haus des Müllers. Welche Kinder würden nicht auf Plinsen oder schwarzes Müller-Eis abfahren?
www.lausitzerseenland.de