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Vier Nationen auf einer Bühne

Junge Musiker aus drei Ländern und Gäste aus der Ukraine trafen sich am Mittwoch zum fünften Drei-Länder-Konzert der Musikschule Büchner.

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Von Bettina Ernst-Bertram

Bald werde ich auch bei so einem Konzert mitspielen“, hofft der siebenjährige Jonathan. „Ich lerne bei Frau Büchner Klavier“, sagt der Erstklässler stolz. An diesem Mittwoch hat er mit seiner Zwillingsschwester Maria und seinem Bruder Joachim (10) im Zuschauerraum des Theaters Platz genommen, um das Drei-Länder-Konzert der Internationalen Musikschule „Musica via regia“ zu verfolgen. Ihr großer Bruder Johannes (18) spielt auch Klavier, erzählen die Kinder. Er habe bereits Preise gewonnen, beim Landeswettbewerb „Jugend musiziert“ zum Beispiel. Jüngst ist er mit den Görlitzern Konrad Pfeifer (18) und David Adamik (12) im Schloss Lomnitz aufgetreten.

Begeisterung ist ansteckend

„Heute sollte Johannes an sechs Stücken mitwirken, aber Katastrophe!“ Ljudmila Büchner, die Leiterin der Internationalen Musikschule, ist voller Mitgefühl für ihren begabten Schüler, denn: „Johannes hatte einen Fahrradunfall. Seine rechte Hand ist geprellt. Ein Stück wird er aber trotzdem spielen, und zwar nur mit links“, kündigt die renommierte Klavierlehrerin an. Während sie zur Inspizientin hinter die Bühne eilt, lobt sie mit „bardso dobsche“ und viel „djenkuje“ noch junge Geigerinnen: „Es ist ein überwältigendes Glück, die Kinder aus Polen, Tschechien und aus Deutschland hier so dicht miteinander musizieren zu sehen, schwärmt sie.

Le Thuy Tien (14) aus Görlitz zum Beispiel, die mit Katarzyna Mielniczyn aus Polen „Die Morgendämmerung“ vierhändig aufführen wird, pflichtet ihrer Lehrerin bei: „Wir waren nach dem letzten Klavier-Workshop so begeistert und motiviert – es macht wirklich viel Spaß. Ich habe mich gleich für ein Sprachenlager Polnisch angemeldet“, sagt die Gymnasiastin.

Indessen sitzt im Halbdunkel des Hintergrundes ein hoch konzentriertes Mädchen aus Polen – die Partitur auf den Knien – und eilt mit ihren Fingern über imaginäre Tasten. Die Aufregung vor einem Konzert lässt hingegen David Adamik (12) aus Görlitz noch fröhlicher sein. Im fünften Jahr lernt er Klavier bei Ljudmila Büchner. Vor großen Auftritten übt er bis zu sechs Stunden täglich. Beim Konzert interpretiert er ein Stück von Franz Liszt. Im vergangenen Jahr hat David bereits mit „sehr gut“ den „Schumann-Wettbewerb“ absolviert, in diesem Jahr den Regional-Wettbewerb „Jugend musiziert“.

Bravo-Rufe vom Publikum

„Ich spiele am liebsten schnelle Sachen, so wie das Stück ‚Galopp für sechs Hände‘, bei dem es auf die Motorik ankommt“, sagt er.

Das fünfte Internationale Drei-Länder-Konzert präsentierte im Görlitzer Theater die Ergebnisse eines Workshops, an dem vierzig junge Musiker aus Polen, Tschechien und Deutschland teilgenommen hatten, darunter zahlreiche Preisträger. Als Gäste hatte Ljudmila Büchner fünf Musiker aus der Ukraine eingeladen, die unter anderem die Komposition „Space barocco“ von Viktor Telychko zu Gehör brachten, ein modernes Werk, das zu Assoziationen um einen Weltraumflug einlädt. Besondere Farbe brachten auch die Instrumente der ukrainischen Musiker ins Konzert: das Bayan, eine „Knopfharmonika“, die Domra, ein balalaikaähnliches Instrument, und eine zwei Meter große Kontrabass-Balalaika, deren exzellenter Gebrauch vom Publikum mit „Bravo“-Rufen honoriert wurde.