Von Tilo Berger
Immer mehr Touristen lassen sich von der vietnamesischen Halong-Bucht verzaubern. Fast 2000 Kalkfelsen ragen hier teils mehrere Hundert Meter hoch steil aus dem Südchinesischen Meer. Was kaum ein Besucher dieser 1994 zum Weltnaturerbe erklärten Landschaft weiß: Im Hinterland der Halong-Bucht arbeitet ein großes Kohlebergwerk. Wie überall in Bergwerken, wird auch hier aufsteigendes Grundwasser abgepumpt. Dieses schlammige Wasser fließt direkt in den Vang-Danh-Fluss – und der mündet in die Halong-Bucht.
Um das Weltnaturerbe zu schützen, erließ die vietnamesische Regierung mehrere Gesetze. Eines sieht den Bau einer Anlage zur Reinigung des Grubenwassers aus dem Kohlebergwerk vor.
Ein Novum für Vietnam. In Ländern wie Deutschland gehören derartige Anlagen zur normalen Ausstattung von Bergbaurevieren. Auch die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) kennt sich damit bestens aus – in den ersten Jahren nach 1990 noch mit eigenen Tagebauen, jetzt als Sanierungsträger für die beiden ostdeutschen Braunkohlereviere. Über mehr Wissen und Erfahrungen bei der Bergbausanierung verfügt derzeit weltweit kein Unternehmen. Um dieses Wissen zu vermarkten, organisierte die LMBV vor fünf Jahren erstmals einen Sanierungskongress für Fachleute aus aller Welt. Zu den mehr als 240 Teilnehmern gehörten damals auch Vertreter aus Vietnam. Ein Jahr später kamen sie auf das Angebot der LMBV zurück, von deren Sanierungserfahrungen zu profitieren. Fachleute aus Vietnam, von der LMBV, vom Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle und weitere Partner entwickelten zunächst eine Forschungsanlage.
LMBV-Ingenieur Michael Illing war von Anfang an dabei: „Eine hiesige Grubenwasser-Reinigungsanlage lässt sich nicht genauso in Vietnam bauen. Das tropische Klima setzt ganz andere Voraussetzungen“, berichtet er. „Es gibt Regen- und Trockenzeiten, die Wasserqualität ist ganz anders als hier – das alles muss so eine Anlage berücksichtigen. Für uns war das eine besondere Herausforderung.“
Inzwischen arbeitet die Forschungsanlage mit Erfolg, jetzt folgt der zweite Schritt: Bis Mitte kommenden Jahres bauen die Vietnamesen zusammen mit der LMBV eine große Grubenwasserreinigungsanlage, die stündlich 2400Kubikmeter Wasser weitgehend sauber in den Vang-Danh-Fluss abgeben kann.
Über dieses Projekt berichtet Michael Illing auf dem zweiten LMBV-Sanierungskongress, der heute in Dresden beginnt. Bis Freitag will das Unternehmen vor mehr als 250 Fachleuten aus 18Ländern über seine Angebote und Erfahrungen berichten und die Vorstellungen der weitgereisten Gäste hören.
Mittlerweile spricht Illing als Chef der 2008 gegründeten LMBV international GmbH. Die achtköpfige Tochterfirma des bundeseigenen Unternehmens soll wachsen. Denn im Inland geht die Sanierung der Bergbau-Altlasten langsam dem Ende entgegen. Weltweit indes gibt es noch viele sanierungsbedürftige Bergbaureviere.